Buch und Karte erzählen von Entdeckern und Rassisten
Koloniale Spuren in Hagen

Sie stellten die neue Hagener „Kolonialismus-Stadtkarte“ vor (v.l.): Nora Blankenburg (Amt für Geoinformation), Lioba Hamacher (Fachbereich Kultur), Herausgeberin Barbara Schneider (Fernuni), Ralf Blank (Fachbereich Kultur), Margarita Kaufmann (Kulturdezernentin), Carsten Kamp (Amt für Geoinformation), Herausgeber Fabian Fechner (Fernuni), Birgit Schulte (Fachbereich Kultur), Shaereh Shalchi (Fernuni) und Kirsten Fischer (Hagenagentur).[spreizung]#?[/spreizung] Foto: Michael Eckhoff
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Von Michael Eckhoff

Buch und Karte erzählen von Entdeckern und Rassisten Alle Jahre wieder macht zwischen Ruhr und Lenne die Mär die Runde, der in der früheren deutschen Kolonie Papua-Neuguinea zu findende „Mount Hagen“ sei nach unserer Volmestadt benannt worden. Das ist falsch. Aber ansonsten lassen sich tatsächlich viele „koloniale Spuren“ in Hagen entdecken. An der Fernuni hat man sich im Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“ in diesem Jahr auf die Suche gemacht und hierzu erst ein Buch und dann – zusammen mit der Stadt Hagen – eine Stadtkarte produziert.

Zur Erinnerung: In früheren Zeiten waren verschiedene europäische Staaten – etwa Großbritannien, die Niederlande und Frankreich – so mächtig, dass es ihnen gelang, riesige Kolonialreiche aufzubauen. Das Deutsche Reich wollte gegen Ende des 19. Jahrhunderts gern ein Stück vom „kolonialen Kuchen“ abhaben. Unter anderem das heutige Namibia, Tanganjika in Ostafrika, Kamerun, Togo und etliche Gebiete in der Südsee fielen nach und nach an das Kaiserreich und wurden bis zum Ersten Weltkrieg von den Deutschen ausgebeutet. Auch Hagener Unternehmer, Rassisten, Abenteurer und sogar der Kunstsammler Karl Ernst Osthaus waren hierbei in unterschiedlicher Weise mit von der Partie. Hinzu kommt, dass es viele Auswanderer gab.
Studierende und Lehrende der Hagener Fernuni haben in den vergangenen Monaten einige dieser „Kolonialen Vergangenheiten der Stadt Hagen“ aufgearbeitet. Das gleichnamige Buch, das die Wissenschaftler Fabian Fechner und Barbara Schneider – assistiert von 24 Studierenden und zahlreichen Institutionen – unlängst veröffentlichen konnten, enthält viele verblüffende Geschichten. Um sie zu finden, wurden Archive durchstöbert, Heimatexperten befragt und sämtliche Hagener Jahrbücher durchforstet.
Das knapp 150 Seiten umfassende Werk wurde nunmehr um eine Stadtkarte bereichert, auf der insgesamt 21 „koloniale Hagener Orte“ nebst ihrer Geschichte eingetragen sind. Die Palette reicht von der früheren Hussel-Hauptverwaltung an der Eilper Straße bis zum Carl-Horst-Andreas-Haus an der Voerder Straße, das früher eine weithin bekannte exotische Jagdtrophäensammlung beherbergte. Auch der Ort, an dem das Geburtshaus von Burkhart Waldecker an der Bergstraße stand, ist verzeichnet. Waldecker gilt als der Entdecker der „richtigen“ Nil-Quelle im heutigen Burundi.
Die in der Hagen-Info, Körnerstraße 25, genauso wie das Buch unentgeltlich zu bekommende Karte wurde ebenfalls von Fabian Fechner und Barbara Schneider konzipiert und erscheint im Rahmen des Bauhaus-Verbundes „Hagener Impulse“. Bei der Anfertigung half insbesondere das städtische Amt für Geoinformationen unter seinem Leiter Carsten Kamp. Die Hagenagentur war unterstützend beteiligt. Alle Orte auf dem Stadtplan zeigen beispielhaft für die Zeit zwischen circa 1850 und 1960 auf, dass die Begegnung mit dem Kolonialismus von zahlreichen Hagenerinnen und Hagenern mitgetragen wurde. „Die Kolonialgeschichte offenbart viele Gesichter, von aufrichtiger Neugier hin zu blanker Gewalt und Rassismus. In jedem Fall fügt die Karte der Stadtgeschichte kleine, neue Facetten hinzu“, so Dr. Fabian Fechner.
Bislang noch nicht aufgearbeitet wurde das koloniale Wirken vieler Hagener Unternehmen. So ist zum Beispiel weitgehend in Vergessenheit geraten, dass in Hagen einst Macheten für Plantagen hergestellt wurden. „Aber vielleicht gelingt uns beizeiten ja noch eine Fortsetzung unseres Buches“, sagt Fabian Fechner und deutet damit an, dass er „am Ball“ bleiben will. Zusammen mit seiner Kollegin Schneider plant er überdies Schulbesuche, Vorträge, Stadtführungen und eventuell eine Ausstellung, um die kolonialen Bezüge Hagens weiter bewusst zu machen. Sie stellten die neue Hagener „Kolonialismus-Stadtkarte“ vor (v.l.): Nora Blankenburg (Amt für Geoinformation), Lioba Hamacher (Fachbereich Kultur), Herausgeberin Barbara Schneider (Fernuni), Ralf Blank (Fachbereich Kultur), Margarita Kaufmann (Kulturdezernentin), Carsten Kamp (Amt für Geoinformation), Herausgeber Fabian Fechner (Fernuni), Birgit Schulte (Fachbereich Kultur), Shaereh Shalchi (Fernuni) und Kirsten Fischer (Hagenagentur). Foto: Michael Eckhoff

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Lokalkompass Hagen aus Hagen

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