Ausbildungsabbrüche vermeiden - SIHK: Gute Berufsorientierung ist das A und O

Den bundesweiten Trend, nach dem jeder vierte Auszubildende seine Ausbildung abbricht, kann die Südwestfälische Industrie-und Handelskammer zu Hagen (SIHK) für das Märkische Südwestfalen nicht bestätigen. „Durch diese pauschalen Zahlen wird ein schiefes Bild gezeichnet“, erklärt SIHK-Bildungsgeschäftsführer Thomas Haensel und ergänzt: „Wichtig ist nämlich, sich die Vertragsauflösungen in Verbindung mit dem jeweiligen Zeitpunkt und den Umständen anzuschauen.“ Häufig würden Azubis einen neuen Ausbildungsvertrag in einem anderen Unternehmen oder einem anderen Beruf abschließen. „Das ist aber dann ein Wechsel und eben kein Ausbildungsabbruch.“ Rechne man eine solche Anschlussausbildung raus, sei die tatsächliche Vertragslösungsquote niedriger.

Im SIHK-Bezirk lag die Abbruchquote im Jahr 2016 bei ca. 8,7 Prozent. „Manche Jugendliche halten sich verschiedene Optionen offen und entscheiden sich erst kurzfristig für oder gegen den einen oder anderen Ausbildungsplatz“, so Thomas Haensel. So haben 17 Prozent der Vertragslösungen im Jahr 2016 vor Beginn der Ausbildung stattgefunden, 13 Prozent in der Probezeit. „Ein Grund ist sicherlich auch die gute Konjunktur und der Mangel an Bewerbern. Dadurch haben Jugendliche heute viel mehr Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt und können es sich mehr als noch vor ein paar Jahren leisten, den Ausbildungsplatz zu wechseln.“

Gemessen an den eingetragenen Ausbildungsverhältnissen gab es 2016 im IHK-Bezirk in den Bereichen Gastronomie, Lager und Einzelhandel die meisten Auflösungen. Dabei sind die Gründe vielfältig. Sie reichen vom besagten Berufswechsel über gesundheitliche Gründe, Kündigung durch den Ausbildungsbetrieb bis hin zu Insolvenzen oder Geschäftsaufgaben.

„Sicherlich haben Jugendliche aber auch häufig von ihrem gewählten Ausbildungsberuf ein Bild, das sich nach Ausbildungsbeginn nicht bewahrheitet“, erklärt Haensel. „Umso wichtiger ist eine gute Berufsorientierung. Deshalb appellieren wir an die Schulen, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen.“ Bei dem SIHK-Projekt „Ausbildungsbotschafter“ zum Beispiel, das mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds realisiert wird, besuchen Auszubildende Schulen, um auf Augenhöhe über ihren eigenen Ausbildungsberuf zu berichten. Außerdem sollten die Schüler möglichst viele Gelegenheiten nutzen, um Einblicke in dieBerufswelt zu erhalten, zum Beispiel während eines Praktikums.

Darüber hinaus stehen die Ausbildungsberater sowohl Unternehmen als auch Auszubildenden bei Problemen zur Seite. „Manchmal hilft es, sich sofort an uns zu wenden, wenn sich Schwierigkeiten anbahnen“, empfiehlt Haensel. Bevor es zur Auflösung eines Ausbildungsvertrags komme, sollten schließlich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. „Ganz gleich, wie hoch die Zahl der Abbrüche ist, jede Vertragsauflösung ist für alle Beteiligen unerfreulich“, weiß Haensel. „Deshalb möchten wir die Jugendlichen, aber auch die Unternehmen dazu animieren, die vielfältigen Berufsorientierungsangebote wahrzunehmen.“

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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