Hakenkreuze zur Ablenkung an die Wand geschmiert

Schon „dreist“ kann man die mutmaßlichen Diebes- und Raubzüge des 21-jährigen Hageners Ömer K. nennen, der sich bei mehreren Gelegenheiten am Eigentum anderer bedient haben und auch vor der Androhung von Gewalt nicht zurückgeschreckt sein soll. Für seine mutmaßlichen Taten muss sich Ömer K. ab heute vor dem Landgericht in Hagen verantworten.
Begonnen hatte der 21-Jährige seine Taten offenbar vor rund einem Jahr im März 2011 während einer Beschäftigung bei der Bundeswehr, als er in einem Offiziersheim in Aachen angestellt gewesen war und dort sogar zum Schichtführer aufstieg. Immer wieder soll Ömer K. dort zugegriffen haben, 1540 Euro an Bargeld, Laptops oder Digitalkameras sogar aus dem Büro des Feldwebels, einer Geldkassette und einem Tresor entwendet haben. Später schleppte er dann einen Zigarettenautomaten in den Keller und brach diesen auf, gelangte so an Bargeld in unbekannter Höhe und Zigaretten im Wert von 875 Euro, so ein weiterer Vorwurf gegen den Hagener. Den Erlös seiner Beute soll er zum großen Teil an Automaten verspielt haben. „Um ein bisschen von mir abzulenken und weil ich auch ein bisschen Wut hatte“, so äußerte sich Ömer K. bei Gericht, habe er auf die Tapete im Flur des Offiziersheims dann mit grüner und roter Farbe Hakenkreuze geschmiert. Er flüchtete aus Aachen und trieb sich offenbar in Hagen herum, traute sich nicht nach Hause. Als ihm das Geld ausging, soll er die Herausgabe von Bargeld in einem Kiosk an der Kinkelstraße versucht haben zu erzwingen. „Ich war in einer Notsituation. Ich hatte wirklich Hunger“, begründete Ömer K. sein Handeln. Er zeigte der 62-jährigen Angestellten des Kiosks offenbar sein „Dienstmesser“ und verlangte das Geld aus der Kasse. „Da kam er mit dem Messer. Ich wusste erst gar nicht, was los ist. Erschrocken habe ich mich schon“, erinnerte sich die 62-Jährige heute im Zeugenstand an den Tag im Juni vergangenen Jahres. Als sie die Flucht ergriff, versuchte Ömer K. scheinbar die Kasse mit seinem Messer aufzubrechen, verletzte sich dabei selbst an der Hand. „Es war alles voller Blut“, sagte die 62-Jährige weiter, die schon vor dem Prozess 750 Euro Schmerzensgeld vom Angeklagten bekommen haben soll. Im Gerichtssaal folgte heute eine persönliche Entschuldigung des Angeklagten in ihre Richtung: „Ich möchte sagen, dass es mir leid tut. Ich wollte Sie nie verletzen. Ich weiß, dass es falsch war, aber in dem Moment brauchte ich das Geld.“
Letztlich musste Ömer K. scheinbar mit etwa acht Stangen Zigaretten die Flucht aus dem Kiosk ergreifen, die er dann am Bahnhof verkauft haben will. Von dem Geld leistete er sich nach eigenen Angaben etwas zu essen und ein Hotelzimmer. Nach einigen Tagen wurde er jedoch in seiner Wohnung vom Staatsschutz aufgefunden und nach Aachen in den Arrest gebracht. Zurück in Hagen im August 2011 setzte Ömer K. seine Taten weiter fort. Als Angestellter bei einem Paketlieferdienst durchsuchte er seine rund 130 Sendungen umfassende Lieferung, behielt Beamer, Digitalkameras und weitere Elektrogeräte für den Weiterverkauf für sich und soll den Rest dann auf einem Parkplatz in der Nähe der Polizeiwache auf der „Hohe Leye“ entsorgt haben, so der abschließende Anklagevorwurf an Ömer K. Wieder tauchte er offenbar ab, wohl auch in dem Bewusstsein, dass sein Chef, der nicht versichert war, den entstandenen Schaden würde tragen müssen. Bei einem Aufeinandertreffen von Chef und ehemaligem Angestellten rief Ömer K. wegen angeblicher Drohungen dann die Polizei – und landete selbst als Angeklagter unter anderem wegen schweren Raubes auf der Anklagebank am Landgericht.
Ömer K. gestand heute die ihm vorgeworfenen Taten fast umfassend, der Prozess gegen ihn wird Anfang Mai fortgesetzt.

Autor:

Anja Grevener aus Menden (Sauerland)

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