Candle-Lighting-Day 2021
Eine Flamme für einen Namen: Gottesdienst für alle verstorbenen Kinder am 13. Dezember in der Pauluskirche
Es ist die Zeit leuchtenden Kerzen - auf Kränzen, vor den Fenstern und Türen, in den Kirchen. Sie geben Licht - auch in diesem besonderen Jahr 2020 -, in der dunklen Jahreszeit und auf dem Weg zur Weihnacht. Wenn die Besucher der Hagener Pauluskirche, Gutenbergstraße 18, am Sonntag, 13. Dezember, eine um die andere Kerze entzündet haben, dann steht jede Flamme für einen Namen.
Für alle verstorbenen Kinder wird an diesem Tag - dem internationalen Candle-Lighting-Day - um 16 Uhr ein Gottesdienst gefeiert. Die Namen werden verlesen und in einem Gedenkbuch festgehalten.
Eingeladen sind Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde. „An diesem Tag öffnen wir die Kirche als Raum für die Erinnerung“, sagt Pfarrer Jürgen Krullmann, der den Gottesdienst als Krankenhausseelsorger am Agaplesion Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Hagen mit organisiert hat. „Und: es geht um, alle Menschen, die in Kind verloren haben - es spielt keine Rolle, wie lang es her ist.“ Auch für Fabian wird am 13. Dezember eine Kerze leuchten. Er starb vor 31 Jahre mit acht Wochen am plötzlichen Kindstod.
Seine Eltern, Birgit und Achim Dreessen, erinnern sich an den Moment, als sie erkannten, dass ihr Baby, ihr erstes Kind, leblos im Kinderwagen lag, auch heute noch so intensiv, dass sie ihre Gefühle beschreiben, als wäre noch keine Zeit vergangen: „Zuerst war da der Schockzustand; ich war erstarrt, fühlte mich dieser Lebensherausforderung nicht gewachsen. Wut, Schuld und tausend Fragen quälten mich. Wo war Gott? Wie kann er das zulassen? Warum? Der Boden unter meinen Füßen war regelrecht weggezogen, mein Glaube erloschen“, sagt Birgit Dreessen. „Am schmerzhaften war beim Kondolieren der gut gemeinte Satz: „Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen.“ Was war das für ein Gott, der den Tod eines Kindes zuließ oder es sogar zu etwas Besserem benutzte?“, hat sich Achim Dreessen damals gefragt. Freunde hätten in dieser Zeit versucht, Halt zu geben und Trost zu spenden. Aber auch der Unsicherheit ihrer Mitmenschen und auch dem Vergessen der andere standen die Dreessens gegenüber. „Und: auf die Frage nach dem „Warum“ gibt es keine Antwort.“ Und sie bleibt. Ebenso wie „ein Schmerz der Trauer“, so Birgit Dreessen, der es noch heute schwerfällt, in einen Kinderwagen zuschauen. „Es brauchte eine lange Zeit, bis wir unseren inneren Frieden wiedererlangten und unsere Trauer überwunden“, sagt ihr Mann Achim.
Ein Trauerseminar hat den Dreessens, die später noch drei Kinder bekommen haben, bei der Verarbeitung geholfen. „Und auch die Gruppe Verwaiste Eltern gab uns Halt und ermöglichte einen Austausch“, erinnert sich Birgit Dreessen. „Was wir dort lernten, war, dass jede und jeder eine ganz eigene Geschichte mit seinem/ihrem Sternenkind, auch seine/ihre eigene Trauer und die Art und Weise damit umzugehen“, ergänzt Achim Dreessen. Der Austausch und das wechselseitige Verständnis seien eine große Hilfe, die einem nicht betroffene Menschen oftmals nicht in dieser Weise geben konnten.
Fabian gehört weiterhin zu Familie Dreessen. „Wir möchten uns bewusst erinnern, denn Fabian hat gelebt, und die Liebe als Eltern hört auch mit dem Tod nicht auf“, sagt Achim Dreessen. Von dem Gottesdienst am Candle-Lighting Day fühlten sich die Dreessens sehr angesprochen. „Von der Wertschätzung und der emotionalen Sensibilität, die mit dem Gottesdienst transportiert wurde, nicht allein durch die Worte, sondern auch in seinem Ablauf, in den Lichtern, aber auch seinen farbenfrohen Elementen wie bunte Luftballons sowie der Möglichkeit des anschließenden Gesprächs. Selbst dreißig Jahre nach dem Verlust eines Kindes seien solche Angebote für die persönliche Erinnerungs- und Lebenskultur wertvoll. „Unser Dank gilt allen, die diese seelsorgliche Arbeit begleiten und gestalten“, so Achim Dreessen. Und seine Frau ergänzt: „Der Candle Lighting Day ist ein wichtiger Tag um an die Sternenkinder zu erinnern, es in der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es diese Kinder gegeben hat.“
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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