Der Hagener Apotheker Jörg Pesch warnt vor gefährlicher Entwicklung:
Lieferengpässe in der Apotheke

Es sind ausgerechnet die Sartane, Blutdrucksenker also, die bei Jörg Pesch, Apotheker in Hagen und Vorsitzender der Bezirksgruppe Hagen des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), vor Ärger die Adern schwellen lassen. Denn insbesondere diese Wirkstoffe, mit denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen behandelt werden, sind derzeit von Lieferengpässen betroffen.
Aber nicht nur die Sartane fehlen in den Apotheken, sondern auch Schmerzmittel wie Ibuprofen in höherer Dosierung und mit Langzeitwirkung. Außerdem Tropfen gegen erhöhten Augeninnendruck, Antidepressiva, Mittel gegen Epilepsie, nennt Pesch weitere Beispiele. Die Liste, in der das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aktuelle Lieferengpässe führt, ist derzeit rund 200 Zeilen lang.
In den meisten Fällen können die Lieferengpässe durch andere Präparate überbrückt werden. Dafür muss Pesch die Patienten, die ein Rezept einzulösen wollen, aber meist zurück zum Arzt schicken, damit er die Medikation umstellt. „Das kostet uns Zeit, weil wir viel erklären müssen, ist aber vor allem für die Patienten äußerst ärgerlich – und manchmal auch riskant“, warnt Pesch. „Bei Patienten, die mehrere Arzneimittel zugleich einnehmen müssen, besteht die Gefahr, dass sie das neue, ungewohnte Präparat mit einem ihrer anderen Mittel verwechseln und zur falschen Tageszeit oder in der falschen Dosierung einnehmen“, so der Apotheker. Zudem sieht er das Risiko, dass die Patienten - durch das nicht vertraute Präparat verunsichert - die Therapie ganz abbrechen. Gefährlich wird es zudem dann, wenn Präparate fehlen, die in akut lebensbedrohlichen Situationen helfen - wie zum Beispiel im vergangenen Sommer Mittel, um Insektengift-Allergiker gegen einen anaphylaktischen Schock zu behandeln.
„Grund für die Engpässe ist der Spardruck im Gesundheitswesen“, erklärt Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe: Die Krankenkassen handeln mit den Pharmafirmen Rabattverträge aus. Diese lassen dann Wirkstoffe kostengünstig im Ausland produzieren. Aufgrund von Konzentrationsprozessen gebe es dort nur noch wenige, für manche versorgungsrelevanten Wirkstoffe nur zwei Hersteller. Wenn bei einem davon Produktionsprobleme entstehen, komme es zu den Lieferengpässen.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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