Stadtgeschichtliche Vortragsreihe in Iserlohn
Biografien, rechte Kämpfe und Kolonialgeschichte

Bürgermeister Michael Joithe und Stadtarchivar Rico Quaschny präsentieren das neue stadtgeschichtliche Vortragsprogramm. Foto: Stadt Iserlohn
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Kaum ein Vortragshalbjahr war so gut besucht wie die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv, VHS und Historischer Kommission für Westfalen im ersten Halbjahr 2024. Grund dafür war der Themenschwerpunkt "175 Jahre Iserlohner Revolution", der die zahlreichen anderen Aktivitäten zu diesem Jubiläum in Iserlohn mit wissenschaftlich fundierten Vorträgen ausgewiesener Experten begleitete.

Für das zweite Halbjahr 2024 präsentiert das Stadtarchiv Iserlohn nun wieder eine vielfältige thematische Mischung. So werden Biografien von Persönlichkeiten vorgestellt, die mit Iserlohn in enger Verbindung stehen, die Kämpfe der politischen Rechte gegen die Weimarer Demokratie in Iserlohn beleuchtet und eine neue Quellensammlung zu kolonialen Spuren in Westfalen-Lippe präsentiert.

Zum Verständnis der Gegenwart

Bürgermeister Michael Joithe betont: "Die Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte trägt dazu bei, dass sich Menschen mit ihrer Heimatstadt identifizieren. Heimatgeschichte, die auch die Schattenseiten der Vergangenheit nicht ausblendet, kann einen Beitrag zum besseren Verständnis unserer Gegenwart liefern."

Stadtarchivar Rico Quaschny freut sich besonders über die biografischen Vorträge: "Es ist an der Zeit, auch an vergessene Iserlohner zu erinnern. Während beispielsweise der Arzt Dr. Tolberg im Magdeburger Raum sehr bekannt ist, dürften bislang nur wenige Interessierte wissen, dass er in Iserlohn geboren wurde, fehlt sein Name doch in allen Veröffentlichungen zur Iserlohner Stadtgeschichte." Der Stadtarchivar hofft auf ähnliche Entdeckungen in den kommenden Jahren.

Start am 24. September

Die stadtgeschichtliche Vortragsreihe beginnt am Dienstag, 24. September, mit einem Vortrag von Britta Meldau und Mathias Hille vom Stadtarchiv Schönebeck (Elbe). Sie stellen mit Dr. Johann Wilhelm Tolberg (1762-1831) den Arzt vor, auf den 1802 die Gründung des ersten deutschen Solebades in Elmen bei Schönebeck zurückgeht. Tolberg war 1762 als Sohn eines Handwerkers in Iserlohn geboren worden und hatte familiäre Wurzeln in der Grafschaft Mark.

Thomas Horschler und Hartmut Ganzke aus Unna widmen sich in ihrem Vortrag am Dienstag, 15. Oktober, der Biografie des von 1956 bis 1958 amtierenden Ministerpräsidenten des Landes NRW, Fritz Steinhoff (1897-1969). Der Sozialdemokrat, der während der NS-Zeit zeitweise im KZ Sachsenhausen inhaftiert war, lebte und arbeitete in der Waldstadt. Er blieb der Stadt eng verbunden und wurde auch hier begraben.

Als Fortsetzung des früheren Themenschwerpunkts zum Kolonialismus erläutern Barbara Schneider M.A. und Dr. Fabian Fechner von der Fernuniversität Hagen am Mittwoch, 6. November, die von ihnen erarbeitete digitale Quellensammlung zu kolonialen Spuren in Westfalen, die 100 historische Schriftquellen, Bilder und Objekte aus allen Gegenden von Westfalen und Lippe umfassen wird.

Während im Iserlohner Revolutionsgeschehen des Jahres 1849 der Justizrat Franz Ludwig Nohl eine besondere Rolle spielte, machte sich sein Sohn Ludwig Nohl (1831-1885) als Musikwissenschaftler und Verfasser von Büchern über Mozart, Beethoven, Wagner und Liszt einen Namen. Prof. Dr. Matthias Kruse von der Universität Hildesheim hat im vergangenen Jahr eine umfangreiche musikwissenschaftliche Arbeit über Ludwig Nohl veröffentlicht und wird am Dienstag, 12. November, Nohls Leben und Wirken vorstellen.

Wiederholt sich Geschichte?

Dr. Walter Wehner aus Iserlohn verfolgt in seinem Vortrag am Dienstag, 3. Dezember, die politische Entwicklung in Iserlohn 1918/19, wobei der Schwerpunkt bei den rechten Kämpfen gegen Demokratie und Republik während der Weimarer Zeit liegt. Es wird aufgezeigt, wie es gelingen konnte, die Demokratisierung der Gesellschaft zu behindern, die Republik und ihr parlamentarisches System zu zerstören und an ihrer Stelle ein nationalistisches und völkisches System auch auf kommunaler Ebene zu errichten.

Als bewährter Kooperationspartner der Vortragsreihe tritt die Volkshochschule Iserlohn auf, die alle Angebote in ihr neues Programm aufgenommen hat.
Alle Vorträge beginnen jeweils dienstags um 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der Volkshochschule im Stadtbahnhof (Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn). Der Eintritt kostet jeweils sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro.

Die Informationsveranstaltung zur digitalen Quellensammlung zu kolonialen Spuren in Westfalen-Lippe am 6. November beginnt bereits um 18 Uhr im Multifunktionsraum in der "Alten Post". Der Eintritt ist frei.

Das Faltblatt mit der Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Vorträgen liegt im Stadtarchiv, weiteren Kulturinstituten und in der Stadtinfo aus. Es wird auf Wunsch gern zugesandt und ist im Internet abrufbar.

Autor:

Lokalkompass Iserlohn-Hemer aus Iserlohn

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