Ein Prinz von Dänemark kommt zu Besuch

13. Juni 2011
Stadttheater , 47051 Duisburg

"Hamlet, Prinz von Dänemark" heißt ein Stück des englischen Theater-Schriftstellers William Shakespeare. Der "Spieltrieb - Jugendclub" bringt es am Pfingsmontag im Foyer III des Duisburger Stadttheaters auf die Bühne. Peter Götz führt die Regie; Stefan Müller, Adrian Hildebrandt, Anna K. Nilsson, Robin Berenz und Malte Brinkmann heißen einige der Schauspieler, die an dieser Aufführung beteiligt sind.

"Die Blumen auf dem Grab des Königs von Dänemark sind noch frisch, da heiratet seine Witwe, Königin Gertrud erneut - Claudius, den Bruder des verstorbenen Königs! Kein Wunder, daß ihr Sohn Hamlet an den Hoffeierlichkeiten eher widerwillig teilnimmt. Als er dann auf mysteriöse Art und Weise erfährt, der verhaßte Onkel habe seinen Vater ermordet, sinnt Hamlet auf Rache. Sein Stiefvater soll sterben. Um seine Absichten besser verfolgen zu können, spielt der junge Prinz den Wahnsinnigen. Doch Claudius ist nicht so einfach zu täuschen. Er läßt Hamlet bespitzeln und verwickelt sogar Ophelia, Hamlets Geliebte, in eine Intrige gegen den Prinzen. Der ganze Hof scheint sich gegen den Prinzen verschworen zu haben. Rasend vor Wut und auf der Schwelle zum tatsächlichen Wahnsinn tötet Hamlet versehentlich Ophelias Vater," berichtet das Programmheft.

"Ursprünglich ist die Geschichte von Hamlet der altnordischen Literatur zuzuordnen. Vor allem der Däne Saxo Grammaticus mit seinen lateinisch verfassten Gesta Danorum ist hier zu nennen. Er war der Chronist einer historisch nicht nachweisbaren Figur namens Amlethus, Sohn des Horwendillus. Aber auch in einer altisländischen Ritter- bzw. Märchensaga mit dem Titel Amlóda Saga wird von der Geschichte ausführlich berichtet. Querbezüge zwischen beiden Quellen sind nicht auszuschließen. Je nach Fassung ist in diesem Zusammenhang auch von der Ambales Saga die Rede. Außerdem gibt es Hinweise in der Skaldendichtung. Vor allem Saxos Text wurde in einer Vielzahl verschiedener, voneinander unabhängiger Kopien bis ins 16. Jahrhundert hinein immer wieder abgeschrieben.

Der Ur-Hamlet, ein nicht überliefertes, aus der von Saxo Grammaticus aufgezeichneten Amletus-Sage schöpfendes Drama, das ebenfalls das Motiv der Rache thematisierte und von Shakespeare wahrscheinlich als Quelle für seinen Hamlet benutzt wurde, wird meist Thomas Kyd zugeschrieben. Andere Quellen nennen François de Belleforest als Urheber. Er nahm seine Fassung bereits 1570 mit in den fünften Band seiner Histoires tragiques auf, die dann mehrfach nachgedruckt wurden. Offenbar kam es 1589 zu einer Aufführung seines Stückes in London, die auch William Shakespeare besucht haben könnte.

Shakespeare verfasste sein Stück wahrscheinlich zwischen 1598 und Sommer 1602. Die erste belegte Aufführung fand im Juli 1602 in London statt. Eine erste Version wurde 1603 (First Quarto Q 1) gedruckt. Sie beruht auf Mitschriften von Theaterbesuchern, ist entsprechend unvollständig und wurde schnell von einem von Shakespeares Truppe autorisierten Second Quarto Q 2 abgelöst. Eine weitere, etwas kürzere Version erschien als First Folio F 1 im Rahmen der ersten (von John Heminge und Henry Condell besorgten) Sammelausgabe von Shakespeares Dramen im Jahre 1623, also sieben Jahre nach Shakespeares Tod. Nachdem der Text dieser Version lange als der am besten erhaltene galt, wird inzwischen (vor allem aufgrund der Untersuchungen von John Dover Wilson) meistens der Text des Second Quarto bevorzugt. Die modernen kritischen Shakespeare-Ausgaben bieten im allgemeinen einen Mischtext: Q 2 als Basistext mit Besserungen nach F 1," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia Hintergründe und Entstehungsgeschichte des Hamlet - Stoffes vor.

Die Aufführung am Pfingstmontag ist ausverkauft. Die Bühne ist in der Mitte des Foyer III aufgebaut; vom Zuschauer aus gesehen gibt es links und rechts von ihm je noch eine Nebenbühne. Die Sitze befinden sich auf der Eingangsseite und der gegenüberliegenden Stirnseite. Trommelwirbel erwartet den Besucher beim hineinkommen.

Die karge, sparsame Ausstattung der Bühne mag modern sein; die Art der Darbietung und des Vortrages wirken dagegen eher klassisch. Auch wenn das Stück behutsam "modernisiert" wurde: Wer sich in der Literatur bzw. im Theater auskennt, wird das Shakespeare`sche Original durchaus wiedererkennen. Mir unbekannte Schauspieler bieten hier eine überzeugende Leistung. Die Vorstellung gefällt. Wer kann, sollte sich die weiteren Aufführungen anschauen.

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Andreas Rüdig aus Duisburg

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