Unser Tipp für die Ferien
"POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe" mit 260 Veranstaltungen

Im Ausstellungsgebäude im LWL-Freilichtmuseum Hagen gibt es zu jeder Station ein besonderes Objekt zu sehen. Hier beispielsweise zur Brennerei alte Transportkisten für Alkohol, der in die deutschen Kolonien transportiert wurde.
Foto: LWL, Heike Wippermann
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  • Im Ausstellungsgebäude im LWL-Freilichtmuseum Hagen gibt es zu jeder Station ein besonderes Objekt zu sehen. Hier beispielsweise zur Brennerei alte Transportkisten für Alkohol, der in die deutschen Kolonien transportiert wurde.
    Foto: LWL, Heike Wippermann
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Kaffeezeremonien, Musical-Aufführungen, Performances, Festivals, Ausstellungen, Podcasts und weitere Veranstaltungen von "POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe", dem Themenjahr der LWL-Kulturstiftung, füllen seit Anfang des Jahres die Veranstaltungskalender der Region: Mehr als 120 Angebote weckten in diesem Rahmen in der ersten Jahreshälfte Interesse und lockten rund 10.000 Teilnehmende unter anderem in Theater, auf die Straßen und Plätze, zu Universitäten, in Museen und viele weitere Orte.

In der zweiten Jahreshälfte laden mehr als 140 Veranstaltungen dazu ein, sich in kulturellen Angeboten der kolonialen Vergangenheit der Region und ihren Auswirkungen für die heutige Gesellschaft zu widmen. Darunter sind Theater- und Performance-Darbietungen, eine Denkmalenthüllung, Diskussionsveranstaltungen, Stadt- und Ausstellungsrundgänge sowie Projektpräsentationen zum Beispiel in Dortmund, Münster, Hagen, Bielefeld und Minden.

Insgesamt setzen damit 22 Förderprojekte der LWL-Kulturstiftung Impulse für einen gegenwärtigen Umgang mit unserer Kolonialgeschichte. Eine Veranstaltungsübersicht bietet die Internetseite zum Themenjahr: https://www.powr2024.de.

In Dortmund

Mit der Ausstellung "Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe" (bis 26. Oktober 2025) verknüpft das LWL-Museum Zeche Zollern als zentrales Projekt im Themenjahr Geschichte und Gegenwart miteinander und zeigt: Westfalen hat viele Berührungspunkte mit dem Kolonialismus. Rundgänge durch die Ausstellung, Kuratorinnenführungen und performative Führungen mit dem Titel "Sand of Times" sowie Angebote für verschiedene Zielgruppen wie Familienrundgänge laden dazu ein, sich in Begegnungen dem Thema zu widmen.

Grünbau sucht in und um den "Heimathafen Nordstadt" in Dortmund mit partizipativen Angeboten nach Antworten auf die Frage "How to decolonize heimat". Wiederkehrende Kaffeezeremonien laden nicht nur zum Probieren ein, sondern geben Wissen zum Kaffeehandel und seinen heutigen Strukturen. Ein dekoloniales Denkmal auf dem Gelände des Heimathafens wird entwickelt und zum Hafengeburtstag am 31. August enthüllt. Mit der Ausstellung "how to tell migration stories" (18. November bis 21. Dezember), die interaktiv mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Nordstadt Dortmunds erarbeitet wurde, endet das Projekt.

In Hagen

Das LWL-Freilichtmuseum Hagen richtet mit der Ausstellung "Macheten, Tabak, Edelsteine" (bis 31. Oktober) und einem Themenweg mit 15 Stationen den Blick auf die kolonialen Spuren in Handwerk und Gewerbe. Besondere Angebote richten sich an verschiedene Zielgruppen, wie das Kinderfest "Faires Miteinander" (18. August) oder der Aktionstag "FairNetzt. Gerecht global handeln" (15. September).

Der Ferienworkshop "Was hat das mit mir zu tun? - Podcast zur Ausstellung" für Jugendliche ab 10 Jahren (14.8. sowie 25.10.) sowie Workshops für Interessierte zu Gewürzen (7.9.) laden zum Mitmachen ein. Weitere Veranstaltungen wie Themenführungen in der Ausstellung und Stadtrundgänge sowie eine digitale Version der Ausstellung runden das Programm ab.

In Minden

Das LWL-Preußenmuseum in Minden zeigt mit der Ausstellung "Auf schwankenden Planken. Preußen auf See" (bis 19.1.2025) die damalige Seefahrtgeschichte und die Verbindungen der preußischen Expansionspolitik zu ehemaligen Kolonien. Regelmäßig laden Rundgänge dazu ein, die Ausstellung anhand von ausgewählten Exponaten zu erkunden. In Stadtführungen in Minden (11.8. und 6.10.) werden geschichtliche Hintergründe zu Plätzen, Straßen und Denkmalen erläutert und deren zeitgemäße Lesart diskutiert.

In Münster

Musifratz  lädt zum Mitmach-Theater "LieferKetten-BefreiungsTheater" in das Kreativ-Haus Münster ein. Im Fokus stehen dabei die koloniale Vergangenheit und die oft unsichtbare Ausbeutung hinter dem Essen - ob beim Kaffee aus Chile, den Blaubeeren aus Peru oder dem Zucker aus Brasilien. Termine im Herbst sind in Planung.

ei den eritreischen Kaffeezeremonien von GrünBau gGmbH im Dortmunder Heimathafen geht es um kolonialen Bezüge des Kaffees, seine Geschichte und mehr.
Foto: Max Busch, Grünbau gGmbH
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    Foto: Max Busch, Grünbau gGmbH
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In Havixbeck (Kreis Coesfeld)

Im Rahmen der Ausstellung "KÖRPER:SPRACHEN" (bis 31.12.) verhandelt das Künstler:innenkollektiv @parallelgesellschaft den kolonialisierten Körper in Schrift-, Bild- und Lautsprache. In den Räumen der Dauerausstellung der Burg Hülshoff - Center for Literature können Interessierte das Verhältnis zwischen Körper und dem System Sprache erkunden, indem sie in den Dialog mit Exponaten treten.

Unterwegs

Das Eine-Welt-Netz will Räume und Gelegenheiten schaffen, kolonialen Kontinuitäten zu begegnen und mehr über sie zu lernen. Die Themen und Formate wechseln: So wird im Vortrag in Hagen (22.8.) gefragt: "Wer ernährt die Welt wirklich?". Im LWL-Freilichtmuseum Hagen sowie im Oberstufen-Kolleg Bielefeld wird das Theaterstück "Be-Longing" (15.9. und 1.10.) gezeigt. "Questions!" heißt das Theaterstück, das Ende Oktober unter anderem in Herford, Hamm und Dortmund präsentiert wird (30.10., 31.10. und 1.11.). Mit einer Abschlussveranstaltung am 8. November in Dortmund endet die Veranstaltungstour durch die Region.

Digitale Angebote

Der Verein jetztzeit  präsentiert im November (13.11.) in Bielefeld eine digitale Karte von Ostwestfalen-Lippe, die koloniale Spuren und Orte in der Region umfasst. In vorangegangenen Workshops und Mitmach-Angeboten entwickelten die Teilnehmenden kreative Formate, die Wissen zu ausgewählten Schauplätzen vermitteln und dabei auch Impulse für einen zeitgemäßen Umgang damit setzen sollen. Zur Veröffentlichung dieser Ergebnisse lädt der Verein zu einer Veranstaltung nach Bielefeld ein.

Die Fernuniversität Hagen - eine der deutschlandweit bedeutenden Forschungseinrichtungen zum Thema Kolonialismus - ergänzt bestehende Übersichten und kartografische Ansichten in dem Projekt "Koloniale Spuren in Westfalen-Lippe. Eine digitale Quellensammlung für die Kultur- und Bildungsarbeit". Ausgehend von Beständen in Stadt- und Missionsarchiven entsteht eine digitale Plattform mit Materialien zur Kolonialgeschichte - historische Schriftquellen, Bilder und Artefakte - und den damit einhergehenden globalen Ressourcen- und Machtungleichgewichten,. Online verfügbar sind die Materialien ab Ende 2024.

50 Kurzbiografien - vom Sklavenhändler Friedrich von Romberg aus Hemer bis zu Johanna Kazahendike, die 1860 ein Jahr in Gütersloh lebte - veranschaulichen in der Ausstellung "Das ist kolonial" im LWL-Museum Zeche Zollern die Verflechtungen zwischen Westfalen und den kolonialen Welten.
Foto: LWL / Julia Gehrmann
  • 50 Kurzbiografien - vom Sklavenhändler Friedrich von Romberg aus Hemer bis zu Johanna Kazahendike, die 1860 ein Jahr in Gütersloh lebte - veranschaulichen in der Ausstellung "Das ist kolonial" im LWL-Museum Zeche Zollern die Verflechtungen zwischen Westfalen und den kolonialen Welten.
    Foto: LWL / Julia Gehrmann
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Zwei Podcasts widmen sich verschiedenen Aspekten des Kolonialismus: #Postkolonialismus ist der Podcast des LWL zum Themenjahr. Interviewpartner und -partnerinnen aus Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sprechen mit der Podcasterin Claudia Linzel von »Die Leichtigkeit der Kunst« unter anderem über Kolonialismus im Klassenzimmer und im Film, über Lebensmittel und deren Lieferketten und postkoloniale Spuren im Alltag. Sechs Folgen sind bereits erschienen, weitere sechs Episoden folgen in den kommenden Monaten.

Einen der zahlreichen Bezüge zwischen Kolonialismus und Westfalen greift der Hörspiel-Podcast vom LWL-Medienzentrum für Westfalen "Westfalia - Westfalen und der Kolonialismus. Ein fiktiver Hörspiel-Podcast mit echten Expertinnen und Experten" auf. In sechs Folgen werden koloniale Themenbereiche aufgegriffen, angelehnt an die Lebensgeschichte des Münsterländer Kolonisten Heinrich Schulte Altenroxel. Szenische Elemente und Infoparts sowie O-Töne von Expertinnen und Experten erläutern daran die bis heute andauernde postkoloniale Wirkung.

In der Übersicht

Weitere Veranstaltungen von Projekten aus dem Förderschwerpunkt sind in Planung. So sollen insbesondere künstlerische Darbietungen im Bereich der Urbanen Künste vom Verein Pottporus e.V. in Herne sowie Tanz-Performances vom Kreativ-Haus Münster e.V. an verschiedenen Orten in Westfalen-Lippe im Herbst neugierig machen. Auch eine weitere Ausstellung im LWL-Museum Zeche Nachtigall in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) wird ab Herbst 2024 die postkolonialen Bezüge von Rohstoffen untersuchen.

Alle Termine sowie Informationen zu den öffentlichen Angeboten bieten die Internetseite https://www.powr2024.de sowie der Instagram-Kanal der LWL-Kulturstiftung @lwlkulturstiftung.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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