Feuervögel schlagen auch ALBA Berlin

Eigentlich häufen sich die Feiertage ja erst nach Ostern. Bei Phoenix Hagen läuft das 2013 anders: Eine Woche nach dem 104:97 über Meister Bamberg besiegten die Feuervögel auch ALBA Berlin mit 94:87 (46:36). In der mit 3.145 Zuschauern erneut ausverkauften Enervie-Arena erzielte Larry Gordon 19 Punkte für Hagen.
Die Gastgeber starteten ungemein konzentriert und aggressiv in die Partie. ALBA BERLIN, am Freitag noch in der Euroleague in Athen aktiv, sah sich von Beginn an einem immensen Druck der Hagener Verteidigung ausgesetzt. Hinzu kam: Phoenix warf zu Beginn außerordentlich gut, traf allein fünf seiner sechs Dreiern im ersten Viertel. Einen davon versenkte Adam Hess zum 21:7 (5.), einen weiteren Davin White zum 28:11 (9.).
Es war fast ein wenig kurios: Als Ole Wendt zum 37:18 traf (13.), verpasste es Phoenix, den Sack endgültig zuzumachen. Die Hagener ließen einige leichte Korbleger liegen, verloren zudem Bälle durch Schrittfehler und schlechte Pässe – und vergaben so einen noch deutlicheren Vorsprung. Und so brachte Deon Thompson das Leben zurück in das Berliner Team. Seine Punkte brachten ALBA wieder auf 37:28 heran (17.). Die Mannschaft von Sasa Obradovic wirkte nun viel wacher und konnte trotz 13 Ballverlusten den Rückstand zur Pause (46:36) in Grenzen halten.
Im dritten Viertel hatten die Gäste die Partie dann im Griff. Phoenix war jetzt nicht mehr so aggressiv in der Verteidigung. Berlin bekam seine Systeme durch, nutzte die körperlichen Vorteile aus und schloss hochprozentig ab. Damit änderte sich auch das Spieltempo: Ohne Steals und Rebounds konnte Phoenix keine Schnellangriffe mehr laufen. Zudem drehte Heiko Schaffartzik jetzt auf: Mit elf Punkten im dritten Abschnitt war er neben Ali Traoré hauptverantwortlich für die Wende. Schaffartziks Dreier zum 63:59 mit der Schlusssirene war ein echter Stimmungskiller.
Und ALBA drohte nun, davonzuziehen. 69:63 führten die Berliner durch Ali Traoré (33.). Phoenix-Coach Ingo Freyer handelte sich ein Technisches Foul ein, das allerdings Wirkung zeigte. Seine Mannschaft und das Publikum verstanden den Weckruf. Mark Dorris besorgte mit einem Halbdistanzwurf das 75:74 (36.). Beim Stand von 77:76 nahm Freyer eine Auszeit – und machte den vielleicht spielentscheidenden Schachzug: Er stellte auf „very, very Smallball“ um mit Davin White, David Bell, Mark Dorris, Larry Gordon und Adam Hess. Die Feuervögel erkämpften sich binnen Sekunden zwei Bälle, Adam Hess (per Dreier) und David Bell (per Korbleger) trafen – Phoenix führte mit 82:76 (38.).
Berlin kam durch DaShaun Wood, der in der Schlussphase die Verantwortung übernahm, nur noch bis auf 85:82 heran. Adam Hess konterte mit einem Dreier zum 88:82 (39.). 30 Sekunden vor dem Ende dann die Entscheidung: Nihad Djedovic foulte Larry Gordon, zudem gab’s ein Technisches Foul gegen die Berliner Bank. Gordon blieb cool und versenkte die fälligen vier Freiwürfe zum 92:85. Die letzten Sekunden gingen im ohrenbetäubenden Jubel der Hagener Fans unter, bis die Schlusssirene die Partie beim 94:87 beendete.
Mit viel Herz und guter Defense, 13 Ballgewinnen und einer starken Dreierquote von 59 Prozent (10/17) zog Phoenix den Berlinern letztlich den Zahn. Doch diese Saison bleibt kurios: Auch Trier (gegen Bayern) und Frankfurt (gegen Bamberg) konnten gewinnen. Zwischen Platz acht und Platz 17 liegen gerade einmal sechs Punkte. Inzwischen stellt sich fast der Verdacht ein, man könne 2013 auch mit einem positiven Punktekonto absteigen. So ist es natürlich nicht, doch Phoenix kann trotz starker 26:26 Punkte und Platz zehn tatsächlich noch weitere Feiertage vertragen, um auf Nummer sicher zu gehen in Sachen Klassenerhalt!
Trainerstimmen:
Ingo Freyer: „Es war ganz stark, wie wir aufs Feld gegangen sind. Wir wollten unbedingt das emotionale Niveau vom Bamberg-Spiel halten. Zu Beginn haben wir Berlin fast überrannt, dadurch haben wir unsere Chance erkannt. Danach war es fast egal, wie das Spiel verlaufen ist. Wir wussten, dass wir gewinnen können. Zwischendurch waren wir nicht so aggressiv, darum ist Berlin wieder aufgekommen. Für uns war wichtig, dass wir bis zum letzten Viertel mithalten konnten. Und am Ende sind einige entscheidende Szenen zu unseren Gunsten verlaufen. Ich bin sehr stolz, dass wir über 40 Minuten die Konzentration gehalten haben.“

Autor:

Stephan Faber aus Iserlohn

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