Fauxpas in Jaipur
Die folgende Begebenheit spielte sich Anfang März während der diesjährigen großen Indienreise der Deutsch-Indischen Gesellschaft Hagen e.V. in einem Hotel in Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans ab:
So gut das sieben Stockwerke hohe Hotel war, der kleine Aufzug war es leider nicht. An sich hatte man ihn für max. 6 Personen konstruiert. Doch bald stellte sich heraus, dass er wohl infolge eines defekten Gewichtssensors nicht mehr als 4-5 Personen befördern wollte, je nachdem, wie viele Kilos diese so auf die Waage brachten. Wenn nun das vermeintliche Maximalgewicht überschritten wurde, machte es "Ping" und die folgende Warnmeldung leuchtete auf: "Stop! Too much weight!". Der Aufzug verweigerte dann konsequent die Weiterfahrt, bis eine Person den Aufzug wieder verlassen hatte.
Mit diesem Wissen bestiegen wir also morgens auf dem Weg zum Frühstücksraum den Aufzug in der fünften Etage mit drei Personen. Im vierten Stock stieg dann eine ältere Engländerin zu, die uns freundlich grüßte und für die frühe Stunde schon einen recht aufgeweckten Eindruck machte. Damit war der Aufzug erfahrungsgemäß bereits ausgelastet. In der dritten Etage hielt der Aufzug aber schon wieder und vor der Tür standen drei weitere Frauen, die sogleich in den Aufzug drängen wollten. Vorweg eine reichlich übergewichtige Person, die aussah, wie Miss Piggy in ihren besten Jahren. Diese wollte auf jeden Fall noch in den Aufzug, während die anderen beiden aber schon sahen, dass der Platz für sie nicht mehr reichen würde. Doch da hatte Miss Piggy die Rechnung ohne unsere Engländerin gemacht. Diese bremste ihren Schwung direkt mit den sicher gutgemeinten und auch ihr bekannten Worten "Stop! Too much weight!" aus, noch bevor diese im Display des Aufzuges angezeigt werden konnten, eben weil auch sie bereits wusste, dass der Aufzug sich gleich weigern würde, weiter zu fahren.
Das kam jedoch gar nicht gut an. Miss Piggy war die Besonderheit des Aufzugs offenbar noch nicht bekannt und bezog daher den Ausruf auf ihre Körperfülle. Sie war sichtbar schockiert, wie es jemand so direkt wagen konnte, sie vor ihren Freundinnen dermaßen zu diskriminieren. Sie zog ein furchtbar beleidigtes Gesicht und rief dabei, während sich die Aufzugtür bereits wieder zu schließen begann, mit typisch englischer Überbetonung "Oh! Thank you!"
Unsere Engländerin erkannte erst in diesem Augenblick, welchen Fehltritt sie sich da geleistet hatte, doch für eine Entschuldigung oder gar für Erklärungen war es schon zu spät. Die Tür hatte sich bereits geschlossen und der Aufzug war bereits auf dem Weg nach unten. Wir jedoch konnten nicht mehr an uns halten vor Lachen, denn das schockierte Gesicht von Miss Piggy und dann die peinlichst berührte Miene der Engländerin, die sich gar nicht mehr beruhigen wollte, waren schauspielerisch wirklich nicht zu überbieten. Dieses Urlaubserlebnis wird uns unvergesslich bleiben.
Autor:Ishana Kumbruch aus Hagen |
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