Traumberuf Friseurin
Junge Mutter aus Syrien will endlich durchstarten

 Oula Abo Alenen im Beartungsgespräch mit einer Kundin. | Foto: Handwerkskammer Dortmund
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Vor fünf Jahren ist Oula Abo Alenen mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Den eigenen Friseursalon in Damaskus musste die junge Mutter schweren Herzens aufgeben. Jetzt will sie als Friseurin endlich wieder durchstarten.

Dank des Projekts "ValiKom" und der Unterstützung der Handwerkskammer (HWK) Dortmund konnte sie sich ihre beruflichen Kenntnisse zertifizieren lassen - und somit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

„Ich hatte immer den Traum, Friseurin zu werden“, erzählt Oula Abo Alenen. Die Begeisterung für den Beruf kann man der 34-Jährigen an den Augen ablesen. Vor fünf Jahren ist sie mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Den eigenen Friseursalon in Damaskus musste die junge Mutter schweren Herzens aufgeben und sich den Herausforderungen in der neuen Heimat stellen. Jetzt will sie in ihrem Traumberuf endlich wieder durchstarten.

Von Damaskus nach Hagen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Abo Alenen für ihren Traumberuf starkmachen muss. In Syrien studierte sie ihren Eltern zuliebe sechs Jahre lang Jura. Aber sie konnte sich mit diesem Karriereweg nie anfreunden, folgte schließlich ihrem Herzen und erlernte an einem Institut das Friseurhandwerk. 2011 erreichte sie einen persönlichen Meilenstein: Mit einer Freundin eröffnete sie in Damaskus den Friseursalon „Al Zuhur“, zu Deutsch „Die Blumen“.

Irgendwann hat sie sogar selbst angehende Friseurinnen unterrichtet. Doch 2015 war dann Schluss. Der Salon musste geschlossen werden. Wegen der anhaltenden Kämpfe im Land floh die junge Familie nach Deutschland. Mit den zwei kleinen Kindern und ihrem Mann wohnt Abo Alenen in Hagen. Der Wunsch, wieder als Friseurin zu arbeiten, ist groß. Daher suchte sie im Internet nach
Möglichkeiten, sich ihre beruflichen Fähigkeiten anerkennen zu lassen. Dabei stieß die 34-Jährige auf das Projekt „ValiKom“ bei der HWK Dortmund. „Mir bedeutet es sehr viel, wieder als Friseurin tätig zu sein. Es ist mein Traumberuf. Doch es ist schwer, ohne anerkannte Ausbildung hier zu arbeiten.“

Daniela Weber, Ansprechpartnerin für das „ValiKom“-Verfahren bei der Handwerkskammer, hat die junge Mutter auf dem Weg zur Validierung unterstützt: „Frau Abo Alenen ist eine überaus motivierte Teilnehmerin, die vom ersten Moment an den Willen gezeigt hat, sich beruflich weiterzuentwickeln. Es freut mich, sie dabei unterstützen zu können und mit ‚ValiKom‘ ein passendes Instrument zu haben.“ Vor mehreren Wochen stand Abo Alenen endlich wieder in einem Friseursalon. Bei einem dreiwöchigen Praktikum bereitete sie sich auf die anstehende Bewertung vor. „Ich habe beim Styling und Färben geholfen. Alle waren sehr nett und haben mir viel erklärt. Die Materialien hier unterscheiden sich etwas von denen in Damaskus. Ich habe also auch viel Neues gelernt“, erzählt die junge Mutter.

„Die Meisterin hat vorher genau festgelegt, welches Verhalten sie von Frau Abo Alenen beim Umsetzen der Aufgaben erwartet“, erinnert sich Weber. „Anhand praktischer Aufgaben in Kombination mit Fachgesprächen haben wir geschaut, welche Tätigkeitsbereiche des Ausbildungsberufs sie ausführen kann.“

Zertifikat über berufliche Kenntnisse

HWK-Abteilungsleiterin für Berufsbildungsrecht Martina Schmidt: „Wir wollen Personen ohne formalen Berufsabschluss die Chance geben, zu zeigen, was sie können. Indem wir ihre beruflichen Kompetenzen überprüfen und mit unseren aktuellen Berufsbildern vergleichen, erhalten die Teilnehmer eine verlässliche Information über ihre beruflichen Qualifikationen und auch über das, was ihnen im Vergleich zum ausgebildeten Gesellen fehlt.“

Die Anforderungen des Berufsbildes waren hoch, deshalb war es nicht leicht für die 34-Jährige, alle Kriterien zu erfüllen. In einigen Bereichen muss sie noch dazulernen. Davon lässt sie sich aber nicht beirren, sondern sieht dies viel mehr als Chance, sich gezielt weiter zu qualifizieren. Jetzt hat sie ihr Zertifikat bei der HWK Dortmund erhalten – auch eine Premiere für die Kammer. Damit kann die Suche nach einem Job in ihrem Traumberuf endlich losgehen.

„Das von der HWK Dortmund verliehene Validierungszertifikat vermittelt zunächst einmal Anerkennung und Wertschätzung“, sagt Schmidt. Noch wichtiger sei aber, dass den Teilnehmenden im Rahmen der begleitenden Beratung Perspektiven für ihre weitere berufliche Entwicklung aufzeigt würden. Davon könnten auch die Mitgliedsbetriebe profitieren, die konkrete Hinweise für die Personalentwicklung erhalten – und hochmotivierte Mitarbeiter.

Hintergrund:
Für das Projekt „ValiKom“ wurde ein Verfahren entwickelt und erprobt, mit dem berufsrelevante Kompetenzen, die außerhalb des formalen Bildungssystems erworben wurden, bewertet und zertifiziert (validiert) werden können. Personen, die am Verfahren teilnehmen, erhalten mit dem Zertifikat ein „offizielles“ Dokument, das sie für Bewerbungen am Arbeitsmarkt nutzen können. Berechtigungen sind mit dem Kammerzertifikat nicht verbunden, jedoch bietet es Anreize und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, ggfs. bis hin zur Fach- und Führungskraft. Betriebe erhalten konkrete Aussagen über vorhandene Berufskompetenzen und deren Passfähigkeit zu den von ihnen gesuchten Profilen und damit ein Instrument zur Personalentwicklung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

 Oula Abo Alenen im Beartungsgespräch mit einer Kundin. | Foto: Handwerkskammer Dortmund
HWK-Abteilungsleiterin für Berufsbildungsrecht Martina Schmidt (r.) und Daniela Weber (l.), Ansprechpartnerin für das "ValiKom"-Verfahren, übergaben Oula Abo Alenen das ValiKom-Zertifikat. | Foto: Handwerkskammer Dortmund
Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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