Soll Bauwerke schützen
Der erste "Brückenwärter" geht in Wetter an den Start: Pilotprojekt bremst Lkw

Bürgermeister Frank Hasenberg und Landesverkehrsminister Hendrik Wüst beim Start des Projekts "Brückenwächter" in Wetter.  | Foto: Stadt Wetter
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 Der erste „Brückenwächter“ steht in Wetter an der Ruhr. Das erstmals in Deutschland eingesetzte System soll verhindern, dass zu schwere Fahrzeuge über eine vorgeschädigte Brücke rollen.

In dem Pilotprojekt testet Straßen.NRW gemeinsam mit dem Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen und der Firma Neurosoft GmbH, wie ohne großen technischen und baulichen Aufwand eine Beschränkung sicher durchgesetzt werden kann. Dabei werden die Fahrer zu schwerer LKW in einem System aus Schildern und digitalen Tafeln darauf hingewiesen, dass sie die vor ihnen liegende Brücke nicht überfahren dürfen. Am vergangenen Wochenende wurde das System von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Straßen.NRW-Abteilungsdirektor Thomas Oehler freigeschaltet.

Flexibel und schnell einsetzbar

„Mit dem Brückenwächter bekommen wir ein flexibles und schnell einsetzbares System, das den Schutz unserer Bauwerke verbessert und damit die Lebenszeit bis zu einer Sanierung oder einem Neubau verlängert. Das ist ein großer Gewinn“, erklärte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst zum Start des Projektes. „Wir setzen auf die direkte Ansprache des Fahrers“, erläuterte Straßen.NRW-Abteilungsdirektor Thomas Oehler das Prinzip. Auf einer LED-Anzeigetafel wird dem Fahrer das Kennzeichen seines Lkw angezeigt und unter der Nummer die Aufforderung, auf die Umleitungsstrecke abzubiegen. Die Brücke, die die B234 in Wetter über die Ruhr führt, ist für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen gesperrt.

Detektionssystem ermittelt Daten

Bis ein LKW vom Brückenwächter erkannt wird, hat der Fahrer schon einige Hinweise auf die gesperrte Brücke ignoriert. Der Brückenwächter steht dort, wo die letzte Möglichkeit einer Umfahrung gegeben ist. „Und hier zeigen wir den Fahrern, dass wir ihr Fahrzeug identifiziert haben“, erklärt Philipp-Armand Klee, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für Straßenwesen an der RWTH Aachen. Eine Videokamera identifiziert mit Hilfe eines Laserscans Fahrzeugtyp und Fahrzeugklasse. „Wenn wir diese Daten haben, kennen wir das zugelassene Gesamtgewicht“, so Klee. Mit Hilfe des ebenfalls gescannten Nummernschildes kann der Fahrer gezielt angesprochen werden. Aus Sicht der Datenschützer kein Problem: Im Vorfeld des Brückenwächter-Projekts ist extra ein Rechtsgutachten zum Thema Datenschutz eingeholt worden. Passiert ein Lkw die Brücke trotz der direkten Aufforderung, eine Umleitung zu nehmen, wird auch das registriert. „Auf der Brücke wird eine Blitzanlage installiert, die dann ein Bußgeldverfahren auslöst“, erklärt Thomas Oehler.

Wirkungder Ansprache

Die wissenschaftliche Begleitung des Brückenwächter-Projektes, das von der in Bergisch Gladbach ansässigen Firma Neurosoft technisch umgesetzt wird, bedingt, dass unterschiedliche Formen der „Ansprache“ per LED- Anzeigetafel getestet werden. „Wir haben mit Hilfe von Online-Befragungen ermittelt, welche Schilderabfolge die größte Befolgungsrate aufweist und anschließend durch Fahrversuche mit Probanden im Fahrsimulator das gesamte System noch einmal überprüft“, sagt Philipp-Armand Klee. „Unter realen Bedingungen können die Ergebnisse aber anders sein. Also werden wir in Wetter unterschiedliche Variationen der Informationen auf der LED-Anzeigetafel testen.“ Kernthema ist für die Aachener Forscher die individuelle Ansprache. „Da wollen wir sehen, ob das einen Mehrwert bringt.“ Kernthema für Straßen.NRW ist der Schutz der Brücken. Thomas Oehler: „Wir hoffen, dass wir nach diesem Pilotprojekt ein gutes Werkzeug bekommen, um notwendige Beschränkungen auch durchzusetzen.“ 

Hintergrund

Das Verbund-Projekt Brückenwächter wird unter dem Titel „Automatisiertes Ausleit- und Kontrollsystem zum Schutz sanierungsbedürftiger Brücken“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Anwender - Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit“ mit 636.000 Euro gefördert.
Ziel ist die Entwicklung einer „interaktiven Verkehrsbeschilderung, mit deren Hilfe geschädigte Brückenbauwerke effektiv vor Schwerlastverkehr geschützt werden können."

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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