Hohenlimburger Heimatblätter: Schmetterling gegen Waffen-SS (Kommentar)

Da ist sie, die neue, mit Spannung erwartete Ausgabe der Hohenlimburger Heimatblätter. Das Titelblatt ziert ein bunter Schmetterling. Und so gilt der erste Beitrag im neuen Heft den "bemerkenswerten Tagfalterfunden im Bereich des Massenkalkvorkommens in Hohenlimburg". Erst am Schluss folgt das, was wohl die meisten Leser - in diesem Fall nicht nur Hohenlimburger - mit echter Spannung erwartet haben: Die von dem Hagener Historiker Dr. Ralf Blank verfasste Stellungnahme zum Artikel "Der Soldat und Brigade-Führer der Waffen-SS Fritz Witt" von Wilhlem Bleicher, der im Mai für heftige Kritik und Aufsehen gesorgt hat.

Der Heimatverein, der diese Beurteilung mit Oberbürgermeister Erik Schulz in Auftrag gegeben hatte, kündigt an: "Dr. Ralf Blank führt in seiner Einleitung aus, dass seine Stellungnahme in erster Linie einer fachwissenschaftlichen Einschätzung des von Dr. Wilhelm Bleicher in dem Artikel publizierten Themas dient. Um dem in diesem Aufsatz unternommenen Versuch einer Biografie von Fritz Witt beurteilen zu können, unternimmt Dr. Blank eine unumgängliche Einordnung von SS und Waffen-SS sowie des Karrierewegs von Witt. Historiker Blank stellt fest und begründet in seinem Resümee dezidiert, dass und warum der als Biografie angekündigte Aufsatz von Dr. Bleicher keinesfalls die wissenschaftlichen und fachlichen Ansprüche erfüllt, die gerade auch im Zusammenhang mit einer biografischen Darstellung von Protagonisten des NS-Regimes – und darum handele es sich bei Fritz Witt ohne Zweifel – gestellt werden müssen."

Die Stellungnahme Dr. Blanks lässt nicht nur keine Zweifel offen, sie ist geradezu vernichtend. So zeigt der Historiker auf, dass in dem Bleicher-Aufsatz "ganze Passagen aus zeitgenössischen Veröffentlichungen wie die SS-Wochenzeitschrift 'Schwarzes Korps' und das NS-Organ 'Völkischer Beobachter' im Aufsatz kommentarlos übernommen und nicht, wie es sein sollte, in einen historischen Kontext eingeordnet und quellenkritisch hinterfragt werden". Der Beitrag beziehe sich inhaltlich besonders auch "auf gängige, seit den 1950/60er Jahren von 'SS-Kameraden' und rechtsextremen Exponenten tradierte Narrative". Blank hängt ein umfangreiches Quellenverzeichnis an, das die Hinweise auf das "wahre" Leben des SS-Führers Witt belegt.
Die öffentliche Erklärung von Dr. Wilhelm Bleicher ("Ich verachte jeden Krieg und verabscheue zutiefst die Gräueltaten der NS-Zeit") bildet den Abschluss.
Die Aufarbeitung durch Dr. Ralf Blank war unumgänglich. Eine Vortragsveranstaltung in Kooperation mit dem Heimatverein wird noch folgen. Noch "runder" wäre die Sache meiner Meinung nach gewesen, wenn ihr nicht ein Schmetterling vorausgeflattert wäre...

Autor:

Anja Seeberg aus Hagen

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