Podiumsdiskussion der OB-Kandidaten - Finale in Hohenlimburg
Auch in Hohenlimburg geht der Wahlkampf auf die Zielgerade: Auf Einladung von CDU und SPD stellten sich am Freitag die Kandidaten im Zehnertreff den Fragen der Bürger. Horst Wisotzki (SPD), Erik O. Schulz (CDU, FDP, die Grünen), Dr. Josef Bücker (Hagen Aktiv) und Ingo Hentschel (Die Linke) nahmen teil, Michael Eiche (AfD) ließ sich "aus beruflichen Gründen" entschuldigen.
Die Tatsache, dass es in keinem Kommunalwahlkampf in Hagen im Vorfeld derartig viele Podiumsdiskussionen gab wie in diesem, machte es der Moderatorin Cordula Assmann (Radio 107,7 Hagen) nicht einfach, den Kandidaten neue Themen und Aspekte zu entlocken. Umso positiver kam zum Tragen, dass Fragen vorher nicht abgesprochen waren und vor allem die Bürger selbst zu Wort kamen. So wollten die Hohenlimburger doch noch einmal explizit wissen, welche Befähigung der ehemalige Feuerwehrchef Horst Wisotzki für das Amt mitbringt. "Erstmal reichlich Lebenserfahrung", antwortete Wisotzki und verwies dann auf seine erfolgreiche Amtsleitung mit der Koordination von 800 Mitarbeitern.
Wirtschaftsförderung als Chefsache
Erik O. Schulz, der als einziger Kandidat "Verwaltung gelernt" hat, musste sich eher der Frage nach dem Wahlprogramm stellen, da er für drei Parteien gleichzeitig antritt: "Wenn es uns nicht gelingt, die Unternehmen in der Stadt zu halten und zu entwickeln, gibt es keine Arbeitsplätze, und junge Menschen werden Hagen verlassen. Wirtschaftsförderung muss Chefsache sein", nannte er einen Schwerpunkt. Mehr direkte Bürgerbeteiligung waren die Themen von Dr. Josef Bücker und Ingo Hentschel, der auch am Freitagabend launig mit der Überzeugung, sowieso Oberbürgermeister zu werden, für Heiterkeit sorgte.
"Den Kuchen neu schneiden"
Welche Perspektiven können die Kandidaten für die Stadt Hagen aufzeigen, wenn sie ohne Geld Zukunft gestalten wollen? Eine bessere Verteilung der Lasten, den "Kuchen neu schneiden", mehr Investition in Bildung, forderte Wisotzki, erntete aber mit dem Vorschlag, alle Haushaltsposten Punkt für Punkt durchzugehen, um noch Sparpotenzial zu finden, spontane Kritik aus dem Publikum: "Das haben wir doch alles gemacht!" Ingo Hentschel betonte, Land und Bund müssten helfen. Dr. Josef Bücker berief sich auf mehr interkommunale Zusammenarbeit - als Beispiel nannte er eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Hohenlimburg und Letmathe, um das Lennebad zu erhalten. Schulz wünscht sich ein Umdenken: Nicht bloßer Sparzwang, sondern die Möglichkeit, Gestaltungsräume zurückzugewinnen sollte im Vordergrund stehen und möchte fortsetzen, was der scheidende Oberbürgermeister Jörg Dehm begonnen hatte, eine Bürgerbefragung zum Thema Einsparmöglichkeiten, um Entscheidungen auf einer solidarischen Ebene treffen zu können.
EU-Fördergelder für die Obernahmer
Ein Innenstadtkonzept und die Nutzung der Brachflächen in der Obernahmer waren die Hohenlimburger Lokalthemen.
Ingo Hentschel setzte dabei auf ein gesamtstädtisches Konzept und in Bezug auf die Obernahmer sei es eventuell möglich, Förderanträge an die EU zu stellen. Dr. Bücker sah ein Problem darin, dass die Stadtentwicklung sich eher um die Innenstadt (Bau der Rathausgalerie) kümmere, als um die Vororte. Horst Wisotzki erklärte, dem Bahnhofsgelände fehle die Anbindung, ein weiterer Ankermieter am anderen Ende der Fußgängerzone müsse für Bewegung sorgen, und der Schlüssel sei es, dies alles gemeinsam mit den Hauseigentümern in der Innenstadt auf den Weg zu bringen. Aber: "Ich habe auch schon gehört, dass das mit den Eigentümern hier nicht das Gelbe vom Ei ist." Schulz, der bei der Innenstadt-Diskussion vor einigen Wochen in Hohenlimburg anwesend war, nannte über die in der damaligen Diskussion genannten Vorschlägen hinaus die Möglichkeit, einen Investor für die Innenstadt zu gewinnen, der in der Lage sei, ein Konzept für den gesamten Innenstadtbereich umzusetzen. Hinsichtlich der Industriebrachen in der Obernahmer erklärte Schulz: "Dass dieses Problem seit 15 Jahren auf dem Tisch liegt, liegt daran, dass sich wegen der Altlasten schlichtweg kein Investor gefunden hat. Da müssen wir wohl eine kleinteiligere Lösung anstreben."
Was die Kandidaten sich wünschen
Einen Wunsch durften die Kandidaten äußern: Mehr Bürgerbeteiligung lag Dr. Bücker am Herzen, dass Hagen "nicht noch kälter, sondern noch sozialer wird", wünscht sich Ingo Hentschel, Horst Wisotzki wäre glücklich, "wenn man nach sechs Jahren sagt, er war ehrlich und hat sich nicht bereichert" und Schulz möchte "eine Politik haben, in der die Parteien aus ihren Schützengräben kommen und ihre Politik auch umsetzen". Das wurde von den Hohenlimburgern übrigens unterstrichen und ergab ein gutes Schlusswort: "Der Parteienproporz wie bei der Kaufmann-Wahl muss zurückgefahren werden, mehr Zusammenhalt, sachorientierte Entscheidungen sind wichtig, dann bekommen Sie auch ein besseres Bürgervotum für unsere Stadt Hagen!"
Autor:Anja Seeberg aus Hagen |
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