Parcival im Stadttheater

3. April 2011
Stadttheater , 47051 Duisburg

Parcival war am Sonntag bei uns und im Theater. Lukar Bärfuß hat das Stück von Wolfram von Eschenbach auf die Bühne gebrcht.

"Ein Knabe wächst im Wald auf. Seine Mutter enthält ihm die Welt vor. Als er sie verläßt, kleidet sie ihn zum Abschied in ein Narrengewand. Er vergewaltigt eine junge Frau. Und tötet, um an Waffen zu kommen. Weitgereiste Männer lachen ihn aus. Er zieht weiter. Kommt zu einer Burg, da man ein Wunder vor der Welt versteckt. Der König dort ist leidend. Der Junge siehts, das Mitleid drängt ihn zu fragen, was denn nur seine Krankheit sei, doch hat er gelernt, vor Herren zu schweigen. So bleibt er stummt. Die Burg verschwindet. Der Junge kehrt zurück zu den Männern. Sie nehmen ihn auf, denn er ist nun weit gereits. Eine Botin verflucht ihn, weil er geschwiegen und den kranken König nicht erlöst hat. Er kehrt zurück in den Wald. Findet einen Einsiedlier. Gesteht ihm, daß er Gott hasse. Irrt weiter. Kämpft. Tötet. Geht immer weiter. Bis zur Burg mit dem Wunder. Erlöst den siechen König. Findet seine Liebe. Den Bruder. Freunde. Wird König. Erhält das Wunder und all die Gnade Gottes," berichtet das Theaterprogramm.

Veronika Avraham, Sandra Bayrhammer, Philippe Goos, Florina Hertweck, Sebastian Kaufmane, Tomek Kolczynski, Andreas Schlager, Aljoscha Stadelmann und Martin Vischer spielen unter der Regie von Lars-Ole Walburg. Das Schauspiel Hannover ist bei uns in Duisburg zu Gast. Die Vorstellung ist leider nur mäßig besucht.

Ich gestehe es gerne: Eigentlich bin ich Krimi-Fan und fühle mich in diesem Metier auch wohl. Durch die Beschäftigung mit der Litearturwissenschaft weiß ich aber, daß der Parcival zu den frühesten Werken der deutschsprachigen Literatur gehört. Daher bin ich schon neugierig, wie sich dieses Stück auf der Bühne macht.

Das Bünenbild? Zu Beginn sind die Bretter, die (zumindest für die Schauspieler) die Welt bedeuten, gleich zweimal geschwungen. An den Rändern sind sie nach oben gebogen. Sie deuten auch einen Kreis an. Die hintere Bühnenwand ist ein Vorhang mit undefinierbarer Farbe. SIe ist offensichtlich aus Plastik. Sprache und Requisiten sind modern. Jugendfrei ist das Stück auf keinen Fall. Es gibt nackte Männer zu sehen!

Am Anfang bekommen ich schon einen gehörigen Schrecken. Gnadenlos modern ist das Stück. Wieviel ist vom literarischen Original übriggeblieben, von seiner Handlung, von seiner Aussage, seinem Charme, seinen Gedanken und Idee? Literarisch bewandetere Leute können das sicher besser beurteilen als ich.

Diese vordergründige Unwissenheit stört mich aber aus einem ganz einfachen Grunde am Ende nicht mehr. Das Stück entwickelt Charme, je weiter es voranschreitet. Dank der guten Leistung der Schauspieler kommt nie Langweile auf. Die Entwicklung der Persönlichkeit der Hauptperson und ihres Charakters wird deutlich herausgearbeitet. Die dazugehörige Seelenpein ist offensichtlich.

Wie würden wir heute Parcival nennen? Welche Ritter gibt es heute? Welche Ideale vertreten die heutigen Ritter? Der Leser kann diese Fragen durchaus selbst beantworten.

Kampf, Humor und Liebe sind in dem Stück ebenfalls vorhanden. Die Aufführung dauert rund 2 Stunden. Der anfängliche Schrecken ist schnell verflogen.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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