Abbrucharbeiten haben begonnen:
In Wehringhausen rollen die Bagger
Von Michael Eckhoff
Das Häuserkarree Minerva-/Ewald-/Gustav-/Lange Straße ist größtenteils umzäunt. An den Zäunen hängen Warnschilder: „Abbrucharbeiten!“ oder „Vorsicht, Asbestfasern!“. Mobile Toiletten stehen am Straßenrand. Bauwagen sind zu sehen. Die Ewaldstraße zu durchfahren, ist derzeit nicht möglich. An ihrem oberen Ende verhindert ein Schuttberg die Weiterfahrt.
Mitten auf dem Schutt „thront“ ein Bagger. Das Haus unmittelbar vor ihm war am Montagnachmittag schon mächtig „angeknabbert“. Kurzum, es ist unübersehbar, die Abbrucharbeiten am heiß diskutierten „Block 1“ am hinteren Rand von Wehringhausen sind seit Montag im vollen Gange.
Knapp zwei Dutzend, meist viergeschossige Wohnhäuser mit über hundert Wohnungen werden hier bis November von der Bildfläche verschwinden. Das älteste Haus stammt aus dem Jahr 1899, die anderen Bauten entstanden fast allesamt im darauffolgenden Jahrzehnt. Eigentümerin des „Blocks“ ist die Gemeinnützige Wohnstättengenossenschaft (GWG).
Die GWG beklagt – wie auch andere Genossenschaften – seit vielen Jahren einen großen Leerstand in Wehringhausen. Deswegen hat sie sich schon vor geraumer Zeit dazu durchgerungen, einen der vielen Wehringhauser Wohnblöcke aufzugeben. Die GWG plant, an der Ewaldstraße einen dringend in Wehringhausen benötigten Kindergarten zu errichten und den zweiten Teil der Fläche der Stadt Hagen für einen Schulneubau zur Verfügung zu stellen. Die Emil-Schumacher-Grundschule wird hier eine „Filiale“ erhalten.
Im Jahr 2017 wohnten gut 16.000 Menschen in Wehringhausen. Vor 25 Jahren zählten die Statistiker noch etwa 20.000 Einwohner. Der Einwohnerschwund hat zahlreiche Ursachen, zum einen sind viele Wohnungen heute nicht mehr zeitgemäß ausgestattet, zum anderen gibt es auch nicht mehr die großen Fabriken im Tal der Ennepe, in denen früher Tausende beschäftigt waren. Ein beträchtlicher Einwohnerschwund zieht meist einen dementsprechenden Wohnungsleerstand nach sich. In Wehringhausen ist dies gut ablesbar. Die GWG als Genossenschaft ist indes ihren Mitgliedern („Genossen“) verpflichtet. Das sind keine „anonymen“ Aktienbesitzer, sondern Menschen wie „du und ich“ und die in der Regel in den Wohnungen leben, an denen sie gleichsam finanziell beteiligt sind. Hat eine Genossenschaft aber zu viele ungenutzte Wohnungen, kann sie schnell in die Bredouille geraten. Sie kann dann – wie es beispielsweise die Hohenlimburger „Holibau“ in Elsey praktiziert hat – ihre nicht mehr zeitgemäßen Wohnungen „für kleines Geld“ verkaufen oder sie kann diese Häuser abreißen. Beim Block 1 in Wehringhausen hat sich die GWG zum Abbruch entschieden, einen seriösen Käufer hätte man wahrscheinlich auch nicht gefunden. Zwischenzeitlich gab es Bemühungen, den drohenden Abbruch zu verhindern. Eine Bürgerinitiative bemühte sich, den Block 1 als Baudenkmal einstufen zu lassen. Angeblich, so jedenfalls die Argumentation, läge hier ein hoher Denkmalwert vor, weil es sich um eine wertvolle „Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts“ handele. Demgegenüber stand die Einschätzung, dass eine Block-Bebauung wie diese hier zwischen Gustav- und Ewaldstraße wahrlich nichts mit „Reformen“ zu tun habe, sondern dass sich an ihr noch der Zeitgeist des späten 19. Jahrhunderts zeige. Die Stadt Hagen hat jedenfalls die Abbruchgenehmigung erteilt. Dass jetzt sozusagen heimlich, still und leise die Bagger und Abbrucharbeiter anrückten und nicht einmal die Nachbarn informiert worden waren, ist kritisierenswert, aber die GWG will wohl schnellstens Fakten schaffen. Weshalb sie auch zu Stellungnahmen nicht bereit war.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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