An die Redaktion Stadtspiegel Sonntags

28. Oktober 2010
09:30 Uhr
niehaus, 58638 Iserlohn

Zu Händen der Redaktionsleitung

Stadtspiegel Sonntagsausgabe das begehrte Objekt!
Oder Wer kennt Wen ohne Internet!

Vor einigen Wochen habe ich sonntags vergebens auf die Neuauflage des Stadtspiegels gewartet. Mich beschlich die Vermutung, dass die Pflegerin eines mobilen Altenpflegedienstes, die morgens schon vor 8.00 Uhr das Haus betritt um die 87 Jahre alte Mitbewohnerin zu besuchen mir diesen entwendet haben könnte, denn ich kannte die aktuelle Botin als äußerst zuverlässig. Mich packte die kalte Wut. Musste ich abgesehen davon, dass ich in diesem Haus durch die frühen Besuche der Nachbarin, die meiner Meinung nach nicht berechtigt sind keinen Sonn- und Feiertag mehr ausschlafen kann, nun auch noch auf das Grundrecht einer Iserlohnerin, die sonntägliche Belieferung des Lesestoffs Stadtspiegel verzichten?

Nein, das würde ich mir nicht gefallen lassen! Ich beschloss Gegenmaßnahmen zu ergreifen und habe mich vertrauensvoll mit der Rufnummer, die gut sichtbar auf jedem Stadtspiegelexemplar gedruckt ist an eine überaus freundliche Call Center Agentin gewandt, die sich um dieses Problem kümmern wollte. Eigentlich ging es mir darum die Altenpflegerin zu überführen, erklärte dieses. Ja es wurde ein Protokoll erstellt und meine Beschwerde, die sich aber nicht direkt gegen die Zustellerin richtete mit allen wichtigen Daten erfasst. Ich würde in den nächsten Stunden einen Rückruf erhalten. OK, ich bin ja noch jung, ich kann ja noch warten. Nur leider in dieser Woche vergebens, denn der versprochene Rückruf blieb aus.

So beschloss ich mich den folgenden Sonntag über den Balkon auf die Lauer zu legen und den Dieb auf frischer Tat zu erwischen! Ich pendelte eine Stunde zwischen meiner Küche und dem Wohnzimmer mit Balkon hin und her. Diese Frühsportübung wurde durch das Erscheinen der Altenpflegerin beendet. Sie entnahm den Stadtspiegel, ich habe sie im Schlafanzug im Hausflur gestoppt und erfuhr, dass sich nur ein Exemplar in dem Tor befunden hat. Also ein anderer Dieb!

Ich habe mich über den Verlust der Ausgabe damit getröstet, dass ich einen Freund, der mich nachmittags besuchen wollte dazu animierte mir das begehrte Objekt auf dem Weg zu klauen, denn ich wollte nicht schon wieder den türkischen Mitbürger von um die Ecke, der mich vor langer Zeit bei dem Diebstahl aus seinem Briefkasten erwischt hatte, mir dann aber erklärte, dass er der deutschen Sprache in Schrift ja eh nicht mächtig war und mir für den Fall der Nichtlieferung seinen Stadtspiegel anbot, in Anspruch nehmen.

Trotzdem habe ich Montags die bekannte Nummer des Stadtspiegels gewählt, um eine geregelte Belieferung angeregt, was aber anscheinend nicht gelang, denn die überaus nette Mitarbeiterin verwies darauf, dass ich mir ja auch ein Exemplar direkt im Büro des Stadtspiegels besorgen könnte. Ja prima und was ist mit sonntagmorgens im Schlafanzug? Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, auch wenn ich es schon erlebt habe, dass ein Kiosk die Bildzeitung von Sonntags montags für den halben Preis angeboten hat!

Die nächste Sonntagsausgabe, die geliefert wurde, landete durch frühen Zugriff bei meiner Nachbarin, da die Jahreszeit nicht gerade einladend dafür ist sich auf den Balkon zu stellen, um den Stadtspiegel abzufangen!

Gestern habe ich einen „ Bekannten“, den ich bei einem Krankenhausaufenthalt kennen gelernt hatte beim Verlassen eines Schuhgeschäftes gesehen. Er rannte mir auf der Wermingser Straße hinterher, stellte mich zur Rede und meinte, ich müsste mir unbedingt eine Zeitungsrolle für den Stadtspiegel anschaffen, denn er könnte diesen bei der Lieferung nicht ordentlich gegen Nässe schützen. Den Vorschlag, das in Handarbeit gefertigte schmiedeeiserne Tor mit einem PVC Rohr an Drähten zu verschandeln, verneinte ich entschieden. Und überhaupt die Belieferung hat auch vorher funktioniert! Da er sehr entschieden motiviert im Sinne seines neuen Jobs auftrat, haben wir uns dann auf eine Tüte an der Klinke des Tores geeinigt.

Aber wo war der zweite Stadtspiegel? Das pummelige Mädchen aus meiner Nachbarschaft, die jetzt auch beim Stadtspiegel beschäftigt sei, habe ihm gesagt, die alte datterige Frau im Haus würde keinen Stadtspiegel brauchen. Meine Augen wurden immer größer und ich konnte diese Begebenheit nicht glauben. Unglaublich! Werden die Mitarbeiter des Stadtspiegels jetzt nach eingesparten Exemplaren bezahlt und bestimmt ab sofort der Zeitungsbote in welches Behältnis er den Stadtspiegel liefert und wer bei der Belieferung berücksichtigt wird?

Ganz abgesehen von meinen Recherchen, die sich durch Zufall über das Wer kennt Wen Prinzip, aber ohne Internet zu einem Bild zusammenfügten, ist diese Geschichte so unglaublich und witzig, dass ich meine sie Ihnen zur Verfügung stellen zu müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Antje Neihaaus

Autor:

Antje Niehaus aus Iserlohn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.