Wandergesellen hinterlassen Meisterwerk
Ein neues Wappen ziert den Eingang von Schloss Hohenlimburg. Wo nur noch Fragmente des einstigen Wappens zu sehen war, prangt nun ein Meisterstück der Bildhauerei. Dieses Meisterstück hinterlässt kein etablierter Steinmetzbetrieb - zwei junge Wandergesellen haben das Werk geschaffen und wurden am Freitag vom „Hausherrn“, dem Erbprinzen zu Bentheim-Tecklenburg, mit Stempel und Unterschrift im Wanderbuch auf den weiteren Wanderweg entlassen.
„Vor einem Jahr, ausgerechnet bei den Lichtspielen, brachen die Fensterstürze über dem Eingang ein“, erinnert Schloss-geschäftsführerin Julia Dettmann sich, „wir mussten sofort handeln, es Bestand Verletzungsgefahr für die Besucher.“ Der Hohenlimburger Maurermeister König, der sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich für das Schloss und den Heimatverein engagiert, nahm sich der Sache an. Sein Gedanke: „Wenn wir die Fensterstürze sanieren, muss doch auch wieder etwas Schönes zwischen den Fenstern sein.“ Königs erster Weg führte in die Archive - denn das alte Wappen war nicht mehr erkennbar. Die Suche jedoch blieb erfolglos - kein Archiv in Deutschland konnte mehr einen Hinweis auf das Wappen am Hohenlimburger Schloss geben.
Zusammen mit der Denkmalbehörde und dem Schlossherrn suchte man nach einer Lösung. Die fand der Erbprinz bei einem Besuch der Berchumer Kirche: „Über der Kirchentür hängt das alte Wappen der Erbauerfamilie von Rheda. Fürst Emil hat dieses Wappen etwa 1810 schlagen lassen.“ Seine Idee wurde mit Begeisterung angenommen.
Ein solches Wappen zu schlagen beinhaltet nicht nur hohe Materialkosten, sondern ist eine aufwändige Handarbeit, die außerhalb der Denkmalpflege aufgrund der hohen Kosten kaum noch zum Einsatz kommt. Das Projekt wäre nicht durchführbar gewesen, gäbe es nicht die Zünfte mit ihrer Wandertradition.
Wandergesellen müssen nach dieser Tradition mindestens drei Jahre und einen Tag Arbeit bei verschiedenen Meistern verrichten, die wenigstens 50 Kilometer vom Heimatort entfernt sind. Sie dürfen keine Reichtümer häufen, sie dürfen keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Berufliche und auch menschliche Reife ist das Ziel der Wanderung. Und genau solche zwei Wandergesellen traten im März ihren Dienst auf Schloss Hohenlimburg an. Andreas Bauer und Clemens Keck, beide 22 Jahre alt, haben bereits viele Länder bereist, unter anderem Italien, Schweiz und sogar Afrika. Sie stammen aus Thüringen und Bayern. In dem Wissen, einen außergewöhlichen Auftrag zu haben, zählten sie ihre Arbeitsstunden nicht: „Das war eine Leidenschaft - nur das Anbringen war schlichtweg Arbeit“, berichten die beiden jungen Gesellen mit einem Augenzwinkern.
Neben Maurermeister König, der die Gesellen zuhause aufnahm, war der Steinmetz Domenico Grandi aus Herdecke einer der wichtigen Förderer des Projektes. Grandi stellte das Material, die Werkstatt und sein Wissen zur Verfügung - wie es sich in der Zunft „gehört“.
Unterstützt wurde das Projekt finanziell auch durch den neu gegründeten Förderverein, die Bezirksvertretung, Hagener Unternehmen und die Firma Hofnagel und Bade, die Werkzeuge und weiteres Baumaterial spendete.
Am Freitag nun hieß es nach der feierlichen Übergabe des Wappens Abschied nehmen aus Hohenlimburg. Verabschiedet wurden Andreas Bauer und Clemens Keck traditionell in Kluft. Das neue Wappen hat einen geschätzten Wert von 25.000 Euro. Julia Dettmann überreichte zum Abschied eine Flasche Schloss-Sekt und Goldtaler - Erbprinz Maximilian will noch für ein kleines „Weggeld“ sorgen.
Autor:Anja Seeberg aus Hagen |
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