Broken Heart Syndrome
Kleine Pumpe, große Wirkung: Neue Behandlungsmethode für Herzpatienten am AKH
Es war an einem Samstagabend Anfang März, als Inge Klüter wusste: „Ich sterbe!“ Eigentlich hatte die Balverin gerade zu Bett gehen wollen, als sie plötzlich eine starke Atemnot erlitt. Schnell rief sie ihrem Mann noch zu, er solle einen Krankenwagen rufen, an diesen selbst könne sie sich aber gar nicht mehr erinnern, erzählt die Patientin heute. Es war das sogenannte „Broken Heart Syndrome“ oder auch Stress-Kardiomyopathie, wie sich später herausstellen sollte, wodurch Inge Klüter von einem Moment auf den anderen zu einer schwerkranken Person wurde.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem anderen Krankenhaus, in dem man der Patientin zunächst keine gute Prognose ausstellen wollte, kam Inge Klüter dann einen Tag später ins Agaplesion Allgemeine Krankenhaus Hagen. „Den Ärzten hier haben ich mein Leben zu verdanken“, sagt die 76-Jährige heute - den Spezialisten des AKH, aber auch einer neuen Behandlungsmethode mittels einer sogenannten „Impella®-Herzpumpe“.
Beim „Broken Heart Syndrome“ handelt es sich um eine Sonderform der Herzmuskelentzündung, die immer plötzlich und normalerweise nach großem emotionalen Stress auftritt, aber auch – wie im Fall von Inge Klüter - ohne diesen spontan entstehen kann. Die Symptome sind ähnlich denen eines Herzinfarktes, die Ursache ist allerdings eine Veränderung in der linken Herzkammer, bei der die Herzkammer erweitert und die Hauptschlagader dagegen so stark verengt ist, dass kein Blut mehr in den Körper fließen kann. Dadurch kann das Herz-Kreislaufsystem so entgleisen, dass Lebensgefahr besteht. „Hier können wir nun mit der Herzpumpe schonend mittels eines vergleichsweise kleinen Eingriffs eine lebensrettende Behandlung anbieten“, ist sich Prof. Dr. med. Peter Weismüller, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am AKH, sicher. Dabei setzen die Hagener Herzspezialisten über die große Beinarterie die wie ein Schlauch mit einer kleinen Schlinge aussehende Pumpe in die linke Herzkammer ein. Von dort aus fördert die Pumpe kontinuierlich bis zu 3,5 Liter pro Minute Blut über die Aortenklappe in die Hauptschlagader und „kann damit fast 100 Prozent der Herzeigenleistung übernehmen“, erklärt Prof. Weismüller das Prinzip.
Im Fall von Inge Klüter blieb die Pumpe drei Tage an Ort und Stelle und entlastete dadurch das kranke Herz, welches sich so erholen konnte. „Bei dieser Erkrankung reicht die Zeit aus, da sie in der Regel folgenlos, also ohne Vernarbungen ausheilt“, erklärt der Hagener Herzexperte weiter. Aber auch bei allen anderen Erkrankungen, bei denen das Herz Entlastung zur Rekonvaleszenz benötigt, also beispielsweise einem Infarkt oder anderen Formen der Herzmuskelentzündung, aber auch bei geplanten Eingriffen bei Patienten mit starken Herzvorschädigungen als Alternative für Bypass-OPs ist der Einsatz dieses kleinen technischen Hilfsmittels möglich. Gesteuert wird die Pumpleistung über ein externes Steuermodul ähnlich einem Mini-Computer, „das eine unmittelbare und individuelle Anpassung an die aktuelle gesundheitliche Situation erlaubt“, erklärt Prof. Weismüller weiter. Inzwischen ist am AKH diese Herzpumpe mit großem Erfolg bei zehn Patienten eingesetzt worden. „Der Bedarf an dieser neuen Methode nimmt weiter zu“, erläutert Prof. Weismüller.
Aber obwohl sich das Herz von Inge Klüter durch die Entlastung durch die Pumpe schnell erholte, musste sie noch lange im Krankenhaus bleiben. Durch die lange Beatmungs- und lange Liegezeit musste sie Sprechen und Laufen ganz neu lernen und konnte so erst nach drei Monaten im Krankenhaus und in der Reha entlassen werden. Und heute? „Heute geht’s mir wunderbar“, sagt Inge Klüter strahlend. Sie mache schon Reisepläne und „dass ich dies kann, haben ich meinen Hagener Ärzten zu verdanken“, da ist sie sich sicher.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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