91 Tatverdächtige mehr als im Vorjahr
Fälle von Häuslicher Gewalt und Telefonbetrug steigen: Polizei Hagen stellt "Polizeiliche Kriminalstatistik" 2020 vor

Die Fälle von "Häuslicher Gewalt" sind von 304 Taten (2019) auf 333 Taten (2020) gestiegen.  | Foto: Symbolbild/Archiv
  • Die Fälle von "Häuslicher Gewalt" sind von 304 Taten (2019) auf 333 Taten (2020) gestiegen.
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"Wir sehen insgesamt auch in diesem außergewöhnlichen und irgendwie ,verrückten' Jahr 2020 in Hagen eine sehr zufriedenstellende Kriminalitätsentwicklung. Wir konnten das gute Niveau der Vorjahre behaupten", sagt Regierungsdirektorin Nicole Heiden bei der Vorstellung der Hagener Kriminalstatistik. Die Aufklärungsquote stieg insgesamt von 57,39 Prozent im Jahr 2019 auf 59,97Prozent (+2,58 Prozent). Sie liegt damit wieder deutlich über dem Landesdurchschnitt von 52,8 Prozent.

6.163 Tatverdächtige wurden ermittelt, 91 Tatverdächtige mehr als im Vorjahr. 1.402 dieser Tatverdächtigen waren jünger als 21 Jahre (338 Kinder, 535 Jugendliche und 529 Heranwachsende). Die Quote der sogenannten "Jugendkriminalität" sank auf 22,75 Prozent um über 3 Prozentpunkte. "Seit fast 20 Jahren hat das Polizeipräsidium Hagen große Anstrengungen unternommen, der Jugendkriminalität wirksam zu begegnen und erfolgreich diese Quote zu reduzieren. Ab diesem Jahr haben wir beschlossen, die jungen Menschen nicht nur als mögliche Straftäter in den Fokus zu nehmen. Wir wollen diesen Teil der Gesellschaft nun genauso in der Opferrolle stärker beleuchte", so Heiden.
Insbesondere der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wird von der Polizei in Hagen als Schwerpunkt bei der Kriminalitätsbekämpfung neu definiert. Heiden: "Wir alle mussten in der jüngsten Vergangenheit leider zur Kenntnis nehmen, dass dieses abscheuliche Kriminalitätsphänomen auch in unserer Gesellschaft ein Thema ist." 42 Fälle des sexuellen Missbrauchs wurden 2020 allein für Hagen erfasst, 7 mehr als im Vorjahr. 30 Mal waren Kinder das Opfer, 3 Mal Jugendliche. Zur Verdeutlichung: Hagen ist in dieser Hinsicht kein "Hotspot". Aber es handelt sich um ein drängendes, gesamtgesellschaftliches Problem. "Und wir in Hagen
werden es für unseren Bereich massiv angehen", führt Regierungsdirektorin Heiden aus.

Fünf Tötungsdelikte

Fünf Tötungsdelikte wurden im Jahr 2020 für das Pplizeipräsidium Hagen
erfasst, in vier Fällen blieb es beim Versuch, eine Tat wurde vollendet. Bei drei versuchten Tötungsdelikten handelte es sich um sogenannte "Messerstechereien", bei denen es glücklicherweise bei einer Körperverletzung blieb. Das vierte versuchte Tötungsdelikt ist noch den Auseinandersetzungen im Hagener Rocker-Milieu zuzuordnen, welche bereits im Jahr 2018 ihren Ausgang nahmen. Derzeit werden
beim Landgericht Hagen zwei Verfahren verhandelt, die diesem Komplex zuzuordnen sind. Ausgangspunkt für das tatsächlich vollendete Tötungsdelikt war das Beziehungsende eines serbischen Paares, welches den Tatverdächtigen letztlich veranlasste, die Frau in der gemeinsamen Wohnung mittels zahlreicher Messerstiche zu töten. Insgesamt zeigte sich die Gewaltkriminalität leicht erhöht, die Zahlen stiegen von 570 auf 590 Fälle.

Häusliche Gewalt

Auch wenn das Thema "Häusliche Gewalt" nicht in der Polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet wird, wurde ein kurzen Überblick in diesen Kriminalitätsbereich geben, da er gegebenenfalls im Hinblick auf die Pandemie von Interesse ist. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 304 Taten gezählt, im Jahr 2020 waren es 333. Insgesamt unterliegen in einer Ganzjahresbetrachtung die Fallzahlen sowohl in 2019 als auch in 2020 deutlichen Schwankungen. Sie variieren dabei zwischen 17 (16) und 45 (37). Der Anstieg um 29 Fälle könnte möglicherweise auf die mit der Coronakrise einhergehenden (Lockdown-) Auswirkung im Zusammenhang stehen.

Straßenkriminalität

Die Straßenkriminalität, also jene Delikte, die die Bürger unmittelbar wahrnehmen, hat sich 2020 wieder erfreulich entwickelt. Mit 3.141 Delikten gab es 258 Taten weniger (-7,59 Prozent) als noch im Jahr zuvor.
"Das Gebiet der Stadt Hagen zeigt in diesem Zusammenhang kein homogenes Bild. Die Innenstadt mit den angrenzenden Bezirken Altenhagen und Wehringhausen waren und sind weiterhin die Bereiche in Hagen, in denen wir auch künftig unsere Aktivitäten verstärken wollen. Nicht ausschließlich, aber in besonderem Maße werden dort im Jahr 2021 uniformierte Kräfte deutlich wahrnehmbar sein. Sie sowie Fahnder in ziviler Kleidung werden das Phänomen der Straßenkriminalität gezielt bekämpfen", so Regierungsdirektorin Heiden.

Betrugsdelikte

"Wenn ein Bereich als "pandemiegezeichnet" gelten darf, dann ist es der Bereich des Betruges. Hier sind die Zahlen deutlich gestiegen", widmet sich die Kripochefin Michaela Helm einem neuen Thema. 1.770 Betrugsdelikte wurden 2020 in Hagen erfasst, 275 Taten mehr als im Vorjahr (+18,39 Prozent). Hinzu kommt eine ebenfalls nicht unerhebliche Anzahl von sogenannten "Auslandstraftaten", bei denen zwar der Schaden im Bereich dieser Stadt eingetreten ist, die Täter aber vermutlich aus dem Ausland agieren. Weitere 616 Betrugsfälle müssen hier addiert werden, 216 Taten mehr als im Jahr 2019 (+51,43 Prozent).
Und doch ist die Pandemie nicht der ausschließliche Grund für die gestiegenen Betrugszahlen. Das nunmehr seit einigen Jahren sich ausbreitende Phänomen des Betruges zum Nachteil älterer Menschen, etwa in Form des "Enkeltricks" oder des sogenannten "falschen Polizeibeamten", ist auch 2020 weiter angewachsen.

Enkeltrick

Wieder agieren die Täter fast ausnahmslos aus dem Ausland. Die Zahl dieser Straftaten allein stieg in Hagen von 110 auf 457 Fälle, ein Plus von 347 Fällen. In 440 Fällen blieb es bei erfolglosen Versuchen, in 17 Fällen gelang es den Tätern tatsächlich, Vermögenswerte ihrer Opfer zu erlangen. Die Schadenshöhe variierte dabei von Fall zu Fall. Es gab allerdings auch Sachverhalte, in denen sich der Schaden im hohen 5-stelligen Eurobereich bezifferte. Insgesamt summierten sich die Werte auf über eine halbe Million Euro.

Eigentumsdelikte

4.737 Eigentumsdelikte wurden 2020 in Hagen erfasst, sie machen nur noch etwa ein Drittel aller Delikte aus. Es sind insgesamt 638 Taten weniger als 2019 (-11,87 Prozent). Die Rückgänge ziehen sich durch nahezu alle Bereiche. Eine Ausnahme bildet der Diebstahl von Fahrrädern, hier stiegen die Zahlen um 77 Taten auf 242. Der Wohnungseinbruch hingegen ist um 50 Delikte auf 252 Taten zurückgegangen (-16,5 Prozent).
"Die Entwicklung im Bereich der Eigentumsdelikte hat uns sehr gefreut. Gerade beim Wohnungseinbruch zeigt die Entwicklung der letzten zehn Jahre, dass die Zahlen schon im Vorjahr auf einem sehr guten Niveau waren. So erheblich wieder besser zu werden, schreibe ich daher auch unserer polizeilichen Arbeit zu. Besonders deutlich wird der Erfolg bei der Betrachtung unserer Aufklärungsquote. Sie war in Hagen nie höher als im Jahr 2020. Insofern war das Jahr 2020 für die Polizei Hagen ein erfolgreiches Jahr.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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