Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.
Alptraum einer Jobcentermitarbeiterin

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Nur eine Fiktion. So was wie Bewerbungstraining . . .

Wie das Leben so zuschlägt. Gerade eben noch kam ETT ihrer Hauptaufgabe nach, nach oben buckeln und nach unten kräftig treten, da bemerkte sie, wie ihr wohlgeordnetes Leben aus der Spur geriet. Dabei war sie sich sicher im Recht zu sein und zog ihr Ding voll durch, ohne Rücksicht auf Verluste oder Konsequenzen für andere um sie herum, „Ich habe Vorfahrt“, wusste sie sicher, als sie den Halt verlor und sich plötzlich blutend am Boden wiederfand. Sie versuchte allein wieder auf die Füße zu kommen, schaffte es aber nicht. Das Monstrum neben ihr warf einen langen Schatten über ihren geschundenen Körper.

Handlungsunfähig und benommen lag sie am Boden, als ein großer bulliger Kerl aus dem LKW kletterte und sie anherrschte: „Können Sie nicht aufpassen, Sie blöde Kuh.“ – „Das hat er sicher nicht so grob gemeint“, dachte sie noch und versuchte voller Vertrauen nach seiner Hand zu greifen. Der Bulle zog seine Hand zurück. Einige Passanten kamen näher und machten Fotos, für Facebook. „Müssen wir nicht einen Krankenwagen rufen?“ fragte ein kleines Mädchen seine Mutter. „Dafür haben wir keine Zeit, ich habe gleich meinen Frisörtermin. Das geht uns nichts an.“ Dann zog sie das Mädchen mit sich.

Langsam blubberte dickes rotes Blut aus einer Beinwunde auf die Asphaltdecke. Eklig! ETT wimmerte leise. Niemand leistete Erste Hilfe. Ein paar Neugierige diskutierten darüber, wer hier wohl zuständig wäre. Der Fahrer telefonierte. Mit seiner Spedition. „Die blöde Kuh stand mit ihrem Fahrrad an der Straßenecke. Als ich abbiegen wollte, fuhr sie an. Das war Vorsatz.“

Endlich kam jemand aus dem angrenzenden Geschäft. Er telefonierte und rief die Polizei. „Das ist geschäftsschädigend, tönte er. Wer macht hier das Blut weg.“ – Er hatte seine Pflicht getan und ging zurück in seinen Laden.

Plötzlich kam jemand herangelaufen. Als er die verletzte Frau am Boden erkannte, verlangsamte sich sein Schritt. „Das ist doch ETT, meine Jobcentermitarbeiterin“. Er trat an die Verletzte heran. Jetzt erkannte auch sie ihn. „Kunde Nr. 08/15, Looser, gescheitert, Rettungssanitäter in Teilzeit.“ Der Mann beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte leise, dass es niemand der Umstehenden hören konnte: „Haben sie einen gültigen Personalausweis dabei, Ihre Krankenkassenkarte, Ihren Mietvertrag und die Heiratsurkunde ihrer Eltern.“ „Nein, schade, dann kann ich nichts machen. Machen wir doch einen Termin . . .“

„Aber Sie müssen mir doch helfen, ich bin hilfebedürftig, verletzt und komme aus eigener Kraft nicht mehr hoch.“ – „Sorry, ich habe die Gesetze nicht gemacht, fehlende Mitwirkung!, ohne vollständige Unterlagen kann ich sowieso nichts machen. Zudem habe ich jetzt Freizeit.“

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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