Konsersationen von Gropius und Osthaus
Hagen präsentiert Briefwechsel-Buch
Würde man eine Liste mit den zehn weltweit wichtigsten Baukünstlern des 20. Jahrhunderts aufstellen, stünde Walter Gropius sicherlich ganz weit oben. Ein wesentlicher Grundstein zu seiner einzigartigen Karriere wurde 1908 gelegt, als der „abgebrochene Architekturstudent“ zufällig in Spanien auf den schwerreichen Hagener Kunstsammler Karl Ernst Osthaus traf. Osthaus hat in den darauffolgenden Jahren den noch recht jungen Gropius außerordentlich stark gefördert.
Von Michael Eckhoff
Nach dem Ersten Weltkrieg verkündete Gropius, zusammen mit anderen bedeutenden Künstlern „gemeinsam den neuen Bau der Zukunft erschaffen“ zu wollen. Die Gelegenheit hierzu erhielt er in der alten thüringischen Metropole Weimar, wo er 1919 eine wegweisende Hochschule gründen durfte – das staatliche Bauhaus. Aus der Taufe gehoben wurde es in zwei Schulgebäuden, die Osthaus‘ „Lieblingsarchitekt“ Henry van de Velde vor dem Ersten Weltkrieg entworfen hatte. Sie zählen heute zum Weltkulturerbe der Menschheit. 2019 hat sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal gejährt. Dies wird landauf, landab gefeiert. Auch in Hagen. So stand beispielsweise der Tag des offenen Denkmals am vergangenen Sonntag ganz im Zeichen dieses Jubiläums. Über 2000 Gäste haben sich in Hagen am Sonntag mit der Osthaus-Villa „Hohenhof“ und anderen Hagener Gebäuden, die einen Bezug zum Bauhaus haben, vertraut gemacht. Dass das Bauhaus auch eine „ganz große Wiege“ in Hagen stehen hat (wir sprechen hier gern vom „Hagener Impuls“), ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. So erinnerte sich Bauhausgründer Walter Gropius (1883-1969) kurz vor seinem Tod daran, dass Karl Ernst Osthaus (1874-1921) sein naher Freund gewesen sei, dem er maßgeblich seine Berufung nach Weimar zu verdanken gehabt habe. Nachzulesen sind diese Sätze, formuliert in einem Brief im Mai 1969, nun in einem imposanten Buch, das im Rahmen des Jubiläumsjahres vom Osthaus-Museum auf den Markt gebracht worden ist. Auf über 500 Seiten ist der vermutlich vollständige Briefwechsel zwischen Osthaus und Gropius nachzulesen. Von der engen freundschaftlichen Verbindung zwischen ihnen zeugen rund 400 Dokumente im Hagener Karl-Ernst-Osthaus-Archiv. Das Buch „Karl Ernst Osthaus und Walter Gropius - der Briefwechsel 1908-1920“, herausgegeben von Reinhold Happel und Birgit Schulte, wurde durch eine Zuwendung der Sparkassenstiftung für Hagen ermöglicht. „Für diese Zuwendung gebührt der Stiftung großer Dank“, sagte Oberbürgermeister Erik O. Schulz bei der offiziellen Präsentation, „ist doch dieses Buch gewissermaßen die Basis dafür, dass wir in Hagen das Bauhaus-Jubiläum ein ganzes Jahr feiern.“ Die starken Wurzeln des Bauhauses in der Volmestadt werden auch seitens der Verantwortlichen des NRW-Verbundes „100 jahre bauhaus im westen“ hervorgehoben. So betonte Dr. Cornelia Bauer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): „Hagen spielt eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit dem Bauhaus-Jubiläum in Nordrhein-Westfalen. Hier erzählen wir gewissermaßen die Vorgeschichte des Bauhauses.“ Unterstützt wurde die Herausgabe des Briefwechsels ferner durch den Karl-Ernst-Osthaus-Bund. Vorstandsmitglied Ortwin Peithmann: „Osthaus war einer der Impulsgeber der Moderne. Birgit Schulte und Reinhold Happel haben mit dem Buch eine Lücke in der Forschung geschlossen und damit ein wichtiges Fundament für weitere Untersuchungen zur Gründung des Bauhauses gelegt.“ Gemeinsam mit dem Buch wurde zudem im Osthaus-Museum eine Ausstellung vorgestellt: eine Rekonstruktion der einst von Walter Gropius betreuten und von Karl Ernst Osthaus in Auftrag gegebenen Schau „Vorbildliche Industriebauten“. Diese seinerzeit einzigartige Foto-Schau wurde ab 1911 als Wanderausstellung von Hagen aus auf Tournee geschickt. Die rekonstruierte Ausstellung ist noch bis zum 12. Januar 2020 im Osthaus-Museum zu sehen.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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