Der Heimat verbunden
Radiologe Osman Mahmalat wurde mit der Integrationsmedaille geehrt
"Jeder Deutsche, der sein Herz für Syrer geöffnet hat, verdient die Medaille mehr als ich“, erklärte der Radiologe Osman Mahmalat bescheiden. Und dennoch stand er vor kurzem im Rampenlicht und bekam für sein ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge die Integrationsmedaille der Bundesregierung verliehen. Als einer von acht Preisträgern.
„Osman Mahmalat behandelt in seiner Praxis ehrenamtlich Flüchtlinge aus Syrien. Er ist auch für kommunale Stellen und Behörden ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen geht“, heißt es in der offiziellen Erklärung der Bundesregierung zur Auswahl der Ausgezeichneten.
Ganz selbstverständlich
Für den syrischen Arzt gehört dieses Engagement nicht nur zur ärztlichen Ethik, sondern ist einfach ein Teil seiner Persönlichkeit: „Eigentlich mache ich das schon immer“, sagt er. „Seit ich praktiziere, habe ich nie Leute weggeschickt, weil sie kein Geld haben. Es ist selbstverständlich, dass man Kranke ohne Ansehen der Person behandelt.“ Ihn koste es doch nichts, höchstens ein bisschen Arbeit mit Menschen. „Das mache ich sowieso den ganzen Tag“, erklärt der Radiologe. Denn zu den Patienten, die sich bei ihm unter das Röntgengerät legen, der Ursache ihrer Beschwerden per Kernspin- oder Computertomographie nachspüren, gehören schon seit eh und je Männer und Frauen, die im Flüchtlings-Erste-Hilfe-Programm der Bundesregierung auf Tuberkulose untersucht werden.
Dass sich Osman Mahmalat insbesondere für seine Landsleute einsetzt, braucht keine tiefgreifende Erklärung. Er ist Syrer und bleibt diesem stolzen Volk, wie er es beschreibt, zugehörig, solange er lebt. Auch wenn er schon 30 Jahre in Deutschland lebt.
Bei den Syrern beliebt
Seinerzeit kam er als Student in die Bundesrepublik, um hier Radiologie zu studieren. „Ich stamme aus Aleppo“, erzählt er. Dort hat er auch sein Medizinstudium absolviert. Als einer der zehn besten Studenten an der Universität musste er nicht zum Militär und konnte ins Ausland gehen, um sich weiterzubilden. „Deutschland habe ich immer favorisiert“ sagt er und erklärt auch gleichzeitig, warum es Syrer eher in die BRD als in ein anderes Land zieht: „Deutschland hat keinen Hintergrund als Kolonialist. Unser Volk erinnert sich eher daran, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die Deutschen viel zur Entwicklung der Infrastruktur Syriens beigetragen haben. „Mahmalat nennt den Bahnhof in seiner Heimatstadt als Beispiel: Von einem deutschen Architekten entworfen und gebaut und 1899 vom deutschen Kaiser der Stadt Aleppo geschenkt.
Ein herrliches Land
Osman Mahmalats blaue Augen scheinen noch mehr zu leuchten, wenn er von seiner Heimat erzählt: „Syrien ist ein herrliches Land und Aleppo eine herrliche Stadt.“ Hier wuchs er auf, hier verbrachte er Kindheit und Jugend. Hier frönte er auch seinem Hobby, dem Springreiten, in dem er es sogar ins Nationalteam gebracht hatte. Fast hätte er an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau teilgenommen. Gemeldet war er. „Aber mein Studium war mir wichtiger.“
Und eigentlich wollte er nach den fünf Jahren auch wieder in die Heimat zurückkehren. Doch schon in den 80er Jahren gab es in Syrien eine Krise mit Attentaten der radikalen „Moslembrüder“. „Bleib in Deutschland, bis die Sache hier sich beruhigt“, hatte der Vater ihn zurückgehalten. Und so wurden aus den fünf beabsichtigten Jahren mittlerweile 35.
Sehnsucht zurück
Und immer noch träumt Osman Mahmalat davon, sich im Alter wieder in seine Heimat zurückzuziehen. Auch dieses Mal muss er diese Rückkehr in die Zukunft schieben. „Aleppo ist nicht mehr die großartige Stadt, die sie war“, weiß der syrische Arzt. Von den über 3000 Industriebetrieben seien die meisten zerstört. Die Menschen im Osten der Stadt, wo sich die Rebellen aufhalten, leben in Ruinen, haben kaum Wasser und Strom.
Insbesondere aus diesem Gebiet kämen auch die Flüchtlinge, die in Deutschland um Asyl bitten. „Und wenn es irgendwann in Syrien wieder Frieden gibt“, ist sich Mahmalat sicher“, dann werden die meisten von ihnen auch wieder in die Heimat zurückkehren. „Die Syrer sind ein stolzes Volk“, weiß der Radiologe. „Sie kommen nicht hierher, um die Hand aufzuhalten. Sie wollen arbeiten.“ Seine Eltern und Brüder beispielsweise sähe er auch lieber außerhalb der Gefahrenzone. Sie aber wollten sich nicht die Schmach antun, im Ausland ohne Arbeit und unselbstständig zu leben. „So hätte ich mich auch entschieden, wenn ich in Aleppo geblieben wäre.“
Bücher über Pferde und Traditionen
Sein Herz ist zu einem Stück noch oft in der alten Heimat. Das zeigen nicht zuletzt die drei Bücher aus der Feder des Radiologen. Er schmunzelt, als er sie aus dem Schrank holt. Da gibt es zwei über arabische Pferde – na klar, als ehemaliger Springreiter kennt er sich aus – und eines über Traditionen in Aleppo. „Das soll nicht vergessen werden, wenn schon so vieles andere dort in Schutt und Asche liegt.“
Autor:Silvia Dammer aus Hagen |
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