Rollstuhlfahrer wollen auf Missstände aufmerksam machen

Ein schöner Kinoabend mit guten Freunden - für Frank Beele aus Wehringhausen ein echtes Problem. Er und seine Kollegen aus dem Berufsbildungswerk Volmarstein sitzen im Rollstuhl.
Die erste Hürde wartet bereits am Eingang, denn die Tür zum Kino hat keinen Sensor, der sie automatisch öffnet. So muss man zunächst auf Hilfe warten. Am Schalter der Kinokasse dann das nächste Problem für die sechs Männer: fünf der acht Säle verfügen zwar über behindertengerechte Plätze, jedoch nur drei pro Saal. Ein gemeinsames Kinoerlebnis ist nicht möglich. Zudem befinden sich die Plätze in der ersten Reihe. Für einige der Männer, die zu ihrer Gehbehinderung auch an Spastiken leiden, keine Option.
Marcel Mumm, kommissarischer Theaterleiter des CineStar Hagen, bedauert den Zustand: „Aber uns sind leider die Hände gebunden. Wir müssen brandschutzrechtliche Vorgaben einhalten und können hier keine Ausnahmen machen. Aufgrund der gegebenen baulichen Struktur können wir an der Lage leider auch nichts ändern. Aus heutiger Sicht würde man das Gebäude vermutlich anders planen.“
Ohnehin läge dies in der Verantwortung des Vermieters, Heiner Kieft. Der allerdings stellt auch klar: „Die einzige Möglichkeit wäre abreißen und neu bauen.“ Trotzdem sei er bereit, sich zeitnah mit Vertretern des Behindertenbeirats der Stadt Hagen zusammenzusetzen, um mögliche Verbesserungen anzugehen. Der Beirat hatte sich bereits im Jahr 2002 mit der Problematik beschäftigt und Lösungsvorschläge gemacht. „Diese scheiterten jedoch vor allem an Kostengründen“, so Marina Gleiß, Behindertenkoordinatorin der Stadt Hagen.
Für einen erneuten Vorstoß in Sachen Gleichberechtigung wird es jetzt jedoch höchste Zeit. Bereits seit 2009 ist die EU-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten, die Menschen mit Handicap eine volle Teilhabe am gesamten sozialen Leben zusichert. Ein Kinobesuch sollte da nicht zum Hindernis werden.
(meg)

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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