Alles wird teurer
Beratungsbedarf bei Schuldnerberatung und Verbraucherzentrale in Hagen steigt

Die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sorgen bei vielen Menschen für Ebbe im Portemonnaie.  | Foto: Vera Demuth
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Hohe Spritpreise, steigende Energiekosten, teurere Lebensmittel und Inflation machen sich immer mehr im Portemonnaie vieler Menschen bemerkbar. Auch bei der Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie Mark-Ruhr und der Verbraucherzentrale spürt man die Folgen: Die Nachfrage nach Beratungen nimmt zu.

Von Vera Demuth

„In Beratungsgesprächen sind die steigenden Lebenshaltungskosten vermehrt ein Thema“, sagt Jenny Friße von der Schuldnerberatung. „Thema sind vor allem die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, da teurere Einkäufe sich bei unseren Klient:innen unmittelbar auf das geringe zur Verfügung stehende Budget auswirken.“ Mit einem deutlichen Anstieg der Anfragen nach Beratung rechnet Janine Pühl, Leiterin der Verbraucherzentrale, vor allem in Herbst und Winter. Doch schon jetzt kämen die ersten Menschen, die sagten, dass sie nicht wüssten, wie sie sowohl eine Energiekosten-Nachzahlung als auch einen höheren Abschlag bezahlen sollen.
„Personen, die ALG II oder Sozialhilfe beziehen, müssen die Stromkosten aus dem Regelsatz aufbringen“, erläutert Friße. Ein alleinstehender Mensch erhält 449 Euro; davon sind 38,07 Euro für Wohnen, Energie und Wohninstandhaltung vorgesehen. „Dies ist schon aktuell kein auskömmlicher Betrag, und wenn die Abschläge erhöht werden oder eine größere Nachzahlung ansteht, ist eine Notlage vorprogrammiert“, so Friße.

Haushaltsplan aufstellen

Um einem Ratsuchenden zu helfen, erstellt die Schuldnerberatung einen Überblick über Einkommen, monatliche Ausgaben und Verschuldung. Etwa anhand eines Haushaltsplans wird dann geprüft, ob es monatliche Ausgaben gibt, die reduziert werden können. „Zum Beispiel ein Abo oder eine Versicherung, die nicht unbedingt nötig ist“, erläutert Friße. Auch die Verbraucherzentrale rät dazu, Einsparpotenziale zu überprüfen. Janine Pühls Tipps reichen von der Mehrfachsteckdose, damit nicht alle Geräte über Stand-by laufen, bis zum Online-Schulungsseminar „Energie kompakt“. Daneben bietet die Verbraucherzentrale Bürgern an, sich ein Strommessgerät auszuleihen. „Damit kann man testen, was der zehn Jahre alte Kühlschrank verbraucht“, nennt Pühl ein Beispiel.
Sie empfiehlt außerdem, sich grundsätzlich mit dem Thema Energieabrechnung zu beschäftigen. „Wo ist der Zähler? Was steht drauf? Stimmen die Eckdaten der Abrechnung? Ist das ein realistischer Verbrauch?“ Bislang gibt es eine Mitarbeiterin, die rund ums Thema Energierecht beraten kann. Die Verbraucherzentrale reagiert jedoch auf die steigende Nachfrage, und ein weiterer Mitarbeiter wird sich bald in dem Bereich weiterbilden.

Vergleich mit dem Gläubiger

Ist ein Mensch überschuldet, sei häufig ein Insolvenzverfahren notwendig, um von den Schulden befreit zu werden, so Jenny Friße. „Bei ,nicht so hohen Schulden' und besserem Einkommen unterstützen wir die Ratsuchenden hingegen bei der Aushandlung von Ratenzahlungsvergleichen oder Einmalvergleichen mit den Gläubigern.“ Warnsignal, dass eine Verschuldung drohe, könnte sein, wenn sich die Post häufe. „Manchmal machen die Ratsuchenden gar nicht mehr die Post auf und zeigen Vermeidungsstrategien“, so die Schuldnerberaterin.
Droht etwa eine Stromsperre, betont Janine Pühl, wie wichtig es sei, mit dem Energieanbieter zu kommunizieren. „Zuerst kommen ein, zwei Zahlungsaufforderungen, dann die letzte Mahnung, dann die Sperrung“, macht sie deutlich, dass Bürger eine Mitwirkungspflicht haben. Auch sollten sie reagieren, wenn sie besonders schutzwürdig seien, zum Beispiel wenn Kinder im Haushalt wohnten. „Die Chance ist groß, eine Lösung zu finden. Wir unterstützen dabei“, sagt Pühl.

Beratungsstellen

Für eine Beratung bei der Schuldnerberatung der Diakonie Mark-Ruhr beträgt die Wartezeit momentan ein bis eineinhalb Jahre, weil die Nachfrage hoch ist. „Wir geben aber vorab erste wichtigen Informationen, zum Beispiel über die Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos (Existenzsicherung) und beantworten die dringenden Fragen am Telefon“, so Jenny Friße. Die Beraterin ist unter Tel. 02331/3488260 und per E-Mail an sb.hagen@diakonie-mark-ruhr.de zu erreichen. Die Verbraucherzentrale kann unter Tel. 02331/6973301, per E-Mail an hagen@verbraucherzentrale.nrw sowie persönlich kontaktiert werden. Weitere Angebote zur Schuldnerberatung gibt es bei der AWO und bei der Stadt Hagen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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