Ein Werther im Stadttheater

25. November 2010
Stadttheater, 47051 Duisburg

"Nicolas Stemanns modernisierte Fassung von Goethes Briefroman `Die Leiden des jungen Werther´ mit Philipp Hochmair entstand 1997 als freie Produktin und hat inzwischen Kultstatus erreicht. Zwischen Lesung, Monodrama und Performance bewegt sich seine Inszenierung des liebeskranken Werther, der mit der Kamera seine Gefühlsausbrüche auf die Leinwand bannt. Anfangs ist er ein gefühlsbetonter Cowboy, der wie in einem Road-Movie Freiheit und Natur genießt und in seiner egomanen Gefühlswelt nur `ich, ich, ich´ denkt. Aber dann trifft er Lotte und verliebt sich. Er gerät in ein Traumeln von Schwärmen und Sehnen. Wäre da nicht nur schon ein Mann an Lottes Seite: Albert. Wer zum Teufel ist Albert? Doch Werther muß feststellen, daß seine Liebe von Lotte nicht erwidert wird, daß alle seine Illusionen platzen," berichtet das Duisburger Stadttheaten in seinem Programmheft.

Stemann wurde 1968 in Hamburg geboren. Er studierte Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Institut für Theater, Musiktheater und Film Hamburg. Erste Inszenierungen entstanden schon während des Studiums. Seine Gruppe "Stemann" gastierte schon international. Das Theater Basel, das Deutsche Theater Berlin und das Thalia Theater Hamburg seien hier als Beispiele genannt.

Die Vorstellung ist sehr gut besucht. Es sind viele junge Besucher, offensichtlich Schulklassen gekommen.

Das Bühnenbild ist eher sparsam. Auf einem schwarzen Podest stehen ein Tisch, ein Stuhl und ein Mikrophon. Ganz wichtig: Es gibt auch einen Camcorder, mittels dessen viele bewegte und unbewegte, weil gezielt gestoppte auf die hintere Bühnenwand geworfen werden. Schaut man vom Zuschauerraum, steht links vom Podest ein Abfalleimer. Auch ein schwarzer Hut liegt gut sichtbar am Anfang auf dem Fußboden. Viele Requisiten, die während der Aufführung zum Einsatz kommen, sind hinter dem Podest versteckt. Außerdem kommen während der Aufführung Musik, Hintergrundgeräusche und Licht(blitze) zum Einsatz.

Die Interpretation ist sehr frei. Mit dem ursprünglichen Werther hat dies nur noch wenig zu tun. Teilweise wird das Publikum ganz gehörig auf den Arm genommen. Die Aufführung ist nicht nur modern, sondern auch auf skurrile Art ungewöhnlich. Ist der Eindruck, vergesäßt zu werden, erst einmal überwunden, gefällt die Aufführung sogar. Man muß sich als lebensälterer Mensch, die eigentlich ganz gerne ins Theater geht, aber schon darauf einlassen.

Die häufigen Lacher und der begeisterte Applaus zeigen, daß insbesondere die jüngeren Zuschauer durchaus für diese Art der Aufführung zugänglich sind.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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