"Bleib nicht auf Scherben stehen ..."

Tröstlich: Auch wenn man fällt, kann man wieder aufstehen. Wie heißt es in einem aktuellen Song von Andreas Burani? "Du musst weiter gehn, komm nicht auf Scherben zu stehen." Foto: pixabay
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Marie Keppel hilft in schwerer Zeit das Telefon gegen die Einsamkeit

Es gibt viele Menschen, die das Schicksal in die Knie gezwungen hat. Da ist es tröstlich, wenn sie für sich eine Strategie für die eigene Auferstehung entwickelt haben. So wie Marianne Keppler. Eine persönliche Auferstehungsgeschichte.

Hagen.Wenn es nach Marianne Keppel ginge, könnte ihr Telefon öfter klingeln. Ein klingelndes Telefon bedeutet nämlich der Kontakt zu einem Menschen. Und wenn es nur die Stimme ist, die die 76-Jährige hört. Die Stimme plappert Einsamkeit einfach hinweg. Und Einsamkeit ist ist es, die Marianne Keppel in ihrer Wohnung hin und wieder befällt.
Das war nicht immer so. Nach einem schweren Sturz kann sie nur noch eingeschränkt am Leben teilhaben. "Dabei war ich immer ein lebensfroher und kämpferischer Mensch", erzählt die ehemalige Fremdsprachenkorrespondentin. Sie liebt das Theater, Kunst und gute Gespräche.
Seit einigen Monaten hat sie zwei Telefonkontakte zu Frauen, denen es ähnlich geht. Die Verbindung kam über die Wohn- und Pflegeberatung zustande.

Tut gut: Über sich sprechen

Was ist Marianne Keppel so wichtig an diesen Kontakten? "Ich habe festgestellt, daß es mir gut tut, mit Menschen zu sprechen, die ähnliche Probleme haben. Wir verstehen uns dadurch besser, können uns gegenseitig wieder aufbauen, wenn wir niedergeschlagen sind", sagt sie."In einer Runde mit fitten 78-Jährigen, die erzählen, was sie noch alles leisten, fühle ich mich nicht angenommen, das belastet mich eher."
Zu dem gegenseitigen Verständnis gehört, dass Marianne Keppel sich unsicher fühlt, wenn sie mit dem Rollator auf die Straße geht. Sie hat Angst vor einem neuen Sturz, und dass sie dann nicht alleine aufstehen kann. Der Bürgersteig ist uneben, den Rollator zieht es nach links, weil der Gehweg zu Straße hin abfällt. Außerdem:
Nach einem aktiven, selbstbestimmten Leben fällt es schwer, immerzu auf Hilfe angewiesen zu sein. Und eine Zurückweisung schmerzt, zu Beispiel, wenn ein Taxifahrer sich weigert, ihr mit dem Rollator die Treppen hinauf bis zur Haustür zu helfen. Oder ihr die Bücher aus der Bücherei in den ersten Stock zu tragen, weil sie sich mit einer Hand am Geländer festhalten muss. "Aber inzwischen habe ich eine Liste mit den netten Fahrern." Dennoch: Altsein ist verdammt hart, sagt sie.

Natürlich findet die Seniorin es schöner, sich beim Gespräch gegenüber zu sitzen. "Einmal in der Woche kommt eine Dame von den Seniorenbegleitern der Caritas zu mir. Wir spielen zusammen und das ist auch sehr angenehm und mir wichtig. Das Gute beim Telefonieren ist, dass ich in dem Moment zum Hörer greifen kann, in dem ich es brauche. Wenn ich traurig bin, aber auch, wenn ich etwas Schönes erlebt habe und das mit jemandem teilen möchte. Diese Spontaneität schätze ich."
Gute Erfahrungen hat Marianne Keppel auch mit der Telefonseelsorge gemacht. Die ist bundesweit kostenfrei über Handy auch in der Nacht erreichbar - und gerade nachts kommen oft traurige Gedanken. "Ich habe da wunderbare Gespräche geführt. Und vor allem: Die Damen am Telefon haben mir oft ganz praktische Ratschläge gegeben."

Das Tor zur Welt

Das Telefon ist Marianne Keppels Tor zur Welt und eine Möglichkeit, für andere da zu sein. "Über den Blindenverein habe ich eine blinde Frau kennengelernt. Ihr lese ich aller zwei Tage aus der Tageszeitung vor." Neuerdings ist sie dabei, das Internet und soziale Netzwerke als Weg in eine Gemeinschaft zu entdecken. "Man darf sich nicht aufgeben, egal wie schwer es ist."
Wem es wie Marianne Keppel geht und wer Kontakt zu ihr aufnehmen möchte, hier ist ihre Handynummer: 0176/55 300 202.

Autor:

Silvia Dammer aus Hagen

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