Lebensgefahr im Wasser
DLRG-Ortsgruppe Hagen kann seit März 2020 keine Nichtschwimmer unterrichten

Noch kann die DLRG-Ortsgruppe Hagen die Schwimmkurse für Kinder nicht wieder anbieten.  | Foto: DLRG-Bundesverband
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"Wir hoffen, dass wir nach den Sommerferien wieder Nichtschwimmerkurse anbieten können", sagt Arianna Schmidt (28), zweite Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Hagen und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. Im März 2020, als die Schulen wegen der Coronapandemie das erste Mal schlossen, musste auch die DLRG ihre Schwimmkurse einstellen. Seitdem konnte sie keine Kinder unterrichten.

Von Vera Demuth

Normalerweise besuchen pro Jahr etwa 90 Jungen und Mädchen ab dem fünften Lebensjahr die Nichtschwimmerkurse der DLRG Hagen. Im Westfalenbad gewöhnen sie sich ans Wasser und bereiten sich darauf vor, am Ende des Kurses das Seepferdchen-Abzeichen abzulegen. "Dann geht man nicht unter, ist aber noch kein sicherer Schwimmer", empfiehlt Schmidt Eltern, ihre Kinder zumindest auch noch den anschließenden Bronze-Kurs besuchen zu lassen.
Doch zurzeit geht dies alles nicht. Im Sommer 2020 konnten lediglich für einige Zeit Rettungsschwimmerkurse angeboten werden, bevor im Oktober wieder alles dicht gemacht wurde. Die Rettungsschwimmerkurse im Westfalenbad haben nun am 9. Juli wieder begonnen – mit verkürzten Zeiten und verkleinerten Kapazitäten. Die Kinder müssen jedoch weiterhin warten. Bei ihnen könnten während des Unterrichts die vorgeschriebenen Hygienemaßnahme und Abstände nicht eingehalten werden, erklärt Arianna Schmidt. Zudem kann die DLRG momentan nur eine Wasserfläche nutzen, bei der die Tiefe zwei Meter beträgt. "Da können wir nicht mit Nichtschwimmern reingehen."
Sollte sich die Hoffnung der DLRG darauf, nach den Ferien auch die Kinder wieder unterrichten zu können, erfüllen, steht aber noch die Frage im Raum, wie viele Menschen sich gleichzeitig zu den Kurszeiten im Bad aufhalten dürfen. "Unser Ziel wäre es dann, erst einmal die Nichtschwimmer ins Wasser zu bekommen", so Schmidt. Wer etwa sein Gold-Abzeichen machen will, müsste warten.

Nachfrage ist groß

Die ganze Zeit über erreichen die DLRG Nachfragen von Eltern, wann wieder Nichtschwimmerkurse stattfinden. Sollten nach den Sommerferien Kurse beginnen können, sind diese bereits ausgebucht. Es gibt eine Warteliste, und Arianna Schmidt empfiehlt, sich dort auf jeden Fall draufsetzen zu lassen.
Die Zahl der Kinder, die schwimmen können, ist schon vor der Pandemie deutschlandweit stetig gesunken. "60 Prozent der Zehntklässler waren keine sicheren Schwimmer", weiß Schmidt. "Wir gehen stark davon aus, dass es wegen Corona noch mehr geworden sind."
Die zweite Vorsitzende der DLRG Hagen lässt aber keinen Zweifel daran, dass es lebenswichtig ist, schwimmen zu können. "2020 gab es fast 400 Ertrinkungsfälle in Deutschland. Das ist nicht hinnehmbar." Wasser sei sehr anziehend, so Schmidt. Die Leute hätten Gartenteiche, und es zöge sie zum Meer, zu Seen und Flüssen, zum Beispiel auch wenn Bäder geschlossen seien.

Lenne und Ruhr sind gefährlich

In Hagen werde etwa die Lenne zum Schwimmen genutzt, obwohl sie kein Badegewässer sei. "Sie wurde renaturiert und ausgehoben, und ist an manchen Stellen sehr tief", erläutert Schmidt. Wegen einiger Inseln in der Flussmitte sei sie attraktiv, und Menschen wollten vom Ufer aus hinüberschwimmen. Dabei könnten sie jedoch von der Strömung erfasst werden. Die gleiche Lebensgefahr gilt für die Ruhr. "Die Menschen erkennen die Strömung nicht, und ungeübte Schwimmer können nicht dagegen anschwimmen", warnt Schmidt. Auch wer am Fluss- oder Seeufer nur mit den Füßen im Wasser steht, kann von einer Welle überrascht werden. "Dann ist man auf einmal tiefer im Wasser, als man wollte, und kommt nicht wieder heraus."
Da die Stellen, die zum Baden genutzt werden, keine Badestellen sind, werden sie nicht bewacht. Darüber hinaus weiß Arianna Schmidt, dass tragischerweise auch Eltern ihre Kinder am Wasser nicht immer im Blick haben. "Kinder gehen still unter. Sie wedeln nicht mit den Armen; sie rufen nicht", erklärt die 28-Jährige. Und für Erwachsene gelte dasselbe.
Neben den 400 Menschen, die 2020 in Deutschland ertranken, konnten mehr als 900 gerettet werden. "Sonst wären sie auch tot", betont die zweite Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Hagen. "Es lohnt sich, schwimmen zu lernen. Und unsere Arbeit lohnt sich auch."

Noch kann die DLRG-Ortsgruppe Hagen die Schwimmkurse für Kinder nicht wieder anbieten.  | Foto: DLRG-Bundesverband
Arianna Schmidt, zweite Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Hagen und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. | Foto: DLRG Hagen
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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