Phoenix Hagen: Wichtiger Sieg mit Zone und Herz

Wer aufgibt, der hat schon verloren. Selten hatte diese Floskel so viel Wahrheit wie beim 88:82 (42:51)-Auswärtssieg von Phoenix Hagen bei der TBB Trier. Die Feuervögel hatten bis ins dritte Viertel eine Menge Probleme. Mit einer Zonenverteidigung und ungemein viel Herz drehte Phoenix in den Schlussminuten doch noch einen 18-Punkte-Rückstand.

Trier konnte wieder auf Mathis Mönninghoff zurückgreifen, während Jermaine Bucknor erneut verletzt passen musste. Phoenix-Coach Ingo Freyer entschied sich diesmal für Ole Wendt als Starting Point Guard. Und das zahlte sich zunächst aus, denn die Gäste kamen gut ins Spiel. Beweglich in der Defensive und mit einem blendend aufgelegten David Bell, setzte sich Phoenix auf 18:14 ab (8.).

In der Schlussphase des ersten Viertels dann der abrupte Bruch: Die Hagener verloren jede Ordnung. TBB-Center Andreas Seiferth kam immer wieder zu leichten Punkten. Über die schlechte Verteidigung ging auch offensiv der Rhythmus verloren. Dank Trevon Hughes, den Phoenix sonst gut im Griff hatte, setzte sich Trier zur ersten Viertelpause bis auf 26:21 ab. Neben den Hagener Defiziten war dafür auch die enorme Trefferquote der Mannschaft von Henrik Rödl verantwortlich. Aus dem Zweierbereich verzeichnete die TBB keinen Fehlwurf.

Während die Trierer Quote weiter oben blieb, war es bei Hagen vor allem David Bell, der seine Farben im Spiel hielt. Das half jedoch nur bedingt. Zu groß waren nach wie vor die eigenen Defensivprobleme – und die Konzentrationsmängel. Höhepunkt war ein verpennter Baseline-Einwurf der TBB, der zu einem rekordverdächtig freien Dreier für Laurynas Samenas führte (47:38, 17.). Da auch die Trierer jetzt einige Fahrkarten schossen, blieb der Abstand bis zur Pause konstant (51:42.). David Bell kam bis dahin auf 19 Punkte.

Selbst eingefleischte Phoenix-Fans beschlich im dritten Viertel lange Zeit kaum das Gefühl, dass es noch etwas werden könnte mit einem Sieg. Trier sicherte sich wichtige Offensivrebounds und setzte sich leicht bis auf 64:46 ab (25.). Ingo Freyer stellte auf Zonenverteidigung um und setzte auf eine Formation, die er vor dem Spiel so nicht ganz im Kopf gehabt haben dürfte: Mark Dorris, David Bell, Larry Gordon, Keith Ramsey und Bernd Kruel machten den Gastgebern fortan schwer zu schaffen.

Mit dem Herz in der Hand bekämpfte die unerwartete Aufstellung die irritierten Trierer nun vorbildlich. Vielleicht hatten die Gastgeber das Spiel schon ein wenig abgehakt, aber gegen die gute Hagener Zone sollten sie bis zum Spielende keine Lösung finden. Über die starke Defense und viele Rebounds kam das Hagener Spiel auch offensiv ins Rollen. Keith Ramsey, insbesondere im dritten Viertel ein Schlüsselakteur, beendete das dritte Viertel mit einem Tipp-in zum 66:61.

Trier fand auch defensiv kein Mittel mehr gegen jetzt viel variablere Hagener, deren Spiel längst nicht mehr nur von David Bell abhing. Larry Gordon brachte Phoenix auf 66:65 heran (31.). Bei Trier wehrte sich mit Jermaine Anderson nur ein Spieler couragiert gegen die drohende Wende. Sieben Punkte des Amerikaners ließen die TBB wieder auf 73:67 enteilen (32.). Bei Phoenix übernahm nun mehr und mehr Mark Dorris das Geschehen. Die Hagener gewannen endlich auch die freien Bälle und sicherten sich vermehrt wichtige Offensivrebounds. David Bell blieb es vorbehalten, mit einem Dreier aus dem Fastbreak zum 75:75 auszugleichen (34.); Mark Dorris sorgte wenig später mit einem Dreipunktspiel für die 78:75-Führung.

Die Wurfauswahl der Gastgeber war nun schlecht gegen eine weiterhin stark funktionierende Phoenix-Zone. Mit unbändigem Willen gewannen die Feuervögel viele Bälle und brachten die Partie gegen geschockte Trierer sogar relativ souverän durch. Dino Gregorys Korbleger mit Foul sorgte eine Minute vor dem Ende für das 86:80 und damit für die Entscheidung. Phoenix spielte die Uhr ruhig herunter und beendete die Partie mit Freiwürfen von Mark Dorris zum 88:82.

Trainerstimmen:

Henrik Rödl: „Das ist eine bittere Niederlage, wir waren drei Viertel lang das dominierende Team, haben dann gegen die Hagener Zone zu unsicher agiert, das hat sich auf unsere Verteidigung übertragen. Dadurch haben wir Hagen zu viele Dinge und einfache Punkte erlaubt, die wir eigentlich schon im Griff hatten. Vor allem konnten wir einfache Punkte nicht unterbinden. Das ist eine schwere Niederlage für uns, wir haben die ganze Woche nur mit neun Spielern trainiert, waren gut auf eine Manndeckung vorbereitet - eine Zone hätten wir diese Woche auch gar nicht trainieren können. Normalerweise agieren wir aber auch besser dagegen. Das war eine Niederlage, die viel mit mentaler Stärke zu tun hat, die wir heute nicht hatten. Wir müssen uns jetzt schnell regenerieren und versuchen in den nächsten beiden Auswärtsspielen anzugreifen.“

Ingo Freyer: „Die erste Halbzeit lief nicht gut für uns, wir haben viele Dreier kassiert, quer durch die Rotation. Dass Trier in der zweiten Hälfte nicht mehr so gut treffen würde, hatten wir uns erhofft. Ausschlaggebend war dann, dass wir im dritten Viertel auf Zone umgestiegen sind, dann hatten wir ein oder zwei ganz gute Defenses gespielt und dadurch Selbstvertrauen getankt. Wenn wir Steals oder Defensivrebounds hatten, konnten wir schnell spielen und abschließen, so haben wir unseren Rhythmus gefunden. Dann haben wir endlich den Ausgleich geschafft und das Momentum auf unsere Seite bekommen. Am Ende haben wir die Partie hart und mit Herz runter gespielt – so müssen wir auswärts spielen, um so ein Spiel zu gewinnen.“

Autor:

Stephan Faber aus Iserlohn

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