Sternenkinder - Zwischen Schmerz und Verzweifelung
Selbsthilfegruppe "Sternenkinder" begleitet Eltern beim Verlust ihres Babys
„Einer der schlimmsten Tage im Leben“ von Hanne-Lore Düllmann liegt fast 60 Jahre zurück. „Doch ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen.“ Wir treffen die 91-jährige im Herbst in ihrem Zimmer in einem Pflegeheim. Die Hüfte macht Kummer. Aber eigentlich fühlt sich Hanne-Lore Düllmann gut. Und mit großer Offenheit erzählt sie ihre Geschichte: Viel zu früh war ihr Sohn Burkhard auf die Welt gekommen. „Sechster, vielleicht siebter Monat.“ Er wog nur 900 Gramm, machte drei Atemzüge pro Minute. „Halte durch“, habe sie immer gesagt. “Halte durch“, und dabei seine langen Finger gestreichelt. Drei Stunden später war Burkhard tot.
Ein System, das der Familie hätte helfen können, gab es zu dieser Zeit nicht. Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit habe das Leben einfach so weitergehen müssen.Ein Glück sei es, dass sich die Zeiten geändert haben. „Heute kümmern sich ganz viele Menschen“, sagt Hanne-Lore Düllmann und drückt lächelnd die Hand von Kerstin Blankenburg. Die Ehefrau ihres Enkels hat zwei Kinder tot zur Welt bringen müssen und engagiert sich seitdem in der Hagener Selbsthilfegruppe „Sternenkinder“, die sich vier Mal im Jahr trifft und einen offenen Gesprächskreis für Eltern bietet, die ihr Kind vor, während und nach der Geburt, oder in der ersten Lebenszeit verloren haben.
Neben Krankenhausseelsorger Pfarrer Jürgen Krullmann ist auch immer eine Schwester der Kinderintensivstation des AKH und Christiane Eyring, die die Beratungsstelle „Bethanien Sternenkinder Hagen“ leitet, dabei.
Fest zum Programm von „Sternenkinder Hagen“ gehört die Organisation eines Gottesdienstes, der immer am zweiten Sonntag im Dezember – dem internationalen Candle Lighting Day - stattfindet.
In Hagen wird an diesem Tag, am Sonntag, 9. Dezember, um 16 Uhr ein Gottesdienst in der Pauluskirche in Wehringhausen gefeiert. „Im Gottesdienst wird viel Raum für das Erinnern sein“, sagt Pfarrer Jürgen Krullmann, der den Gottesdienst mitorganisiert. „Im Anschluss gibt es Kaffee und Kuchen und neben Informationsmaterial die Möglichkeit zum Austausch.“ Menschen, die ein Kind verloren haben, stellen am Abend um 19 Uhr für eine Stunde eine Kerze ins Fenster.„Wenn es mir gut geht, werde ich auf jeden Fall hingehen“, hatte sich Hannelore Düllmann fest vorgenommen. Aus Solidarität. Aber vor allem, weil Burkard ein Teil ihres Lebens ist: „Ich werde nie vergessen, wie er ausgesehen hat.“ Inzwischen ist Hanne-Lore Düllmann im Alter von 91 Jahren plötzlich verstorben. Ihre Familie hat sich gewünscht, dass sie dennoch ein Teil dieser Geschichte bleibt.
Infos
Weitere Info gibt es unter https://sternenkinderhagen.wordpress.com/ oder per E-Mail an treffpunkt-eltern@gmx.de.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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