Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen

Sexuelle Funktionsstörungen
Inhalt
1. Die normale Sexualfunktion
2. Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern
2.1 Psychische Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen
3. Sexuelle Funktionsstörung bei Frauen
3.1 Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen
3.1.1 Therapien
3.2 Somatische Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen
3.2.1 Therapien
4. Somatische Ursachen sexueller Funktionsstörung
5. Neurologische und neurochirurgische Rehabilitation bei Störungen der Sexualfunktionen

Eine sexuelle Dysfunktion oder sexuelle Funktionsstörung kann sowohl die männliche als auch die weibliche Sexualität in einem Ausmaß betreffen, dass subjektiver Leidensdruck und damit auch ärztlicher bzw. psychologischer Therapiebedarf besteht. Neben der Störung der Sexualreaktion (körperliche Reaktion) hierbei auch das subjektive Erleben von Sexualität berücksichtigt. Man unterscheidet zum einen zwischen primären und sekundären (erworbenen), zum anderen zwischen generalisierten (stets vorhandenen) und situativen (nur in bestimmten Situationen auftretenden) sexuellen Dysfunktionen. Sexuelle Funktionsstörungen können psychische und physischen Ursachen haben.
1. Die normale Sexualfunktion
Die normale Sexualfunktion ist ein komplexes Wechselspiel physiologischer und psychischer Faktoren. Nerven-, Kreislauf- und Hormonsystem wirken mit der Psyche zusammen, um eine sexuelle Reaktion auszulösen. Die sexuelle Reaktion des Menschen wird von einem empfindlichen und fein austarierten Zusammenspiel dieser Systeme kontrolliert. Sexuelle Lust (auch Sexualtrieb oder Libido) ist der Wunsch nach sexueller Betätigung. Sie kann durch Gedanken, Worte, visuelle Reize, Gerüche und Berührungen ausgelöst werden und führt zum ersten Stadium des sexuellen Reaktionszyklus, wodurch die sexuelle Erregung ausgelöst wird. Während sexueller Erregung sendet das Gehirn über das Rückenmark Signale zum Penis bzw. der Vulva. Die Arterien, welche die Schwellkörper mit Blut versorgen, reagieren entsprechend und weiten sich (Entspannung und Dilatation). Die geweiteten Arterien lassen die Blutversorgung dieser Bereiche beim Mann drastisch ansteigen, die nun prall mit Blut gefüllt sind und sich ausdehnen. Durch die Ausdehnung wird Druck auf die Venen ausgeübt, die normalerweise das Blut aus dem Penis abtransportieren. Sie werden dadurch verengt, der Abfluss des Blutes wird verlangsamt und der Blutdruck im Penis erhöht sich. Der erhöhte Druck im Penis lässt ihn steif werden, es kommt zu einer Erektion. Dabei steigt auch die Muskelspannung im gesamten Körper an. Bei beiden Geschlechtern tritt der sogenannte
„Sex-flush“ ein, Hautrötungen, die insbesondere im Gesicht, auf Bauch, Brust und Rücken auftreten, speziell während der Plateau- und Orgasmusphase des sexuellen Reaktionszyklus. Sie werden häufiger bei Frauen als bei Männern beobachtet. Er ist auf eine Vasokongestion der Haut zurückzuführen und kann auch den ganzen Körper betreffen. In der Plateauphase werden Erregung und Muskelspannung intensiviert. Der Orgasmus ist der Höhepunkt der sexuellen Erregung. Hierbei steigt die Muskelspannung im gesamten Körper weiter an und die Beckenmuskeln ziehen sich zusammen, bis es beim Mann zum Samenerguss (Ejakulation) kommt. Durch Nervenimpulse ziehen sich die Muskeln in den männlichen Geschlechtsorganen (Samenblasen, Prostata sowie Nebenhodengänge und Samenleiter) zusammen und führen zum Samenerguss. Diese Kontraktionen treiben den Samen in die Harnröhre. Durch Kontraktion der Muskeln, welche die Harnröhre umgeben, wird der Samen aus dem Penis gestoßen. Der Blasenhals zieht sich ebenfalls zusammen und verhindert, dass Samen zurück in die Harnblase fließt. Obwohl Orgasmus und Ejakulation oft fast gleichzeitig auftreten, handelt es sich um getrennte Stadien des menschlichen sexuellen Reaktionszyklus. In seltenen Fällen kann es daher auch ohne Orgasmus zum Samenerguss beim Mann kommen. Ebenso gibt es beim Mann Orgasmen ohne Ejakulation; das gilt besonders vor der Pubertät oder im Zusammenhang mit Nebenwirkungen gewisser Medikamente, z. B. Antidepressiva, oder nach einer Operation, z. B. bei der der Grimmdarm (Kolon) oder die Prostata entfernt wurden. Ein Orgasmus ist normalerweise ein höchst lustvoller Moment. In der Rückbildungsphase kehrt der Körper wieder in den unerregten Zustand zurück. Sobald die Ejakulation oder der Orgasmus eingetreten sind, ziehen sich die Arterien im Penis und die glatte Muskulatur der Corpora cavernosa und Corpus spongiosum zusammen. Dadurch verringert sich die Blutzufuhr, der Blutabfluss steigt und der Penis erschlafft (Detumeszenz). Nach dem Orgasmus dauert es eine gewisse Zeit, bis eine neue Erektion möglich ist (Refraktärzeit). Bei jungen Männern sind dies etwa 20 Minuten oder weniger, bei älteren Männern dauert es länger. Die Zeit zwischen Erektionen nimmt generell mit fortschreitendem Alter zu.
2. Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern
Die sexuelle Funktionsstörung beim Mann umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die sich auswirken auf:
• Sexualtrieb (Libido)
• Die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten (erektile Dysfunktion oder Impotenz)
• Die Fähigkeit zur Ejakulation
• Die Fähigkeit, eine Erektion ohne Deformität des Penis zu erreichen
• Die Orgasmusfähigkeit
Eine sexuelle Funktionsstörung kann physische oder psychische Ursachen haben. Viele sexuelle Störungen resultieren aus einer Kombination von beidem. Ein physisches Problem kann psychische Probleme (wie Angstzustände, Depressionen oder Stress) nach sich ziehen, die ihrerseits ein vorhandenes körperliches Problem verstärken, sodass es zur Ausprägung einer Störung mit Krankheitswert kommt. Männer können sich selbst unter Druck setzen oder fühlen sich von ihrem Partner unter Druck gesetzt, sexuelle Leistungen gemäß gesellschaftlichen oder individuellen Normvorstellungen zu vollbringen. Gelingt dies nicht, ist Stress und Versagensangst die Folge. Diese Angst kann belastend sein und die Lust an sexuellen Beziehungen weiter mindern (Teufelskreismodell der sexuellen Dysfunktion).Ejakulationsstörungen sind die häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Männern. Zu den Erkrankungen zählen
• Frühzeitige Ejakulation vor oder kurz nach dem Eindringen in die Vagina (vorzeitige Ejakulation)
• Ejakulation in die Harnblase (retrograde Ejakulation)
• Unfähigkeit zur Ejakulation (Anejakulation)Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) kommen bei Männern im mittleren und höheren Alter häufig vor. Manche leiden auch unter einer verringerten Libido (Sexualtrieb).
2.1 Psychische Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen
• Wut gegenüber dem Partner, Unstimmigkeiten mit dem Partner oder Langeweile in der Beziehung
• Angst (auch generalisierte Angstzustände unabhängig von der Sexualität)
• Depression
• Angst vor Schwangerschaft, vor der Abhängigkeit von einem anderen Menschen oder vor Kontrollverlust
• Distanzgefühle gegenüber sexuellen Aktivitäten oder dem Partner
• Schuldgefühle
• Hemmungen oder Unwissenheit in Bezug auf Sexualverhalten
• Versagensangst (während des Geschlechtsverkehrs)
• Vorherige sexuell traumatisierende Erfahrungen (z. B. Vergewaltigung, Inzest, sexueller Missbrauch, frühere sexuelle Funktionsstörungen)
3. Sexuelle Funktionsstörung bei Frauen
Eine sexuelle Funktionsstörung umfasst Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, schmerzhafte Kontraktionen (Spasmen) der Scheidenmuskulatur und Probleme mit sexuellem Verlangen, Erregung oder Orgasmus, die Beschwerden hervorrufen.
3.1 Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen
Depressionen oder Ängste, andere psychische Faktoren, Störungen und Arzneimittel können zu einer sexuellen Funktionsstörung beitragen, ebenso wie die Situation der Frau, einschließlich ihrer partnerschaftlichen Probleme. Derbe sexuelle oder andere Erfahrungen können ein geringes Selbstwertgefühl, Scham oder Schuld zur Folge haben.
• Durch emotionalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch während der Kindheit oder Jugend lernen Kinder, ihre Emotionen zu kontrollieren und zu verstecken - ein hilfreicher Verteidigungsmechanismus. Allerdings können Frauen, die ihre Gefühle kontrollieren und verstecken, Schwierigkeiten haben, sexuelle Gefühle auszudrücken.
• Wenn Kinder während der Kindheit ein Elternteil oder eine andere geliebte Person verlieren, haben sie möglicherweise Schwierigkeiten, mit einem Geschlechtspartner intim zu werden, weil sie sich vor einem ähnlichen Verlust fürchten – manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein.
• Die eigene Situation der Frau: Beispielsweise können Frauen ein geringes sexuelles Selbstbild haben, wenn sie Fruchtbarkeitsprobleme haben oder sich einer Operation unterzogen, bei der eine Brust, die Gebärmutter oder ein anderer Körperteil entfernt werden musste, der mit Sex assoziiert wird.
• Die Beziehung: Frauen, die ihrem Geschlechtspartner nicht vertrauen oder negative Gefühle gegen ihn hegen. Sie fühlen sich möglicherweise weniger zu ihrem Partner hingezogen als in der Anfangsphase ihrer Beziehung.
• Die Umgebungen: Die Bedingungen sind nicht erotisch, privat oder sicher genug für einen uneingeschränkten sexuellen Ausdruck.
• Die Kultur: Die Frauen kommen möglicherweise aus einer Kultur, die sexuellen Ausdruck oder Aktivität einschränkt. In manchen Kulturen werden Frauen dazu gebracht, sich für ihre Sexualität zu schämen oder schuldig zu fühlen. Frauen und ihre Partner kommen möglicherweise aus Kulturen, die verschiedene sexuelle Praktiken unterschiedlich sehen.
• Ablenkungen: Familie, Arbeit, Finanzen oder andere Dinge können Frauen beschäftigen und ihre sexuelle Erregung beeinträchtigen.
3.1.1 Therapien
Um das Problem herausfinden zu können, sprechen Ärzte oft mit beiden Partnern getrennt und gemeinsam. Außerdem ist häufig eine Untersuchung des Beckens erforderlich, wenn die Frau Schmerzen oder Probleme beim Orgasmus hat. Ungeachtet der Ursache der sexuellen Funktionsstörung kann es oft helfen, die Beziehung zu verbessern, klarer und offener zu kommunizieren und für ideale Umstände für sexuelle Aktivitäten zu sorgen. Eine kognitive Verhaltens- oder Achtsamkeitstherapie oder eine Kombination aus beiden kann ebenso helfen wie eine tiefenpsychologische oder analytische Psychotherapie. Etwa 30 bis 50 Prozent der Frauen haben in einigen Phasen ihres Lebens sexuelle Probleme. Wenn die Probleme ausreichend schwerwiegend sind, gelten sie als sexuelle Funktionsstörung. Eine sexuelle Funktionsstörung kann im Zusammenhang mit speziellen Problemen beschrieben und diagnostiziert werden, wie z. B. kein Interesse oder Verlangen, Probleme mit der Erregbarkeit oder beim Erreichen des Orgasmus, Schmerzen während sexueller Aktivitäten, unfreiwilliges Verengen der Scheidenmuskulatur oder ständige und ungewollte körperliche (genitale) Erregung. Allerdings sind diese Unterschiede nicht immer hilfreich. Fast alle Frauen mit sexueller Funktionsstörung weisen Anzeichen von mehr als nur einem spezifischen Problem auf. Beispielsweise haben Frauen, die nur schwer erregbar sind, weniger Spaß am Geschlechtsverkehr, haben Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu bekommen oder finden Geschlechtsverkehr sogar schmerzhaft. Diese Frauen und die
meisten Frauen, die während der sexuellen Aktivität Schmerzen haben, verlieren oft verständlicherweise das Interesse an und das Verlangen nach Sex.
3.2 Somatische Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen
Verschiedene körperliche Zustände und Arzneimittel können zu sexueller Funktionsstörung führen oder beitragen. Hormonelle Veränderungen, die mit zunehmendem Alter auftreten oder aus einer Erkrankung resultieren, können sich negativ auswirken. Beispielsweise können sich die Scheidengewebe nach den Wechseljahren verdünnen, trocken und unelastisch werden, da der Östrogenspiegel sinkt. Dieser Zustand, der als atrophische Vaginitis bezeichnet wird, kann die Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs verursachen. Das Entfernen beider Eierstöcke kann dieselbe Wirkung haben. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, eine Art von Antidepressivum, verursachen häufig Probleme mit sexueller Funktionsstörung. Auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose können sexuelle Funktionsstörungen verursachen. Die Östrogentherapie wird, falls sie oral verabreicht wird, manchmal verwendet, um die Symptome im Zusammenhang mit den Wechseljahren zu kontrollieren und kann die sexuelle Funktion bei Frauen nach den Wechseljahren verbessern, indem sie die atrophische Vaginitis mildert (Wechseljahre : Behandlung). Jedoch kann Östrogen, das in die Scheide eingeführt wird (vaginales Östrogen), genauso wirksam für die Behandlung von atrophischer Vaginitis sein. Vaginales Östrogen kann als Creme (mit einem Kunststoffapplikator), als Tablette oder in einem Ring (ähnlich einem Diaphragma) verabreicht werden.
3.2.1 Therapien
• Sich Zeit nehmen für sexuelle Aktivitäten: Menschen, die gewohnt sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, sind möglicherweise mit anderen Dingen beschäftigt oder abgelenkt (einschließlich Arbeit, Haushalt, Hausarbeit, Kinder und Freizeit). Es kann hilfreich sein, sexuellen Aktivitäten einen Vorrang einzuräumen und zu erkennen, wie kontraproduktiv Ablenkungen sind.
• Achtsamkeit üben: Achtsamkeit bedeutet, zu lernen, sich darauf zu konzentrieren, was im Augenblick geschieht, ohne zu beurteilen oder zu überwachen, was geschieht. Mit Achtsamkeit können Frauen sich von Ablenkungen befreien und haben die Möglichkeit, sich auf die Empfindungen während der sexuellen Aktivität zu konzentrieren, indem sie sich auf diesen Augenblick konzentrieren. Übungen zum Erlernen von Achtsamkeit finden Sie im Internet, Hashtags: Achtsamkeit, Mindfulness.
• Verbesserte Kommunikation, auch über Sex, zwischen den Partnern
• Einen guten Zeitpunkt und einen passenden Ort für sexuelle Aktivitäten auswählen: Spät in der Nacht, wenn ein Partner müde ist und schlafen möchte, ist beispielsweise kein guter Zeitpunkt. Es ist hilfreich, darauf zu achten, dass der Ort geschützt ist, wenn die Partnerin Angst davor hat, entdeckt oder unterbrochen zu werden. Es ist hilfreich, sich ausreichend Zeit einzuräumen und eine Umgebung zu schaffen, welche die sexuellen Gefühle unterstützen.
• Beteiligung an vielen Arten sexueller Aktivitäten: Streicheln und Küssen der sensiblen Teile des Körpers und ausgiebiges Berühren der Geschlechtsteile des anderen vor dem Geschlechtsverkehr kann die Intimität fördern und Ängste nehmen.
• Gemeinsame Zeit planen, in der keine sexuelle Aktivität stattfindet: Paare, die regelmäßig miteinander sprechen, wünschen sich und genießen die gemeinsame sexuelle Aktivität mehr.
• Fördern von Vertrauen, Respekt und emotionaler Verbundenheit zwischen Partnern: Diese Eigenschaften sollten mit oder ohne professionelle Hilfe geübt werden. Partnerinnen brauchen diese Eigenschaften, um sexuell zu reagieren. Paare müssen vielleicht lernen, Konflikte zu lösen, die sich auf ihre Beziehung auswirken.
• Maßnahmen ergreifen, um ungewollte Konsequenzen zu vermeiden: Solche Maßnahmen sind besonders hilfreich, wenn Angst vor Schwangerschaft oder sexuell übertragbaren Krankheiten das Verlangen behindern. Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen, ein negatives Selbstbild zu erkennen, das aus Krankheit und Unfruchtbarkeit resultiert. In einer auf Achtsamkeit basierten kognitiven Therapie (MBCT) wird die kognitive Verhaltenstherapie mit dem Erlernen der Achtsamkeit kombiniert. Wie bei einer kognitiven Verhaltenstherapie werden PartnerInnen ermutigt, negative Gedanken zu erkennen. Danach sollen die PartnerInnen diese Gedanken einfach beobachten und erkennen, dass es sich nur um Gedanken handelt, die möglicherweise nicht die Realität widerspiegeln. Durch diesen Ansatz werden solche Gedanken weniger ablenkend und störend. Möglicherweise ist eine weitere erweiterte Psychotherapie erforderlich, wenn Probleme aus der Kindheit sich störend auf die sexuelle Funktion auswirken. Da selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zu einigen Arten von sexueller Funktionsstörung beitragen können, kann es hilfreich sein, diese durch ein anderes Antidepressivum zu ersetzen, das die sexuelle Reaktion weniger beeinträchtigt.
4. Somatische Ursachen sexueller Funktionsstörung Erkrankung
Beispiel
• Probleme beim Geschlechtsverkehr
• Wirbelsäulenerkrankungen, Rückenschmerzen, Bandscheibenprobleme, Morbus Bechterew
• Bewegungen sind eingeschränkt und schmerzhaft, am meisten bei der Missionarsstellung Gelenke-Hüftgelenksarthrose
• Herz-Kreislauf-System
• Bluthochdruck
• Koronare Herzkrankheit
• Herzinfarkt/Herzinsuffizienz
• Tatsächliche oder befürchtete eingeschränkte Leistungsfähigkeit
• Angst vor Angina Pectoris oder Herzinfarkt (das tatsächliche Risiko ist beim Geschlechtsverkehr ist jedoch gering – im Gegenteil: Sex ist ein risikoarmes Kreislauftraining) Blutdrucksenker wie Betablocker und Alpha 1-Blocker mindern Erektionsfähigkeit Stoffwechselerkrankungen: Diabetes, Sensibilitätsstörungen, Impotenz (auch durch Medikamente wie z. B. Lipidsenker),
Gynäkologische Erkrankungen:
• Chronische Unterbauchschmerzen,
• Genitaler Juckreiz, Gebärmuttersenkung,
• Vaginaler Geschlechtsverkehr unangenehm oder schmerzhaft
• Verstärkung der Beschwerden nach Geschlechtsverkehr
• Blasenstörungen
• Harninkontinenz
• Reizblase
• Schamgefühle
• Angst vor Geruchsbelästigung

Krebserkrankungen der Frau:
• Brustkrebs
• Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs
• Erschütterung der sexuellen Identität
• oft jahrelange Ablehnung des eigenen Körpers (Schamgefühle)
• Krebserkrankungen des Mannes:
• Hodenkrebs
• Prostatakrebs
• Prostatahyperplasie
• Erektionsstörungen
• Ejakulationsstörungen
• Operationen:
• Hernienoperation im Bauch- und Beckenbereich
• Schmerzen, Verlust des sexuellen Interesses 
• Erektile Dysfunktion
• Übergewicht Adipositas
• Unbeweglichkeit
• Attraktivitätsverlust in den eigenen Augen oder beim Partner
Haut:
• Neurodermitis
• Psoriasis
• Meidung intensiver Hautberührungen
Ablehnung des eigenen Körpers:
• Multiple Sklerose
• Parkinson-Krankheit
• Schlaganfall
• Kopfverletzung
• Schädigung der Nervenbahnen und Beeinträchtigung der sexuellen Funktionen
• Einschränkung der Beweglichkeit
• Attraktivitätsverlust
Psychiatrische Erkrankungen:
• Angsterkrankungen
• Depressionen
• Weitgehendes oder vollständiges Erlöschen des sexuellen Interesses
• Fehlendes Selbstbewußtsein
• Probleme durch viele Psychopharmaka oft verstärkt
• Suchterkrankung
• Alkoholabhängigkeit
• Drogenkonsum
• Erektile Dysfunktion
• Sexuelles Desinteresse
• Unfruchtbarkeit

Rehabilitation von sexuellen Funktionsstörungen:
Trotz der Unterschiede zwischen Sexualstörungen beim Mann und Sexualstörungen bei der Frau können bei beiden Geschlechtern ähnliche Störungen auftreten. Manche ‚Sexualstörungen’ können in bestimmten Lebensphasen vorübergehend vorkommen, ohne dass eine Behandlung notwendig ist. Wenn die Betroffenen dauerhaft unter einer Sexualstörung leiden, kann die Behandlung in einer Fachklinik hilfreich sein. Wichtig dabei ist eine sorgfältige Diagnostik, damit körperliche von psychischen Ursachen unterschieden werden.
5. Neurologische und neurochirurgische Rehabilitation bei Störungen der Sexualfunktionen:
Sowohl akute wie chronische Erkrankungen und Schädigungen des zentralen und peripheren Nervensystems ziehen häufig auch Störungen der Sexualfunktionen nach sich. Zu nennen sind hierbei insbesondere:-das Versagen genitaler Reaktionen (ICD 10 F52.2),-Ejaculatio praecox (ICD 10 F52.3) und-Orgasmusstörungen (ICD 10 F52.3).
Im Zuge wachsender Anforderungen an eine umfassende Lebensqualität, aber auch, und dies muss an dieser Stelle deutlich unterstrichen werden, zur Vermeidung oder Linderung schwerwiegender psychischer Folgeerkrankungen wie Depressionen oder sozialphobische Problematiken ist eine Rehabilitation der sexuellen Leistungsfähigkeit (Teilhabe) außerordentlich wichtig (SGB XI, § 8 Vorrang von Leistungen zur Teilhabe).Das Konzept zur Rehabilitation der sexuellen Funktionsfähigkeit an unserer Klinik beinhaltet als zentralen Baustein ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Vorgehen, eingebettet in einender Thematik angemessenen klientenzentrierten gesprächspsychotherapeutischen Kontext. Nach einer umfassenden Problemanalyse des defizitären Sexualverhaltens unter Einbezug relevanter aktueller kognitiver (d. h. gedanklicher) und emotionaler Abläufe sowie lebensgeschichtlicher Aspekte wird ein auf die jeweils resultierende Bedingungsanalyse abgestimmtes Therapieangebot ausgearbeitet. Beispielsweise wird die häufig anzutreffende störungsaufrechterhaltende Wirkung von leistungsbezogenen oder selbstabwertenden Kognitionen für das sexuelle Symptom verdeutlicht.Die sich in der Therapie anschließenden Veränderungen auf der kognitiven und emotionalen Ebene dienen sodann als Vorbereitung persönlich abgestimmter, achtsamkeitsbasierter Verhaltensübungen zur Etablierung eines wieder zufriedenstellenden Sexualverhaltens.Auf Wunsch kann der oder die SexualpartnerIn an dieser Stelle in die Therapie miteinbezogen werden (systemischer Ansatz).In einer erweiterten Betrachtungsweise kommen in der stationären Rehabilitation der neurologisch bedingten Sexualstörungen ein physischer Support in Form individueller physiotherapeutisch/medizinisch-trainingstherapeutischer Behandlung der Patienten zum Zuge. Nicht zuletzt erfahren die Patienten in den künstlerischen Therapien (Musik und Kunst)weitere fundierte seelische Stärkung und einen Gewinn an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Fragen des gesundheitsbewussten Verhaltens und der aktiven Nachsorge sind des weiteren wichtige verhaltensmedizinische Aspekte eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes und deshalb feste Bestandteile des Rehabilitationskonzepts.

Dr. med. Mimoun Azizi
Chefarzt der Neurologie und Neuropsychiatrie

Autor:

Mimoun Azizi aus Düsseldorf

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