Betriebe brauchen Planungssicherheit und Wachstumsperspektiven
Licht und Schatten prägen Konjunktur im Märkischen Südwestfalen

Nach dem dramatischen Konjunktureinbruch im Krisen-Jahr 2020 befindet sich die Wirtschaft im Märkischen Kreis, im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen weiterhin in schwerstem Fahrwasser. Zu dieser Einschätzung kommt Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK), bei der Vorstellung der aktuellen SIHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2021.

Die aktuelle Lage ist so heterogen wie selten zuvor. Corona spaltet die Wirtschaft. Es gibt einerseits dunkle Schatten vor allem bei den vom Lockdown betroffenen Betrieben, von denen viele um ihr Überleben kämpfen. Fast die Hälfte der Einzelhändler, die sich an der Umfrage beteiligt haben, berichtet von einer schlechten Geschäftslage. Die aktuelle Finanzlage vieler Händler ist von schwindendem Eigenkapital, Liquiditätsengpässen und einer hohen Belastung durch Kreditzinsen geprägt. Gut ein Viertel der Einzelhändler sieht sich von der Insolvenz bedroht.

Ähnlich düster ist das Bild bei den personenbezogenen Dienstleistern: Hatten im Januar 2020 noch fast drei Viertel dieser Dienstleister gemeldet, sie hätten eine gute Geschäftslage, so sank dieser Wert innerhalb des Corona-Jahres auf jetzt nur noch sieben Prozent. Im Gegenzug steigt der Anteil mit einer schlechten Geschäftslage von sieben Prozent im Januar 2020 auf aktuell alarmierende 61 Prozent. Mehr als die Hälfe der Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig berichtet von Liquiditätsengpässen, mehr als ein Fünftel leidet unter zunehmenden Forderungsausfällen.

Auf der anderen Seite sind vor allem in der Industrie Lichtblicke zu verzeichnen: Etwa drei Viertel der Industriebetriebe schätzen ihre Geschäftslage gut oder befriedigend ein. Im vergangenen Herbst meldete noch mehr als die Hälfte der Industriebetriebe über eine schlechte Auslastung, aktuell nur noch jeder Vierte.

„Konjunkturumfragen haben in diesen Tagen die Schwierigkeit, die Lage umfassend zu beschreiben. Ein hoher Auftragsbestand in der Industrie ist in Coronazeiten insofern mit Fragezeichen versehen, weil niemand weiß, ob die Betriebe Aufträge störungsfrei abarbeiten können. Zugleich haben sich Kostenstrukturen erhöht, das setzt in vielen Betrieben die Ergebnislage unter Druck und Eigenkapitalreserven schwinden. Steigende Rohstoff- und Energiepreise und der immer noch bedrückende Mangel an qualifizierten Fachkräften lassen positive Lichtblicke und gute Auftragsbestände damit auf dünnem Eis stehen. Umso wichtiger wäre es, dass Politik frühzeitig die Sorge aus dem Weg räumt, es könnten nach der Pandemie Steuererhöhungen drohen, um Schulden zu finanzieren. Vielmehr braucht die regionale Wirtschaft ein Wachstumsprogramm mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie“, betont Stoffels.

SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat ergänzt: „Wegen der Tragweite von Entscheidungen zum Infektionsschutz muss die Politik vor weiteren möglichen Beschränkungen Infektionsrisiken in der Wirtschaft weiter konkretisieren, statt pauschal weitere Branchen möglicherweise runter zu fahren.“ Das gelte auch für die bereits seit Wochen beschränkten Branchen. Der Handel, die Gastronomie, die Veranstaltungsbranche und weitere Unternehmen hätten vielfach aufwendig umfassende Schutzkonzepte erarbeitet. Politik und Verwaltung seien mehr denn je gefordert, für Planungssicherheit und Wachstumsperspektiven zu sorgen.

An der Umfrage haben vom 14. Dezember 2020 bis zum 9. Januar 2021 haben mehr als 500 Unternehmen aus Hagen, dem Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis teilgenommen. Der vollständige Konjunkturbericht kann unter www.sihk.de/konjunktur heruntergeladen werden.

Autor:

Stephan Faber aus Iserlohn

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