Hoher Besuch in Herdecke
Anerkennung für Förderschule: NRW-Schulministerin Gebauer besucht Schule im Alten Pfarrhaus Kirchende
Große Aufregung im Alten Pfarrhaus am Kirchender Dorfweg, Lehrer wie Kinder sind gleichermaßen hibbelig. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung erwartet hohen Besuch: Jeden Moment wird NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer um die Ecke biegen.
Von Gernot Noelle
Wenige Minuten später ist es dann soweit. Eine schwarze Limousine mit Düsseldorfer Kennzeichen fährt vor. Die Ministerin steigt aus und scheint vom Anblick des altehrwürdigen Gemäuers von 1820 angetan. „Sehr schön“, sagt Yvonne Gebauer, als sie von Schulleiter Götz Kaschubowski und Schulgründerin Angela Voith begrüßt wird. Letztere hatte vor elf Jahren die Idee, das alte Pfarrhaus zu einer Grundschule für Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf umzubauen. Bezahlt aus eigener Tasche, wohlgemerkt.
Die Kinder haben sich zusammen mit ihren Lehrerinnen etwas Besonders für ihren Ehrengast ausgedacht und ein paar Vorführungen einstudiert, die der Ministerin nun vorgeführt werden.
Die anfängliche Nervosität der Kinder scheint wie weggeblasen, sie meistern ihre Auftritte ganz souverän – ob auf Deutsch oder auf Englisch. „Das habt ihr toll gemacht“, lobt Yvonne Gebauer am Ende und bedankt sich: „Schön, dass ich bei euch zu Gast sein darf.“
In kleinerer Runde geht es anschließend vor allem inhaltlich weiter. Auch Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster und Schulrätin Vera Besser sind dabei, als Schulleiter Kaschubowski und Kollegen auf die Sorgen und Nöte im Schulalltag zu sprechen kommen. Er betont, dass die Kinder nicht nur förder-, sondern auch behandlungsbedürftig sind. Diverse (Einzel-)Therapien würden im Alten Pfarrhaus in den Schulalltag integriert. „Das ist ein Segen für die Kinder“, hebt Schulgründerin Angela Voith die Bedeutung der Therapien hervor – für die es jedoch aufgrund eines Erlasses von 2015 keine staatliche Hilfe gibt.
Musiktherapeut Lutz Neugebauer unterstreicht, wie wichtig Therapiemöglichkeiten während der Schulzeit sind. „Viele unserer Kinder besuchen den Offenen Ganztag und haben anschließend einen weiten Heimweg. Und dann noch eine Therapie? Das klappt nicht.“ Es brauche eine nachhaltige Finanzierung, um die Kindern nach Bedarf optimal zu therapieren. „Wir werden gerne Lösungsvorschläge liefern.“ Götz Kaschubowski bietet gar einen Modellversuch an „seiner“ Schule an, „um den Dreiklang Förderschule-Therapie-öffentliche Jugendhilfe unter realen Bedingungen zu testen“.
Yvonne Gebauer stellt klar, dass sie die Zahl der Modelle eher lieber reduzieren möchte, um die Schullandschaft übersichtlicher zu gestalten. „Sie haben mich aber auf ihrer Seite. Das ist ein strukturelles Thema, das wir nochmal angehen müssen. Wir holen ja auch im ,normalen‘ Ganztag Vereine in die Schule. Das eine ist Beschäftigung, die gut ist. Das andere ist Therapie, die notwendig ist.“
Ein weiteres Problem: Alle Förderschulen laufen derzeit über – auch das Alte Pfarrhaus. „Es ist dramatisch“, sagt Götz Kaschubowski. „Wir bekommen jede Woche zwei Anfragen, müssen die Kinder aber schweren Herzens ablehnen.“ Denn: Sieben Kinder hat die Förderschule nach dem Stichtag schon aufgenommen. „Wir beschulen also bereits eine ganze Klasse mehr, ohne dass wir das refinanziert bekommen“, berichtet Kaschubowski. Privat und durch Spenden wird diese zusätzliche Herausforderung finanziert. Sein Wunsch: „Wir müssten mehr Krisenplätze zur Verfügung und Mittel dafür bereit gestellt bekommen. Denn viele Krisensituationen entstehen über Nacht. Da muss man sofort reagieren.“
Auch diese Botschaft kommt bei der Ministerin an. „Ich finde richtig, was Sie anbringen“, sagt Yvonne Gebauer und verspricht: „Ich nehme das mit und werde gucken, wie ich unkompliziert und trotzdem strukturell helfen kann.“ Ihr schweben ministerienübergreifende Arbeitsgruppen vor, die sich der Themen annehmen, „Damit wir schauen können, wie wir Abhilfe leisten können“.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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