Hilfe zur Selbsthilfe bei Glücksspielsucht

Paul Welzer stellt das Programm seiner Selbsthilfegruppe vor.
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  • hochgeladen von Christina Heil

Hagen

"Nur noch einmal. Nur noch fünf Euro.“ Die hell blinkenden Lichter der Spielautomaten, das schnelle Drehen der Symbole, die kleine Aufsicht auf einen Geldgewinn. Viele Menschen suchen Spaß an den einarmigen Banditen. Doch was passiert, wenn das Spielvergnügen zur Spielsucht wird?

Am 23. September fand der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspiel statt. Auch in Hagen veranstaltete das Blaue Kreuz in der Fußgängerzone Aktionen mit Informationsständen rund um das Thema Glücksspielsucht.
Eine Aktion, die das Blaue Kreuz regelmäßig bezüglich der Aufklärung von Spielsucht veranstaltet, ist das Schätzen von Einkaufswagen, die einen Warenwert von jeweils rund 100 Euro haben. Die Passanten werden gebeten zu schätzen, wie viele dieser Einkaufswägen verzockt werden. Wohl kaum einer würde schätzen, dass ungefähr 23 Millionen davon im Jahr alleine in Nordrhein-Westfalen verspielt werden.
Paul Wenzel gründete vor zwei Jahren die Hagener Selbsthilfegruppe für Glücksspieler. Der damals selbst betroffene Glücksspielsüchtige leitet heute die Selbsthilfegruppe und bietet Betroffenen durch seine Erfahrung Unterstützung an.
Als spielsüchtig gilt man, wenn man nicht mehr auf-hören kann. Wenn man in Gedanken nur bei dem Glücksspiel ist, wenn man es nicht mehr schafft, sich um sein Leben zu kümmern und alles in die Brüche geht. Der Süchtige kennt keine Grenzen und hat keine Hemmschwelle bei dem Geldverlust.
Meistens sind Spielehallen für Betroffene ein Rückzugsort. Ein Ort, an dem die Alltagsprobleme ausgeblendet werden können und man sich entspannen kann. Wie bei jeder Sucht ist es für den Betroffenen schwierig, von heute auf morgen mit dieser Leidenschaft aufzuhören.
„In der Selbsthilfegruppe wollen wir für uns und für andere da sein“, sagt Paul Welzer, „es ist uns wichtig, den Betroffenen zu zeigen, dass ein Rückfall kein Weltuntergang ist, aber man muss ihn als Fehler einsehen.“
Die Teilnehmer der Selbsthilfegruppe erarbeiten zusammen Strategien, um der Sucht gezielt aus dem Weg zu gehen: Dabei ist es besonders wichtig, eine feste Tagesstruktur zu haben und vor allem das Wochenende straff durchzuplanen, denn erfahrungsgemäß bieten sich an Wochenenden die besten Möglichkeiten zum zocken. Teilnehmer, die vermehrt rückfällig werden, kriegen eine sogenannte „Schocktherapie“. Die Mitglieder der Gruppe zeigen dem Betroffenen, was im schlimmsten Fall durch die Sucht passieren kann. Was man alles verspielen kann.
Paul Welzer rät den Suchtbetroffenen sich zusätzlich von ihrer Bankkarte zu trennen, damit man einen besseren Überblick über die Summen hat, die man bereits ausgegeben hat.
Paul Welzer blickt heute lächelnd zurück: „ Es ist schön zu wissen, dass die scheinbar kleinen Dinge möglich sind, dass man in der Stadt einfach mal so einen Kaffee trinken kann.“
Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden Donnerstag von 17 bis 18.30 Uhr beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, Bahnhofstraße 41.

Autor:

Christina Heil aus Hagen

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