Spielend Geld verdienen
Wie wird man eigentlich Spiele-Erfinder?
Gesellschaftsspiele faszinieren nicht nur Kinder, auch für Erwachsene können sie eine fesselnde Freizeitbeschäftigung sein.
Martin Schlegel aus Hagen beschäftigt sich seit über dreißig Jahren mit der Entwicklung von Brettspielen. Unter seinen mehr als 50 Veröffentlichungen ist seine neueste Erfindung: das Kartenspiel „Schollen treiben“.
Stadtanzeiger: Wie wird man Spiele-Erfinder?
Martin Schlegel: „Da gibt es viele Wege. Häufig läuft es so wie auch bei mir: Man spielt etwas, ändert das Spiel mehrfach und kommt irgendwann dahin, ein ganz neues Spiel zu erstellen. Die Verlage warten allerdings nicht auf Neulinge, die sich unausgereifte Spiele ausdenken. Bei mir lagen zwischen der Idee, ein Spiel zu entwickeln und einer Veröffentlichung bei einem Verlag sechs Jahre. Wer Spieleautor sein will, muss verdammt viele Ideen und Ausdauer sowie eine Unmenge an Lösungsmöglichkeiten haben. Und gute Nerven, denn die Kritik anderer Autoren kann heftig sein.“
Stadtanzeiger: Könnten das nicht eigentlich auch Kinder machen?
Martin Schlegel: „Ja und nein: Isoliert werden Kinder das nie hinkriegen. Sie haben nicht die Ausdauer. Bei mir dauert die Entwicklung eines Spiels mindestens ein Jahr, meistens noch länger. Mit Sicherheit könnten Kinder zusammen mit Erwachsenen, die lenken und leiten, ein einfaches Spiel entwickeln, das ihnen auch Spaß macht. Die Kinder werden viele Ideen einbringen und Spaß an der Entwicklung haben. Was will man mehr?“
Stadtanzeiger: Erzählen Sie über Ihr neues Spiel "Schollen treiben"…
Martin Schlegel: „Das Spiel besteht aus nur 20 Karten und einer kurzen Regel, dennoch können sechs Leute mitmachen. Auf den Karten sieht man Schollenstücke, die zu richtigen Schollen zusammengefügt werden sollen. Ziel des Spiels ist es, aus jeweils zwei Stücken große Schollen zu machen, auf denen nur eine Tierart lebt.
Man braucht den Mut zum Risiko und sollte sich trauen zu pokern. Derzeit kann man das Spiel für 8 Euro unter: www.spieleschmiede.de bestellen.“
Stadtanzeiger: Wie stellen Sie sich einen gemütlichen Spieleabend vor?
Martin Schlegel: „Da kommen lockere Spiele auf den Tisch – spontan: Heckmeck am Bratwurmeck, 6 nimmt, Wizard, Codenames. Spiele, bei denen man viel lachen und sich unterhalten kann. Ich könnte mir auch einen Schachabend vorstellen. Wichtig finde ich: Das Spiel ist bekannt, die Regeln müssen nicht erst erklärt werden.“
Stadtanzeiger: Welches Spiel sollte man auf keinen Fall verpassen?
Martin Schlegel: „Mich spricht „Raja of the Ganges“ bestens an.“
Stadtanzeiger: Schönstes Brettspiel gegen Langeweile?
Martin Schlegel: „Was dem einen gefällt, würde der andere in die Tonne kloppen.“
Stadtanzeiger: Welches Spiel haben Sie sich als Kind zu Weihnachten gewünscht?
Martin Schlegel: „Damals – 1953/ 54 – war einiges in den Schaufenstern, aber für uns unerreichbar. An Spielen gab es das, was von früher her noch da war: Mensch ärgere dich nicht, Mühle, Halma, Schach. Meine Eltern hatten nicht viel Geld. Ich hatte aber einen Goldhamster und eine glückliche Kindheit.“
Über Martin Schlegel
Geboren am 20. September 1946 in Ahlen ist Spieleautor und wohnt in Hagen. Mit dem Abschluss zum Diplom-Kaufmann im Jahre 1973 wurde Martin Schlegel bei der Stadtverwaltung Hagen wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt für Stadtforschung und Statistik. Von 1983 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2004 war er dort Amtsleiter.
Seine bekanntesten Spiele: Mit Mose durch die Wüste, West of Africa, Luther.
Schlegel ist verheiratet und lebt in Hagen. Oft ist er beim wöchentlichen Spieletreff im AllerWeltHaus zu finden.
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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