Es ist mehr als das Wiedertreffen einer Schulkameradin nach fast 30 Jahren und mehr als ein üblicher Bericht über integrativen Sport, wo Menschen mit und ohne Einschränkungen gemeinsam Schweißperlen abwischen und ihren Körper trainieren.
IDDA - Vier Großbuchstaben stehen für eine Idee, Barrieren durch positive Erfahrungen und Steigerung des Selbstwertgefühls zu überwinden. Das Medium ist das Wasser, nein eigentlich unter Wasser, denn IDDA steht für "International Disabled Divers Association". Der Spruch „Tauchen ist wie fliegen – nur viel weiter unten“, der von Jaques Costeau stammen soll, verdeutlicht die Faszination des fast schwerkraftlosen Schwebens. Ziel der fast 50 Aktiven der IDDA ist, das gemeinsame Tauchen für Menschen mit und ohne Behinderungen stärker zu etablieren, denn körperliche oder geistige Handicaps stellen kein Hindernis dar, das Tauchen zu lernen und die Schönheit der Unterwasserwelt zu erleben. Im Flyer der IDDA heißt es dazu: „Wasser hat keine Balken! ... Es hat allerdings auch keine Stufen, keine Bordsteine und keine Straßenbahnschienen. Wasser bietet grenzenlose Freiheit. Erlebe sie!"
Seit knapp anderthalb Jahren erlebt auch Andrea aus Moers-Schwafheim diese grenzenlose Freiheit. Bei Andrea -ein Schuljahrgang älter, 46 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder- wurde 2007 Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Seit 2009 ist Andrea im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen, da sie mit Hilfe gerade noch 5 m laufen kann.
Per Zufall und der Überredungskunst ihrer 14-jährigen Tochter Annika kam die Schwafheimerin zum Tauchen. Zum Schnuppertauchen ging Andrea mit einem mulmigen Gefühl, sie wollte "aus dieser Nummer raus kommen", fand aber keine Lösung. Inzwischen freut sie sich jeden Samstag im Hallenbad Töppersee dabei zu sein: "Es ist anstrengend, wenn man nur mit 'Vorderantrieb' arbeitet, aber es stärkt mein Selbstwertgefühl! Ich brauche meine Beine nicht, Tauchen ist wie Schweben!" Die Kontakte, der Austausch und das gemeinsame Erleben mit anderen Menschen mit Querschnittslähmung, MS, diversen Nervenerkrankungen und Glasknochen sind Andrea sehr wichtig und sie weiß jetzt für sich: "Es gibt ein Leben nach dem Laufen!"
Andrea's großer Traum ist es, "einmal in einem Korallenriff zu tauchen und die bunten Fische zu sehen." Da Menschen mit MS große Probleme mit warmen Temperaturen haben, stehen ihre Chancen nicht gut. "Aber im großen Aquarium von Sea Life in Oberhausen will ich auf jeden Fall tauchen gehen."
Auch die 45-jährige Britta hat MS. "An guten Tagen, wie diesem, brauche ich meinen Rollator nicht zur Hilfe." Gerade hat sie 'ihr Schnuppertauchen' absolviert, müde und überglücklich versucht sie Haltung auf dem Sofa in den Vereinsräumen unter dem Hallenbad zu wahren. Es war ein guter Tag für Britta mit der Gewissheit, dass sie beim Tauchen mit IDDA noch weitere gute Tage erleben wird.
Weitere Informationen:
http://www.i-d-d-a.com/ oder info@i-d-d-a.com
Autor:Christian Voigt aus Moers |
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