Volmarstein: 100 Jahre Franz-Arndt-Haus
Ein Dorfpfarrer, der ein Kriegs-Invalidenheim schuf

Die Bewohner des Franz-Arndt-Hauses, als sie im Jahre 1924 Besuch von einem General bekamen. Foto: Archiv
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  • Die Bewohner des Franz-Arndt-Hauses, als sie im Jahre 1924 Besuch von einem General bekamen. Foto: Archiv
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„Unsere Ärmsten der Armen, die im Felde Blut und Leben geopfert haben, haben es verdient, dass ihnen ein gemütliches, eigenes Heim eingerichtet wird, wo sie sich zu Hause fühlen“, so steht es im Jahresbericht von 1920 der sogenannten „Krüppelanstalten Volmarstein“.
Es sollte dann keine zwei Jahre mehr dauern, bis das erste „Kriegs-Invalidenheim“ eröffnet worden ist. Dieser Schriftzug steht übrigens bis heute über dem Eingang des Hauses.

Bis heute steht das Wort „Kriegs-Invalidenheim“ über dem Eingang des Franz-ArndtHauses. Foto: Ev Stiftung Volmarstein
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Schwer verletzte und dauerhaft pflegebedürftige Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg wurden dort versorgt – zum Dank des Vaterlandes für ihren Einsatz an der Front. 
Das Haus wurde nach dem Dorfpfarrer Franz Arndt benannt. Er hatte im Jahre 1904 auf dem Volmarsteiner Berg das erste „Krüppelheim“ in Westfalen gegründet. Dies gilt als Anfang der heutigen Stiftung.
Seelsorger Arndt, der im Jahre 1917 starb, war politisch ein Kind seiner Zeit: Seine Haltung: national und kaisertreu. Wenn während des Krieges Erfolgsmeldungen von der Front eintrudelten, läutete er die Glocken der Dorfkirche.

Blick auf die Holzkapelle neben dem Johanna-Helenen Heim, die vor 100 Jahren als erste Kirche auf dem Stiftungs-Gelände eingeweiht wurde. Foto: Archiv
  • Blick auf die Holzkapelle neben dem Johanna-Helenen Heim, die vor 100 Jahren als erste Kirche auf dem Stiftungs-Gelände eingeweiht wurde. Foto: Archiv
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Es sollten aber nicht die politischen Ansichten Franz Arndts sein, die bis in die heutige Zeit nachwirken, sondern sein soziales Engagement.
Leidenschaftlich soll er sich für Menschen mit Behinderung eingesetzt haben– wahrscheinlich auch deshalb, weil er selbst eine Tochter mit einer  schweren Behinderung hatte. 
Zur Eröffnung im Dezember 1922 zogen gleich elf Kriegsverwundete ins Franz-Arndt-Haus ein. Weitere Anmeldungen lagen bereits vor.
Die Inneneinrichtung entsprach, so eine zeitgenössische Beschreibung, dem neuesten Stand: „Das ganze Heim ist in überaus frischen Farben gehalten. Zahlreiche Einzelzimmer, die bequem mit Rollstühlen zu erreichen sind, bieten den Kriegsgeschädigten die Möglichkeit, sich ihre Häuslichkeit nach Geschmack einzurichten. Jedes Zimmer enthält ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Sessel. Außerdem sind freundliche Baderäume, gemütlich eingerichtete Tagesräume und Veranden mit wunderbarem Ausblick in das Ruhrtal vorhanden. Um das ganze Haus ziehen sich eigens für die Kriegsgeschädigten angelegte Gartenanlagen, die ebenfalls bequem mit den Selbstfahrern zu erreichen sind“, warb die Heimeitung für die damalige Einrichtung.
Auch während des Zweiten Weltkriegs wurden im Franz-Arndt-Haus „Kriegsversehrte“ versorgt. Der letzte von ihnen lebte dort bis 1973.
In der Folgezeit zogen in die ursprünglich nur für Männer vorgesehene Einrichtung auch Frauen ein. Außerdem wurde das Haus immer mehr für Menschen geöffnet, die nicht ausschließlich eine Körperbehinderung hatten.
Und heute leben im Franz-Arndt-Haus 24 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Sie fühlen sich dort zuhause. Die Innenräume der drei Wohngruppen und das Außengelände sind nach ihren Bedürfnissen umgebaut und ausgestattet.

 Das Franz-Arndt-Haus im Jahre 2022: Unser Bild zeigt einen Teil der aktuellen Bewohner und Mitarbeitenden. Foto: Ev. Stiftung Volmarstein
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Ein Team von 30 Mitarbeitenden sorgt dafür, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner wohl fühlen und ihnen eine möglichst optimale Teilhabe am Alltagsleben ermöglicht wird. Im Mittelpunkt steht, dass die Bewohner die individuelle Unterstützung und Zuwendung erhalten, die sie wünschen und benötigen. 
Dafür arbeiten Fachkräfte wie Heilerziehungspfleger und Erzieher, aber auch Hilfskräfte Hand in Hand. Gemeinsam erfüllen sie mit ihrer täglichen Arbeit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe – genau wie ihre Vorgänger zu den Anfängen, als das Franz-Arndt-Haus noch ein Kriegsinvalidenheim war.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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