Pflegevater soll seine Tochter missbraucht haben

Hagen
Immer wieder bricht die Stimme des 57-Jährigen bei seiner Aussage im Landgericht Hagen unter Tränen. Der Mann, der sich wegen des fünfmaligen Missbrauchs von Kindern im Zeitraum von März 2005 bis zum Juni letzten Jahres dort seit gestern Morgen verantworten muss, würde auf der Straße nicht auffallen. Gepflegt und korrekt gekleidet mit Hemd und schwarzem Pulli sitzt er auf der Anklagebank – und bestreitet sämtliche Vorwürfe gegen sich. Dem 57-Jährigen, der heute in Hagen lebt, wird vorgeworfen, sich an einem seiner Pflegekinder, einem heute 15-jährigen Mädchen, mehrfach in der Wohnung der Familie in Nachrodt-Wiblingwerde und sogar einmal in den Ferien in Cuxhaven vergangen zu haben. So soll er das Mädchen, das, seiner Einlassung nach, gerne und häufig bei ihm im Bett geschlafen habe, veranlasst haben, ihn im Intimbereich zu berühren oder ihn zu befriedigen. In den Ferien soll er die Nichte seiner Nachbarin, ebenfalls heute 15 Jahre alt, unsittlich angefasst haben. Doch der Mann beschrieb sich eher als Opfer, unterstellte seiner ehemaligen Pflegetochter schon früh eine Tendenz zu Männern hin. Seine Frau habe sie deswegen auch zu einer Therapie begleitet, das Jugendamt sei im Bilde gewesen. „Seit 30 Jahren haben wir Pflegekinder. Da ist nie was gewesen. Ich habe sie in den elf Jahren, in denen sie bei uns war, weder geschlagen oder mit ihr geschimpft. Sie durfte bei mir immer alles“, beschrieb er seine Beziehung zu seiner Pflegetochter als fürsorglich und liebevoll. Und weiter: „Ich kann zu den Vorfällen nichts sagen, weil es nicht passiert ist.“ Vielmehr habe sich das Mädchen ihm öfters genähert, habe ihm über den Kopf gestrichen und ihn auch angefasst. „Ich habe ihre Hand dann weggedrückt.“ Auch zu den Vorwürfen, weitere Kinder belästigt zu haben, gab der 57-Jährige an, nichts getan zu haben. Einen Grund für die Vorwürfe der Kinder konnte der Mann aber auch nicht angeben. Aber der Beginn der angeblichen Taten läge in einer Zeit, in der er „andere Sorgen im Kopf gehabt hätte“, da kurz zuvor sein Adoptivsohn bei einem Unfall ums Leben gekommen sei. Die durch die Polizei sichergestellten Fotos vom Computer des Mannes, die die Mädchen zwar bekleidet aber in sexy Posen zeigten, spielte er herunter. Sie seien nicht schlimm und bei verschiedenen Gelegenheiten entstanden. Teilweise hätten auch andere die Fotos geschossen. Er habe sie einfach vom USB-Stick auf den Computer gezogen und nicht weiter überprüft. Der Prozess gegen den 57-jährigen Hagener wird am Donnerstag fortgesetzt.

Autor:

Anja Grevener aus Menden (Sauerland)

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