Geburt mit Folgen - Die Frau die Hagen zur Großstadt machte

Oberbürgermeister Erik O. Schulz besucht Therese Genz (Mitte) und ihren Mann Dr. Bernhard Genz (rechts) anlässlich ihres 90. Geburtstages. | Foto: Clara Berwe/Stadt Hagen
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Geburt von Therese Katharina Floren machte Hagen vor 90 Jahren zur stolzen Großstadt

"Ihr Name wird immer untrennbar mit einem der bedeutendsten Momente in der Geschichte unserer Stadt verbunden sein. Durch Sie ist Hagen zur Großstadt geworden!" Mit diesen Worten und einem großen Blumenstrauß gratulierte Oberbürgermeister Erik O. Schulz am Dienstag Therese Genz zu ihrem runden Geburtstag. Auf den Tag genau 90 Jahre zuvor hatte sie als erstes Kind des Eisenbahn-Zugführers Joseph Floren und seiner Frau Gertrud im elterlichen Haus an der damaligen Heidbrache das Licht der Welt erblickt. 

Als zwei Tage später, am 15. Februar 1928, der Standesbeamte Lohmann seine Unterschrift und das Siegel der Stadt unter die Geburtsurkunde von Therese Katharina Floren setzte, war es amtlich: mit der Geburt der neuen Erdenbürgerin war die Einwohnerzahl von 100.000 erreicht und Hagen - lang ersehnt - zur stolzen Großstadt geworden. Ein Moment, dem man in der Volmestadt schon geraume Zeit vorher entgegen gefiebert hatte und der folglich ausgiebig gefeiert wurde. "Hagen wird Großstadt - das war so ein großes Ereignis, dass die Schüler sogar schulfrei hatten", erinnert sich Therese Genz an ihrem 90. Geburtstag an spätere Erzählungen von Freunden und Bekannten. Dabei wurde nicht nur in der "Hagener Zeitung" ausführlich über dieses städtische Großereignis berichtet; selbst in Amerika war über Hagen als jüngste Großstadt Deutschlands in der Presse zu lesen.

Vom Trubel der ersten Tage und Wochen nach ihrer Geburt dürfte Therese Floren verständlicherweise kaum etwas mitbekommen haben, ihre Eltern aber umso mehr. "Zahlreiche Menschen haben zu meiner Geburt gratuliert. Meinem Vater wurde der Trubel irgendwann zu viel: Jetzt ist Schluss. Der nächste, der kommt, fliegt raus!" Zum Glück öffneten die Eltern beim Klingeln kurz darauf dann doch die Haustür: Gleich nach dem Bekanntwerden des Namens der "Hunderttausendsten" stattete Oberbürgermeister Alfred Finke - formvollendet mit Frack und Zylinder - zusammen mit dem Ersten Bürgermeister Dr. Cuno Raabe der neuen Erdenbürgerin einen persönlichen Besuch ab. Er übergab ein Sparbuch über 250 Reichsmark und übernahm die Patenschaft für das Mädchen. Kurze Zeit später wurde eine Gedenkmedaille zu Ehren der 100.000. Einwohnerin Hagens aufgelegt und der Rat der Stadt beschloss, die alte Heidbrache, in der das Geburtshaus stand, in Theresenstraße umzubenennen. Die heutige Heidbrache entstand erst später.
Ungeachtet ihrer Prominenz schlägt Therese Floren als junges Mädchen einen ganz normalen, für die Zeit typischen Lebensweg ein, den die Wirren des Krieges prägen.

1934 wird sie in der Knappschule eingeschult und besucht ab 1938 die Realschule Altenhagen. Dann beginnt der Krieg auch in Hagen: Im Zuge der Evakuierung kommt sie zunächst bei Verwandtschaft in Lippstadt unter, gelangt dann mit ihrer Schulklasse nach Pommern und ins Riesengebirge. Ihre Familie sieht sie erst im Sommer 1945 in Altenhagen wieder. Nach dem Krieg besucht sie die Mädchen-Oberschule im Albrecht-Dürer-Gymnasium, die sie 1949 mit dem Abitur verlässt. Es folgt eine Ausbildung zur Fürsorgering (heute Sozialarbeiterin) beim katholischen Fürsorgeverein. 1952 schließt Therese Floren ihr Studium der Sozialarbeit an der Fachhochschule Münster erfolgreich ab. Im Anschluss tritt sie eine Stelle als Sozialarbeiterin bei der Stadt Hagen an. Zwei Jahre später heiratet die "Hunderttausendste" den Lehrer Dr. Bernhard Genz. "Bis zur Geburt meiner ersten Tochter Beate 1958 war ich für das Hagener Sozialamt tätig. Zu dieser Zeit strömten - ähnlich wie heute - zahlreiche Flüchtlinge nach Hagen. Ich habe immer gerne anderen Menschen geholfen", sagt sie. 1962 zieht die Familie nach Dortmund, wo Bernhard Genz eine Stelle als Lehrer erhält. Es folgen zwei weitere Kinder, Sohn Winfried sowie Tochter Susanne.

"Der enge Kontakt zu meiner Heimatstadt Hagen ist nie abgebrochen. Mein Bruder und seine Frau haben bis zu dem Tod meines Bruders vor drei Jahren in unserem Geburtshaus in der Theresenstraße gelebt. Meine Schwägerin besuchen wir noch heute dort", erzählt Hagens 100.000. Bürgerin. Und auch das soziale Engagement hat Therese Genz in Hagens Nachbarstadt Dortmund nie aufgegeben. Jahrzehntelang und bis ins hohe Alter setzte sie sich unter anderem in einer Kirchengemeinde in Dortmund für ihre Mitmenschen ein.
OB Erik O. Schulz wünschte der 90-Jährigen bei seinem Besuch nicht nur alles Gute zum runden Geburtstag, sondern vor allem viel Gesundheit: "Ich hoffe sehr, dass die nächsten Jahre weitestgehend spurlos an Ihnen vorbei gehen - und Sie so noch weitere Spuren hinterlassen können!"

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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