Welt-AIDS-Tag 2019
Stadtbäckerei Kamp bekennt Farbe
Was würden Sie zu einer HIV-positiven Bäckereifachverkäuferin sagen? Was zu dem Bäcker? Und? "Er muss backen können." Vielleicht fragen Sie ihn auch nach seiner Telefonnummer, wenn er nicht nur lecker backen kann, sondern eben so knackig aussieht. (Spaß). Zu der Verkäuferin werden Sie wahrscheinlich sagen: "Zwei Roggenbrötchen bitte" - oder irgend etwas Ähnliches. Außer am Samstag. Denn dieser Samstag ist der letzte vor dem Welt-AIDS-Tag am 01. Dezember. Dann würden Sie - zumindest in der Stadtbäckerei Kamp zusätzlich noch sagen: "bitte von diesem süßen jungen Berliner - mit Guss." Denn den gibt es mit der allseits bekannten roten Schleife am Samstag in allen Filialen der Stadtbäckerei Kamp anlässlich dieses internationalen Gedenktages.
Brauchen wir überhaupt noch einen Welt-AIDS-Tag?
Brauchen wir noch einen Welt-Aids-Tag? Ist die HIV-Infektion in Deutschland nicht längst zu einer chronischen Erkrankung geworden, mit der es sich gut leben lässt? Tönt hier in Hagen nicht dauernd die AIDS-Hilfe, dass es jetzt so tolle Medikamente gibt?
Zugegeben, die Behandlung von HIV ist viel einfacher geworden als noch vor Jahren und in den vergangenen 30 Jahren haben wir wichtige Fortschritte erzielt. Abgesehen von den weltweit nach wie vor erheblichen durch AIDS hervorgerufenen Problemen und den von der Krankheit geprägten individuellen Schicksalen, leiden auch hier bei uns Menschen unter ihrer Infektion. Viele vor allem unter der Stigmatisierung in ihrem Umfeld.
Genau hier setzen die Stadtbäckerei Kamp und die Hagener AIDS-Hilfe in diesem Jahr an:
Mit Fragen wie, den oben genannten, soll die, Kampagne die Bevölkerung über das Thema Genuss erreichen. Sie thematisiert unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung im Alltag, eingängige Informationen sollen dabei helfen, diese Ängste hinter sich zu lassen und so Respekt und Normalität im Umgang mit HIV-positiven Menschen zu erreichen.
Die Welt-Aids-Kampagne setzt auf die individuelle Auseinandersetzung.
AIDS-Hilfe fordert Akzeptanz das ganze Jahr über
Das Team von der AIDS-Hilfe Hagen e.V. fordert für das ganze Jahr ein Klima der Akzeptanz jenseits aller Lippenbekenntnisse.
Der selbstverständliche, Angst- und vor-urteilsfreie Umgang mit HIV ist nämlich entscheidende Voraussetzung dafür, eine Ausgrenzung von Menschen mit HIV zu verhindern und erfolgreiche Prävention zu platzieren. Aufklärung in Schulen - ein Bekenntnis zur gesellschaftlichen Realität der Vielfalt gehören genau so dazu, wie im Alltag einfach mit Menschen mit und ohne HIV zu leben.
"Süße Berliner haben wir ja auch das ganze Jahr über", so Stefanie Kamp, Chefin der Stadtbäckerei. Und weiter: "auch wenn nicht jeden Tag eine rote Marzipanschleife darauf ist, schmecken die und jeder weiß, dass Süßes in Maßen genossen auch gesund ist." Ja, wo sie recht hat, hat sie einfach recht. In Maßen kann man alles genießen. Und in Massen kann man backen. So wie eben am Samstag.
Und sonst?
Die "Berliner-Kampagne" ist nicht das einzige, was in diesem Jahr in Hagen zum Welt-AIDS-Tag ansteht.
An vier Adventssamstagen wird die AIDS-Hilfe auch wieder traditionell Ihre Geschenke mit Liebe einpacken, wenn sie die bei Thalia kaufen. Und am kommenden Sonntag wird die AIDS-Hilfe vor dem Osthaus-Museum eine Gedenk- und Traueraktion am sog."Kalten Tor" durchführen.
Dort hat der Künstler Tom Fecht 1993 Steine mit eingravierten Namen prominenter und auch Hagener Personen verlegt. Namen von Personen, die in den letzten 30 Jahren, seit wir AIDS kennen, den Kampf nicht haben gewinnen können und die von uns gegangen sind.
Gemeinsam mit den Besuchern der Aktion soll eine große rote Schleife aus Kerzen angezündet werden und so die Erinnerung an diese Menschen wieder in unsere Mitte geholt werden.
Danach nehmen wir die Erinnerungslichter vielleicht noch mit zum Weihnachtsmarkt oder nach Hause.
Ihnen allen also ein schönes Welt-AIDS-Tags-Wochenende. Genießen Sie es!
Vielleicht bei Kerzenlicht, einer Tasse Tee oder heißer Schokolade und natürlich einem Berliner mit Guss.
Weitere Informationen hier:
Autor:Andreas Rau aus Hagen |
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