Vor 90 Jahren
Sensation am Himmel: 1929 überflog das Luftschiff "Graf Zeppelin" die Volmestadt
Am 12. September 1929 überflog das Luftschiff "Graf Zeppelin" die Volmestadt Der 12. September 1929, ein Donnerstag, war ein großer Tag in Hagen. Am frühen Morgen überflog nämlich das Starrluftschiff - besser bekannt als Zeppelin – „Graf Zeppelin“ die Stadt.
Von Gerhard E. Sollbach
Schon seit dem Morgengrauen waren die Menschen in der Stadt auf den Beinen, um dieses Ereignis nur nicht zu verpassen. Es handelte sich ja auch nicht um irgendeinen Zeppelin, sondern um das erfolgreichste und berühmteste Verkehrsluftschiff seiner Zeit und bis dahin auch größte. Die erst ein Jahr zuvor in Dienst gestellte „Graf Zeppelin“ mit dem offiziellen Luftverkehrskennzeichen D-LZ 127 war aber nicht nur das erste Fluggerät, das Passagiere planmäßig über den Atlantik beförderte, sondern auch das erste, das eine Weltumrundung vollbrachte. Dieser in sechs Etappen durchgeführte Flug um die Welt war erst eine Woche zuvor, am 4. September 1929, zu Ende gegangen und hatte die LZ-127 weltberühmt gemacht.
Fieberhafte Spannung
Das Überfliegen von Hagen erfolgte im Rahmen eines Flugs des Zeppelins über das rheinisch-westfälische Ruhrgebiet. Dazu war die „Graf Zeppelin“ in der Nacht zuvor kurz nach 23 Uhr mit 24 Passagieren an Bord von Friedrichshafen gestartet. Um 0:30 Uhr überflog das Luftschiff Stuttgart und hielt dann bis zum Sauerland eine nördliche Richtung ein. Hier bog es zum westlichen Ruhrgebiet ab. Die weitere Flugstrecke führte über Remscheid und Solingen zunächst nach Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach und dann nach Elberfeld. Die Route der „Riesenzigarre“ verlief nämlich anders als ursprünglich angenommen, denn das Luftschiff kam nicht auf direktem Weg nach Hagen. Das ließ in der Stadt die Sorge aufkommen, ob Hagen überhaupt ein Ziel sein würde. Nach dem Bericht in der Ausgabe der „Hagener Zeitung“ von diesem Tag herrschte deswegen in der Bevölkerung „fieberhafte Spannung“. In Erwartung der „Graf Zeppelin“ hatten sich schon früh am Morgen des 12. September Menschenmassen auf dem Goldberg versammelt. Als „ameisenartig bewimmelt“ wird der in dem Bericht der „Hagener Zeitung“ beschrieben. Aber auch auf der Emster Höhe und überhaupt an allen erhöhten Stellen in der Stadt sowie auf sämtlichen flachen Dächern, an den Fenstern und auf den Straßen standen und saßen die Menschen, teils mit Fernrohren, Feldstechern und Operngläsern bewaffnet, und warteten oder vielmehr hofften gespannt auf die Ankunft des Zeppelin.
Glockengeläut, Tücherschwenken und Jubel
Als jedoch der Rundfunk um 7.15 Uhr meldete, die „Graf Zeppelin“ sei über Elberfeld gesichtet worden, war es so gut wie gewiss, dass man in Hagen die „Graf Zeppelin“ zu Gesicht bekommen würde. Es herrschte herrliches sonniges Wetter an diesem Morgen mit einem wolkenlosen blauen Himmel. Doch über dem Ennepetal, also in der Richtung, aus der das Luftschiff von Elberfeld kommen musste, lag noch dichter Morgendunst. Gegen 7.20 Uhr kündigte Motorensurren endlich die Annäherung des Luftschiffs an. Dann schob sich der „elegant geformte Riesenfisch“, wie der Reporter der „Hagener Zeitung“ die „Graf Zeppelin“ bezeichnete, aus dem Dunst heraus – erst schwarz, dann dunkelblau und schließlich grausilbern. Um 7.30 Uhr befand sich der etwas über 260 m lange und etwas mehr als 50 Meter breite Zeppelin direkt über Hagen. Von der Sonne angestrahlt, glänzte sein Rumpf hellsilbrig. Zur Begrüßung wurden die Glocken geläutet und hängte man die Stadtfahne am Rathausturm heraus. Die Menschen ihrerseits begrüßten begeistert das Luftschiff mit Taschentücherschwenken und lauten Jubelrufen. Die „Graf Zeppelin“ flog so tief, dass man vom Boden aus die Passagiere an den Fenstern in der Gondel erkennen konnte, die zurückgrüßten. Der Zeppelin zog ruhig seine schnurgerade Bahn über Hagen und war schon nach wenigen Minuten wieder in östliche Richtung auf Dortmund zu entschwunden. Doch noch Tage lang sollte sein Erscheinen das Stadtgespräch in Hagen bleiben.
Verschrottet
Zu den weiteren besonders spektakulären und für enorme Publicity sorgenden Flügen der „Graf Zeppelin“ gehörte auch die 1931 durchgeführte Arktisfahrt. Bis 1937 war der Zeppelin dann im Transatlantik-Passagierdienst eingesetzt. Nach dem Unglück des Luftschiffs „Hindenburg“, das bei der Landung in Lakehurst (New Jersey, USA) am 6. Mai 1937 in Folge einer Entzündung seiner Wasserstofffüllung verbrannte, wobei 35 der 97 Personen an Bord den Tod fanden, wurde die „Graf Zeppelin“ am 19. Juli 1937 außer Dienst gestellt. Mit dem verheerenden Brand der „Hindenburg“ hatte die große Zeit der Zeppeline aber bereits ihr Ende gefunden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ist die immer noch voll einsatzfähige „Graf Zeppelin“ auf Anweisung des NS-Reichsluftfahrtministeriums - angeblich zur Aluminiumgewinnung - verschrottet worden. NS-Reichsluftfahrtminister Hermann Göring hatte jedoch nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen die schwebenden Stoffwürste gemacht.
Autor:Patrick Jost aus Gevelsberg |
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