Nachbarschaftshilfe für Alle
„Es geht uns einfach nur um das Wohl der Leute!“: Hohenlimburg wir helfen gestartet
Zuerst war Corona in China, weit weg von uns. Dann kam er nach Europa, Deutschland, Nordrhein Westfalen, Hagen. Nun ist er vor unserer Haustür, in einigen Fällen schon über der Schwelle. Ruhe bewahren in schwierigen Zeiten, den denkbar schwersten der jüngeren Generationen. Darauf kommt es an. Angela Merkels Appell an Herz und Vernunft sollte jedem zu denken geben. Die Älteren wissen genau, was gemeint ist. Die in ihrem Leben schon einmal leere Regale in den Geschäften gesehen haben. In einer anderen Zeit, unter anderen Umständen. Die heute weit über 70, 80 Jahre und noch älter sind. Für die Vorratshaltung selbstverständlich ist und die deshalb Hamsterkäufe gar nicht nötig haben. Für die nun aber der Spaziergang zum Einkaufen tödlich sein kann. Keine Familie? Kein Auto? Kein Internet? Hier muss geholfen werden! Das zeigen die Nachbarschaftshilfen, die sich hierzulande in diesen Tagen bilden.
Von Nathalie Kehl
Nina Standl und Mark Wiesner zeigen, wie es geht. Zwei Nachbarn in Hohenlimburg, für die Nachbarschaftshilfe Ehrensache ist. Nicht selbstverständlich, schon gar nicht, wenn man wie die 26-jährige Nina Standl zwei kleine Kinder zu versorgen hat und auch schon für die Oma einkaufen geht. „Mein Mann ist in Kurzarbeit, deshalb geht das. Wenn er bei den Kindern ist, mache ich mich auf den Weg. Ich habe ja ein Auto, da kann ich auch mehr einkaufen, für andere mit.“ Und das geht so, erklärt Mark Wiesner.
"Anrufen, Einkaufszettel und Geld bereitlegen. Dann kommen wir vorbei.“ Der 32-Jährige ist Single und wollte eigentlich seine Umschulung zum Altenpfleger beginnen. Die unbestimmte Zeit des Wartens nutzt er nun, um anderen zu helfen, die schlechter dran sind als er.
„Ich war schon immer hilfsbereit“, lacht er, wird aber wieder ernst, wenn er an den alten Herrn denkt, der zuletzt beim Einkaufen vor ihm an der Kasse stand. „Ich fragte mich, wie der es wohl schaffen soll, die Sachen, die ihm fehlen, noch woanders zu beschaffen? Und nicht zu vergessen: Es gibt immer noch so viele ältere Menschen, die kein Internet haben.“ Aber nicht nur denen soll geholfen werden.
Am Dienstag ist auf Facebook die Aktion „Hohenlimburg wir helfen“ gestartet, die ersten haben sich schon gemeldet. „Es waren auch Jüngere dabei“, sagt Nina Standl. „Die einfach Angst haben, rauszugehen.“ Diabetes etwa und natürlich in erster Linie Atemwegserkrankungen.
Wer vorerkrankt ist, gehört zur Risikogruppe. Weil das Immunsystem geschwächt und die Anfälligkeit für das Virus damit erhöht ist. „Wir tragen selbstverständlich Schutzmasken und Handschuhe“, betont das Hohenlimburger Helferteam, das im übrigen schon jetzt Unterstützer gefunden hat. „Freunde, die auch ihre Autos anbieten, haben sich gemeldet. Und wir bekommen Hilfe dabei, wenn wir unsere eigenen Flyer produzieren und verteilen.
Denn so erfahren auch diejenigen ohne Internet von uns.“ Und wenn es vor dem Supermarkt tatsächlich bald lange Schlangen mit noch längeren Wartezeiten gibt? „Egal was kommt, wir sind unter Tel. 0176-67812277 da.“ Nina Standl. Mark Wiesner.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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