Corona-Update
Woher kommen die Infektionszahlen trotz Lockdown?

Seit Wochen befindet sich Deutschland im Lockdown - vielerorts zeigen sich aktuell Erfolge und die Infektionszahlen sinken. In Hagen überschreitet das Infektionsgeschehen mit einem Inzidenzwert (Corona-Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) von 201,9 heute den kritischen Wert von 200. Woher kommen die Neuinfektionen trotz des aktuellen Lockdowns?

Weiterhin betroffen: Alten- und Pflegeheime

Schon seit längerem sind die Alten- und Pflegeheime dem Gesundheitsamt der Stadt Hagen als eine Ursache für hohe Infektionszahlen bekannt. Um die Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen, wird das Personal alle drei Tage getestet. Bei Besuchern wird direkt beim Einlass ein Test durchgeführt. Einen akuten Ausbruch gibt es im Helmut-Turck-Zentrum der AWO mit aktuell 17 positiven Fällen. Noch heute wird eine Reihentestung aller Personen der Einrichtung durchgeführt. Die Seniorenresidenz "Curanum" auf Emst befindet sich aktuell in der Eindämmung. Hier wurden insgesamt 14 Personen positiv getestet. In neun weiteren Alten- und Pflegeheimen (Evangelisches Altenheim- und Pflegeheim Haspe, Altenwohnheim Dahl, Karl-Jellinghaus-Zentrum, Pflegeheim Wohlbehagen Am Schlossberg, Seniorenzentrum Buschstraße, Haus St. Martin, Seniorenresidenz am Theater, Hülsemann-Haus, Martha-Müller-Seniorenzentrum) gibt es insgesamt rund 90 weitere Infektionen.

Zahlreiche Infektionen in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung

Seit einigen Tagen rücken nun auch verschiedene Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung in den Fokus des Infektionsgeschehens. Am vergangenen Freitag wurden durch eine Reihentestung des Gesundheitsamtes positive Fälle in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Hagen und einer Einrichtung im Ennepe-Ruhr-Kreis bekannt. Ein Großteil der Beschäftigten aus der Einrichtung im EN-Kreis lebt in Hagen - teilweise in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung. Die Vermischung der Gruppen am Arbeitsplatz, in den Wohneinrichtungen oder auf der Fahrt zu den Arbeitsstätten sorgt dafür, dass sich die Infektionen schnell ausbreiten konnten. Aktuell konnten fünf Wohneinrichtungen ausfindig gemacht werden, die von Infektionen betroffen sind. Die Wohneinrichtungen befinden sich in den Stadtteilen Emst (eine Einrichtung mit drei positiven Fällen), Haspe (zwei Einrichtungen mit insgesamt 17 positiven Fällen) und Hohenlimburg (zwei Einrichtungen mit insgesamt 24 positiven Fällen). 20 Beschäftigte, die privat wohnen, weisen ebenfalls Infektionen auf. Alle Bewohnerinnen und Bewohner betroffener Einrichtungen wurden durch das Gesundheitsamt getestet. Die Testergebnisse liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor.

Infektionen in Krankenhäusern

In vier Hagener Krankenhäusern gibt es momentan 53 Infektionen. In zwei Einrichtungen läuft die Eindämmung.

Ausgeweitete Testungen durch das Gesundheitsamt

Weiterhin führt das Gesundheitsamt im Rahmen des Infektionsschutzes zahlreiche Testungen durch, um Infektionen frühzeitig zu erkennen. "Seit dem 1. Januar haben wir unser Testregime geändert und testen Kontaktpersonen der Kategorie 1 zweimal: Zunächst zu Beginn und dann noch einmal kurz vor Ende der Quarantäne. Somit erkennen wir Infektionen, die ohne die zweite Testung wahrscheinlich unerkannt geblieben wären", erklärt Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Hagener Gesundheitsamts. Vom 4. bis 10. Januar wurden 1.030 Testungen durchgeführt, mit 226 positiven Testergebnissen. In der darauffolgenden Woche wurden 1.619 Testungen durch das Gesundheitsamt veranlasst mit 299 positiven Ergebnissen. Mit 2.030 Testungen identifizierte das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche 348 positive Fälle.

Dr. Scholten erklärt weiter, dass "in den allermeisten Fällen eine positiv getestete Person sämtliche Familienmitglieder ansteckt. Wenn sich beispielsweise ein Vater einer fünfköpfigen Familie bei der Arbeit infiziert, haben wir in der Regel nach Auswertung der Testungen der Familie vier weitere positive Fälle."

Um das aktuelle Infektionsgeschehen in der Stadt einzudämmen, wird der Krisenstab im Rahmen seiner Sitzung am Donnerstagmittag weitere Maßnahmen beschließen, die über die aktuell geltende Coronaschutzverordnung des Landes NRW hinausgehen werden. Vor Inkrafttreten dieser Regelungen ist allerdings zunächst eine Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf erforderlich, die für Freitag vorgesehen ist.

Autor:

Stephan Faber aus Iserlohn

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