Uneffizienter, kosten- und stauintensiver Brückenbau.
Guten Tag,
habe gerade einen Artikel zur Erneuerung von Talbrücken an der A 45 gelesen. Da ich als ehemaliger Mitarbeiter (Bautechniker bei Strassen NRW) auch weiterhin die Bautätigkeiten verfolge möchte ich noch einmal eine sogenannte Bypasslösung für vorhandene Brückenbauwerke anregen. Zugegeben keine optisch schöne, aber eine pragmatische, volkswirtschaftlich kostengünstige und mit geringen eingriffen in den vorhandenen Verkehrsfluß mögliche Lösung.
Warum können die vorhandenen alten Brückenbauwerke nicht weiterhin sechzigtausendfach geringere Belastung durch den PKW Verkehr jahrelang statisch verkraften ? Dann wäre nach einer Sanierung der vorhandenen Bauwerke auch nicht deren Abriss erforderlich.
Denn dann müßte für den eigentlichen Schwerlastverkehr in beide Fahrtrichtungen jeweils eine neue tragfähige ein bis zweispurige Brücke angebaut werden. Die Umweltbelastungen durch Staus und Umleitungen würden stark verringert, da die vorhandene Brücke ungehindert weiter befahrbar wäre, Bauarbeiten fänden seitlich statt. Behinderungen aller Art und somit Volkswirtschaftlicher Schaden würden minimiert.
Dazu müßte zwar mehr Grunderwerb erfolgen, aber wenn ich mir den Streckenverlauf der A45 ansehe, handelt es sich meist um Land - und Forstwirtschaftliche Flächen.
Außerdem hatte ich schon früher die Notwendigkeit von Brückenquerverschüben angezweifelt. Zum Beispiel unten Lennetalbrücke A45 und Soester Str. über A2 bei Hamm.
Lennetalbrücke A 45, oder auch A2-Brücke bei Hamm: in beiden Fällen
sind aufwendige Provisorien für einen Brückenquerverschub geplant
worden, um den Verkehr umzulenken. Man hätte die neuen Brücken-
oder Brückenhälften aber einfach neben die vorhandenen bauen können.
Hierdurch sind bei der A2 nachweislich Mehrkosten von 800.000 DM entstanden.
Bei dem Querverschub der Lennetalbrücke A 45 gehen die
Mehrkosten in den Millionenbereich, und es gibt keine 100 % Garantie ob
alles funktioniert.
Der Neubau der Lennebrücke geschah, da Gefahr in Verzug war, ohne
ordentliches Planfeststellungsverfahren. -Es gibt auch ein beschleunigtes
Feststellungsverfahren-.
Man hat Jahre verstreichen lassen und mußte nun schnell reagieren.
Der schlechte Zustand der Brücke wurde aber nur (s.u.)
rechnerisch ermittelt, eine preisgünstige Belastungsprobe vor Ort fand nicht statt.
Man weiß das örtliche Belastungstest's fast immer eine ca. 20 % höhere
Belastungsmöglichkeit hergeben. Somit hätte man hier bei der Lennebrücke zumindest
mehr Zeit zur Lösungsfindung gehabt. Zum Beispiel den notwendigen Grunderwerb auf
der Westseite dort hätte man dann auch einen ca. 20,00 m breiten Grundstücksstreifen,
statt für den Bau des Provisoriums anzupachten, gleich kaufen können.
Nun will ich noch einmal versuchen das Ganze zu Verstehen, (oder auch nicht).
1. Grunderwerb: Der dauerhafte Grunderwerb ist nicht möglich, nicht gewollt,
oder zu teuer. Grob geschätzt liegen eventuell die Kosten für 1000m*20m*100€
im Mittel= 2.000.000€. Ist denn wirklich nur die Anpachtung für den Bau der
provisorischen Pfeiler über einen Zeitraum von 2-3 Jahren, und kein Grunderwerb
möglich ?
2. Restnutzungszeit des alten Bauwerks: Das der Bau von provisorischen Pfeiler
etwas schneller gelingt als der Bau der endgültigen Pfeiler, ist unbestritten
ein zwar kleiner aber teurer Vorteil, zumal die Pfeiler samt
Verschubvorrichtung wieder abgebrochen werden. Aber spielt denn ein halbes Jahr
mehr Restnutzungszeit wirklich eine so entscheidende Rolle ? Zumal eine
aussagekräftigere Belastungsprobe vor Ort nicht erfolgt ist.
3. Wirtschaftlichkeit: Nun glaube ich immer noch nicht daran das der hier
durchgeführte Brückenquerverschub wirtschaftlich ist. Was kostet denn nun der
Bau von Hilfspfeilern, Verschubbahn, Verschubeinsatz und anschließender Abbruch
des ganzen? Weniger als 2.000.000€ - 4.000.000€ ?
Mit freundlichem Gruß
R. Paul
Autor:Reinhold Paul aus Hagen |
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