Boeing Boeing: Turbulente Komödie im Theater an der Volme

„Weißt Du, Bernard, in Breckerfeld erlebt man so etwas nicht“. Das charmante Landei Robert (Simon Jakobi, l.) muss sich doch sehr wundern, was sein alter Schulfreund (Lars Lienen) in der Nähe des internationalen Flughafens so treibt. Foto: TadV
  • „Weißt Du, Bernard, in Breckerfeld erlebt man so etwas nicht“. Das charmante Landei Robert (Simon Jakobi, l.) muss sich doch sehr wundern, was sein alter Schulfreund (Lars Lienen) in der Nähe des internationalen Flughafens so treibt. Foto: TadV
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Boulevardtheater ist, wenn jemand vor der Tür steht, aber nicht durchgehen darf. Deshalb steht ein anderer davor und erzählt eine abgefahrene Geschichte, meist von Grimassen und weiteren Faxen begleitet. Wenn das sprachlich virtuos und in rasantem Tempo geschieht, ist es gutes Boulevardtheater. Hervorragend wird‘s durch eine ironische Brechung. Im Theater an der Volme sind alle drei Kriterien erfüllt.

Das darf man nach der Premiere von „Boeing Boeing“ feststellen! Die Geschichte mag hier und da hanebüchen bis haarsträubend sein – aber wen kümmert‘s? Schließlich tragen alle Ensemblemitglieder denselben zweiten Vornamen: Spielfreude.
Regisseur Dario Weberg ließ die Story von Marc Camoletti aus den späten 1950er Jahren bis auf wenige Details unverändert. Das versetzt den Zuschauer an den Beginn des Düsenflugzeitalters und lässt ihn nostalgisch gestimmt auf Bernard blicken. Lars Lienen spielt einen Schwerenöter (so nannte man das doch damals), der gleich drei Stewardessen die Ehe versprach. Sein Appartement, oder doch eher Penthouse, liegt derart verkehrsgünstig in Frankfurt, dass es hier wie an einem Extra-Gate zugeht. Kaum hat die selbstbewusste Amerikanerin Jane (Carola Schmidt) ausgecheckt, verstaut auch schon die kapriziöse Jacqueline aus Paris (Sarah Pennisi) ihr Bordgepäck, und wenn die resolut-anschmiegsame Swissair-Saftschubse Judith (Alexandra Böhm) klingelt, duftet es schon nach Sauerkraut. Darin rührt Fräulein Berta (Anne Fülling), das (späte) Hausmädchen. Ohne sie wäre der virile Don Juan vom Main komplett aufgeschmissen. Nicht auszudenken, wenn er jeder seiner Bräute auch noch das passende Mittagessen selber kochen müsste.
Zwei unaufhaltsame Störenfriede mogeln sich in die bestens eingespielte Stewardessen-Abfertigung: Der technische Fortschritt und Robert (Simon Jakobi). Dem Landei aus Breckerfeld fallen zwar erst einmal die roten Ohren vom Schädel, als klar wird, was für ein Lotterleben (so sagte man doch damals) sein alter Schulfreund führt. Schnell entpuppt er sich aber als Charmebolzen, der den plötzlichen Frauenüberschuss (bald ziemlich virtuos aber nicht so ganz im Sinne seines Buddys) durch Tage (und Nächte?) verwaltet. Dabei steht er häufig vor Türen und macht Faxen.
„Boeing Boeing“, das eigentlich schon bei seiner Verfilmung mit Tony Curtis und Jerry Lewis anno 1965 veraltet war, erlebt am Broadway immer wieder Neuinszenierungen. Hagens wunderschöne, kleine Glitzerbühne hebt mit ihrer Version im gemächlichen Propellertempo ab, stürzt düsengetrieben von einer Turbulenz in die nächste und landet schließlich im Flughafen gleich mehrerer Ehen.
Man sollte angeschnallt bleiben.
Nächste Termine: 19. Juni, 5. und 25. Juli, 13. August.
Karten: www.theaterandervolme.de

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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