Hagen: ARD-Wettermoderator im Interview
„Wir sind mitten im Klimawandel“

Kommt zum Campusfest der FernUni Hagen: Der Meteorologe und Wissenschaftsjournalist Karsten Schwanke. Archivfoto: ARD/ Ralf Wilschewski
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ARD-Wettermoderator Karsten Schwanke ist zum diesjährigen Campusfest der FernUni Hagen eingeladen, das am Samstag, 20. August, 17 bis 23 Uhr, stattfindet. Dabei hält er einen Vortrag zum Thema: „Klimawandel – Die Herausforderung für unsere Gesellschaft”. Zuvor an dieser Stelle ein interview mit dem bekannten Meteorologen zum aktuellen Thema.

Der Titel Ihres Vortrags macht es deutlich: Der Klimawandel lässt sich nicht leugnen. Woran machen Sie das fest?
Karsten Schwanke: "Hitze, Dürreperioden und Starkregenereignisse mit Überschwemmungen – das erleben wir doch längst. Im vergangenen Jahr hat eine Katastrophe das Ahrtal getroffen, auch in Hagen gab es starke Überschwemmungen. Die Folgen des Klimawandels sind schon viel stärker, als es vielen bewusst ist. Wir sind dabei, den Klimawandel zu unterschätzen. Ich trete an, um mehr Menschen die Augen zu öffnen."
Inwieweit hat sich durch den Klimawandel auch Ihre Rolle als TV-Wetterexperte verändert?
Karsten Schwanke: "Mit einem Zeitfenster von zwei Minuten im Fernsehen kann ich nie so schnell oder genau wie eine App sein. Trotzdem bin ich als Mensch insgesamt besser als eine App. Ich vergleiche und bewerte. Unsere Aufgabe als Meteorologinnen und Meteorologen ist es, etwa bei Unwetterlagen Zusammenhänge aufzuzeigen und vor allem Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Menschen müssen verstehen, wie greifbar die Folgen des Klimawandels sind – und dass Überschwemmungen, Waldbrände oder Dürren keine Einzelereignisse mehr sind. Deshalb müssen wir uns zum Beispiel von statistischen Klimamittelwerten lösen und auf einzelne Messwerte schauen. Mittelwerte verharmlosen den Klimawandel."
Unternehmen wir aus Ihrer Sicht ausreichend gegen die Klimakrise?
Karsten Schwanke: "Wir müssen uns als Gesellschaft umstrukturieren. Das kostet viel Geld. Die Lösungen dafür liegen alle auf dem Tisch. Wir brauchen eine andere Infrastruktur, müssen massiv in Energiequellen wie Sonne und Wind investieren – und darüber in Stromnetze. Das ist nur gesamtgesellschaftlich zu stemmen. Die Angebotsseite muss reizvoller werden, und da ist die Politik gefragt: Wir brauchen auch ein sauberes und ein günstiges Nahverkehrssystem. Das Neun-Euro-Ticket ist ein gutes Beispiel. Außerdem: Wir müssen nicht über so was wie Kurzstreckenflüge streiten. Als die ICE-Schnellstrecke zwischen Hamburg und Berlin eröffnet wurde, war das ein voller Erfolg. Die Lufthansa hat den Flugverkehr zwischen beiden Städten einfach eingestellt, da war kein Verbot notwendig. Einige Unternehmen haben bereits begriffen, wie es geht. Die werden langfristig besser da stehen. Aber es kostet eben. Billig hilft uns nicht weiter. Dennoch: Nichtstun kostet am Ende deutlich mehr als jeder Euro, den wir heute in den Klimaschutz investieren. Wir müssen nachhaltiger handeln – und den Druck auf die Politik erhöhen."
Eine Frage noch zum Schluss: Wie lautet Ihre Prognose für das Wetter beim Campusfest – 18 Grad und Nieselregen oder laue 23 Grad?
Karsten Schwanke: "Eine halbwegs seriöse Prognose hängt von der Wetterlage und der Region ab. Eine Großwetterlage – etwa für Europa – kann ich längerfristig vorhersagen, aber lokale Wetterereignisse erst kurzfristig. Ich sag’s mal so: Man kann es sich bei jedem Wetter nett machen."

Info

Schwankes Vortrag beginnt am 20. August um 17.45 Uhr auf dem Campus der FernUniversität an der Universitätsstraße. Im Anschluss steht der Wettermann in der Universitätsbibliothek Rede und Antwort für Fragen aus dem Publikum.
Zwischendurch locken ein Bücherflohmarkt, mehrere Campusführungen und zahlreiche Infostände. Auf der großen Bühne läuft bis 23 Uhr das Abendprogramm mit Rocks Crossing aus Dortmund und dem Hauptact Soundpark aus Hagen.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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