Das Ende vom Geld - Ein Todesexperiment
Am Montag, den 17. Juni und Dienstag, den 18. Juni war es für den Literaturkurs unter Leitung von Frau Körner Weinert ebenfalls soweit: Das Ergebnis aus fast 1 Jahr Proben wurde in der Aula des Gymnasiums An der Stenner vielen Zuschauern, darunter wie so oft Eltern und Geschwister wie auch Omas und Opas, Lehrer und Freunde - eine bunte Mischung, wie bei nahezu allen öffentlichen Veranstaltungen am Stenner - präsentiert.
"Das Ende vom Geld?" Von Kaum vorstellbar aber der Literaturkurs hat die Idee von Urs Widmer aus dem Jahre 2012 ein Jahr später an beiden genannten Tagen ab 19:30 Uhr zur Realität werden lassen. Wie muss man sich solch eine Welt vorstellen?
Bevor das "Ende des Geldes" eingeläutet wird, beginnt das Stück klassisch mit der Tagesschau, in der von der immer noch anhaltenden Flutwelle in ganz Deutschland berichtet wird, aber auch vom alljährigen Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Doch die Sprecherin macht mit einer Liveschaltung zu ihrer Kollegin vor Ort deutlich, dass ein heftiges Unwetter aufzieht. Man solle alle Türen und Fenster geschlossen halten und das Haus nicht verlasen. Doch das kann den letzten Abend eines Weltwirtschaftsgipfels natürlich nicht stoppen, sodass sich dort alle Namen der Welt treffen: Banker inkl. seiner Geliebten, NGO-Deligierte, Unternehmer, Professoren, eine Ministerin, ein Bischof und ein Chinese.
Doch kurz nachdem sich alle in der Hotel-Lobby in Davos eingefunden haben, versagen alle Mobiltelefone. Die Leitung unterbricht und alle hochrangigen Namen sitzen dort fest; das Unwetter zieht mit voller Härte herein. Noch stattfindende Meetings werden abgesagt oder werden durch die fehlenden Chauffeure gar nicht erst erreicht. Der Schnee liegt meterhoch in den Straßen, auf denen nicht ein einziger Mensch anzutreffen ist, sodass sich alle wieder in der Lobby einfinden.
Doch dort wollen und können sie nicht bleiben, da ohne sie, ohne die Banker kein Geld in drei Sekunden "von West nach Ost" um den Globus transferiert werden kann: das Ende des Geldes naht. Die Welt muss wissen, dass sie dort festsitzen. Eine Taube soll in diesem Fall helfen, welche die Hoteldirektorin dabei hat. Schnell wird das Ziel "einprogrammiert" und die Taube auf den Weg geschickt - bei minus 30°C. "Tierquäler, Taubenmörder" schreit die NGO-Deligierte. Dass die Hoteldirektorin dem Banker erklärt, dass die Taube zwar immer nach Davos zurückfindet, aber nicht nach Berlin, Paris, New York oder "Beijing", interessiert den Banker erst gar nicht, der sich wenig später maßlos darüber aufregt, dass er aktuell seiner Arbeit nicht nachgehen kann - die NGO-Deligierte ruft bereits die bekannte Notfallnummer an, welche jedoch dank ausgefallenem Mobilfunknetz auch in diesem Notfall nicht zu erreich ist - bis er auf der Bühne zusammenbricht. Er betont oft, dass ohne Geld eine Weiterentwicklung der Welt, der Länder und eines jeden Einzelnen von uns nicht stattfinden kann; dass Banker nachhaltiger sind, als viele immer meinen.
Doch das kann alle anderen Anwesenden nicht davon abhalten, sich nun nach seinem Zusammenbruch, ihre Meinung über Banker kundzutun. Denn so nachhaltig sind Banker gar nicht, die in erster Linie an sich selbst denken, und dann erst an andere. Dass Ottonormalverbraucher übers Ohr gehauen werden, nur damit die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer werden. Dass selbst seine Geliebte ihn nun auffordert, sich mehr Zeit für sie zu nehmen, dass nicht immer nur sie auf ihn wartet, weil "sorry Maus, da ist was dazwischen gekommen, ich muss weg". Oder dass Banker es so weit treiben, dass ganze Familien am Ende ihres Geschäftes mit der Bank auf der Straße sitzen. Banker sind ihrer Ansicht nach an allem Schuld, auch wenn sich der Markt selbst regeln sollte, wie es der Banker immer meint.
Tja, nun sitzen sie alle in der Hotel-Lobby fest. Es gibt weder etwas zu Essen, noch zu trinken. Draußen tobt ein Schneesturm und alle Gipfelteilnehmer bekommen langsam Hunger. Auch wenn der Chinese "Hund, Affe oder Katze" essen würde - nichts von alle dem ist vorhanden, sodass "einer von ihnen geopfert werden muss". Der Banker schlägt völlig nachhaltig seine Geliebte vor, die geopfert werden soll. Plötzlich taucht auch der Koch aus den Katakomben des Hotels auf, der ebenfalls das Ende der Welt ankündigt; dass jetzt alle dran sind - "auch die Kinder". Neben dem auftretenden Hunger stinkt es erbärmlich in der Lobby, da die Türen und Fenster nicht geöffnet werden können, sodass die Idee entstand, man könne doch sein Geld essen. Sprichwörtlich sind wir somit beim "Ende des Geldes" angelangt. Doch schmeckt es nicht sonderlich gut, sodass die Gipfelteilnehmer weiter warten müssen, bis endlich ein Anruf den Banker erreicht. "Das Netz ist wieder da" und alle Teilnehmer flüchten aus dem Hotel zum nächsten Termin.
Zwischen den einzelnen Szenen treten immer wieder weiße Schafe auf, die die "Normalbürger" der aktuellen Krisenländer Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien darstellen, die unter all dem Geld der Banker zu leiden haben. Sie zählen ihre Leiden auf, doch ändern können sie nichts, da sie wie ein Faden an den Bankern dieser Welt abhängen. Sie werden wie Schafe von den Bankern hin- und hergetrieben, bis sie vorm Abgrund stehen.
Sie haben noch nicht genug von Literatur und Bühnentheater? Dann heißen wir Sie am kommenden Freitag, den 21. Juni und Montag, den 24. Juni in unserer Aula herzlich willkommen, wenn es um "Die Welle", basierend auf gleichnamigen Kinofilm, geht. Einlass ist wie gewohnt um 19:00 Uhr, Beginn um 19:30 Uhr. Wir freuen uns auf Sie!
Autor:Daniel Bohle aus Iserlohn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.