Zuhause bei Horst Wisotzki

Seit mehr als 30 Jahren ein Herz und eine Seele: Anita und Horst Wisotzki leben in einer gemütlichen Wohnung in Haspe. Dort wegzuziehen - für  beide völlig undenkbar.  Haspe ist ihre Heimat.
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  • Seit mehr als 30 Jahren ein Herz und eine Seele: Anita und Horst Wisotzki leben in einer gemütlichen Wohnung in Haspe. Dort wegzuziehen - für beide völlig undenkbar. Haspe ist ihre Heimat.
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„Kommt wieder, wenn ich pensioniert bin“ - das antwortete Horst Wisotzki, Chef der Hagener Feuerwehr, seinen Kollegen, die ihn als Mitglied in ihrer Partei, der SPD, sehen wollten. Sein Vater (war zehn Jahre Bezirksbürgermeister in Haspe) und sein Großvater waren schon Mitglied bei den Sozialdemokraten. Aber eine Parteizugehörigkeit lehnte Horst Wisotzki ab, so lange er im Dienst der Feuerwehr stand.

„Bei meiner Verabschiedung in der Stadthalle haben sie mich direkt gefragt“, erzählt der 62-Jährige, „ich habe es mir kurz überlegt und bin eingetreten.“
Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King beeinflussten sein Gedankentum. „Vererbt“ vom Vater, der zehn Jahre Bezirksbürgermeister in Haspe war, und Großvater, beide aktiv in der SPD, und seine familiären Vorbilder, „immer fleißige, ehrliche Menschen“: „Mein Großvater war bettlägrig, sonntags habe ich ihn besucht, und er erzählte mir stundenlang Geschichten. Das waren unsere Sonntagsgespräche. Er sagte mir: ‚Nimm niemals eine Waffe in die Hand!‘“ Die Berufsfeuerwehr bot Horst Wisotzki die Möglichkeit, diesen Weg zu gehen: „Ich war ‚uk‘ gestellt - unabkömmlich - ich musste nicht zur Bundeswehr. 1971 fing ich als Feuerwehranwärter an.“

Einschneidendes Erlebnis

Als Leitender Branddirektor wurde Horst Wisotzki vor zwei Jahren nach regulärer Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Was war das einschneidenste Erlebnis während dieser Dienstjahre? Was ihm zuerst einfällt, ist in den 70-er Jahren passiert: „Wir wurden zu einem Brand in Herbeck gerufen, es gab zwei kleine tote Kinder, die noch in ihren Betten lagen.“ Ein Anblick, der verarbeitet werden musste „Nach dem Einsatz stellten wir alle fest, es hätte einen anderen Weg gegeben, zu dem Haus zu gelangen - wäre der kürzer gewesen? Das ließ uns keine Ruhe. Wir sind die Strecke hinterher noch einmal abgefahren. Es wäre 70 Meter kürzer gewesen. Lächerlich.“ Horst Wisotzki setzte sich nach diesem Erlebnis dafür ein, dass auch Feuerwehrkräfte seelischen Beistand erhalten. Er erhielt auch wegen des Aufbaus der Notfallseelsorge in Hagen das Bundesverdienstkreuz. Seine aktive Dienstzeit: Eine Zeit, die Anita Wisotzki, seit über 30 Jahre an seiner Seite, als schwer empfunden hat, aber auch vermisst: „Die Zeit mit den Feuerwehrkollegen war einfach wunderschön. Wir haben uns oft getroffen.“ Anita Wisotzki lernte ihren Mann auch über die Feuerwehr kennen - damals noch mit einem Kollegen ihres heutigen Ehemannes verheiratet, entschied sie sich für die große Liebe, die bis heute besteht. Sie ist keine Frau, die gerne in der Öffentlichkeit steht, kümmert sich lieber zuhause um den Haushalt, und ist froh, wenn am Sonntag die Stichwahl vorbei ist: „Dann können wir endlich wieder planen.“ Planen: Wie der gemeinsame Lebensabend aussehen soll, Fragen, die den 91-jährigen Vater und den behinderten Bruder betreffen, aber selbstverständlich auch Pläne, die das Ehepaar Wisotzki alleine betreffen. Zehn Jahre ist es her, dass sie gemeinsam verreist sind: „Wir haben alle Inseln der Ägäis besucht“, schwärmt Anita Wisotzki, „wir haben mit der Vespa Touren über 120 Kilometer an einem Tag gemacht.“
Persönliche Freizeit - wie gestaltet sich die? „Ich lese Zeitungen, und zwar alle, von der ersten bis zur letzten Seite, das kann auch drei Stunden dauern“, sagt Horst Wisotzki, und seine Frau verrät schmunzelnd: „Wir streiten morgens oft darüber, er soll doch erst an den Frühstückstisch kommen, aber nein, er muss zuerst zum Briefkasten!“

Jugendabteilung für Blau-Weiß Haspe

Was sonst an Freizeit bleibt, widmet Horst Wisotzki neben Vater und Bruder (die Mutter starb vor zwei Jahren) gerne dem Sport. Als Vorsitzender des Hasper Fußballvereins Blau-Weiß träumt er von einer Jugendabteilung, die er bis zum Ende des Jahres aufbauen möchte, während der eigene Sport in den vergangenen Wochen auf der Strecke bleiben musste: „Normalerweise trainiere ich zweimal in der Woche im Fitness-Studio, im Wahlkampf blieb dafür keine Zeit mehr. Das merkt man dann schon.“ Ehefrau Anita lacht: „Ich staune sowieso über die Kondition, die er hat.“ Sie erinnert sich an die sorgenvolle Zeit, als ihr Ehemann am Jahresanfang einen schweren Herzanfall erlitt und gerettet werden konnte: „Wir hatten so viel Glück, die Feuerwehr war zufällig ganz in der Nähe.“ Nicht das Herz selbst, sondern ein Problem innerhalb einer Arterie, das durch einen sogenannten Stent (innere Gefäßstütze) behoben werden konnte, hatte wohl den Herzanfall verursacht.

Rückfall ist sehr unwahrscheinlich

„Der Kardiologe hat uns versichert, dass ein Rückfall sehr unwahrscheinlich ist.“ Die Aussage des Kardiologen war für das Ehepaar Wisotzki eine Voraussetzung, dass der ehemalige Feuerwehrchef für die Wahl zum Oberbürgermeister antrat und verweist auch das Gerücht eines Schwächeanfalls in Verbindung mit einem Autounfall ins Reich der Fabel, das in der vergangenen Woche aufkam. „Ich war mit mehreren Leuten auf dem Weg zu einer Veranstaltung und war beim rückwärts ausfahren einfach durch ein Gespräch abgelenkt. Dabei habe ich mit dem Wagen ein anderes Auto berührt“, stellt Horst Wisotzki mit einer gehörigen Portion Eigenhumor richtig: „Da kann man mal sehen, was dabei heraus kommt, wenn man sich ablenken lässt!“
Vier Tage noch, dann weiß das Ehepaar Wisotzki, wie es planen kann. Horst Wisotzki strahlt dabei unerschütterliche Ruhe und Gelassenheit aus. So, wie ihn sein Leben geprägt hat.

Autor:

Anja Seeberg aus Hagen

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