Der Weg zum Glück im Theater

11. März 2012
Stadttheater, 47051 Duisburg

"Der Weg zum Glück" heißt ein Stück von Ingrid Lausund, das das Duisburger Stadttheater gestern gibt.

"Da kann einer plötzlich nicht mehr stehenbleiben, seine Beine führen ein Eigenleben. Wie ist er auf diese große weite Bühne geraten? Warum weiß er nichts von seiner Rolle in diesem Stück? Wieso ständig diese Ehrenrunden, Diagonalen und plötzlichen Wendungen? Warum kann er die Richtung nicht mehr selbst bestimmen? Nicht mehr anhalten? Jahre vergehen wie Minuten. War da was zwischendurch? Und wann hat das eigentlich alles angefangen?" beschreibt die Inhaltsangabe das Stück. Das Duisburger Stadttheater übernimmt das 1:1 den Text, der auch auf den Internetseiten von Lausundproduction, die das Stück tatsächlich produzieren, enthalten ist.

Ingrid Lausund und ihr Unternehmen? Ich hätte sie gerne vorgestellt, zumal dieses Stück nicht die erste Zusammenarbeit mit dem Duisburger Stadttheater darstellt. Die Daten auf ihrer Internetstartseite sind aber so dürftig, daß sich eine Wiedergabe an dieser Stelle nicht lohnt.

Das Stück, das bei uns gegeben wird, ist so schlecht besucht, daß Leute wie ich, die eine billige Karte für den 2. Rang besitzen, im Parkett sitzen darf. Nur etwa die Hälfte der Plätze ist besetzt.

"Der Weg zum Glück" ist ein Ein-Mann-Stück. Das Bühnenbild besteht lediglich aus der grauen, hinteren Bühnenwand, in die ein schwarzer Eingangskubus eingelassen ist. Bernd Moss spielt unter der Regie von Ingrid Lausund. Der Schauspieler läuft rund 75 Minuten über die Bühbe. In Form eines Selbstgespräches unterhält er sich mit einer anderen Form. Phasen der Selbstbetrachtung wechseln sich mit Zeiten des Wortwitzes. Man kann dem Schauspieler nur zu seiner Gedächtnisleistung gratulieren, daß er über diese lange Zeit fehlerfrei durchhält.

Normalerweise würde ich diesem Programm das Kompliment machen, daß Form und Inhalt stimmig sind. Irgendwie löst das Stück aber trotzdem Selbstzweifel aus. Ich merke, daß ich nicht theatergeeignet bin. Ich habe nämlich nicht begriffen, was das Stück mit Mercator zu tun hat. Das Stück wird schließlich im Rahmen der diesjährigen Duisburger Akzente aufgeführt. Geht es um die Koordinaten, die in ihrem privaten und gesellschaftlichen Leben wichtig sind? Oder um die Psychologie eines Indiviuums? Sowohl Verstand wie Gefühl verweigern hier eine eindeutige Lösung.

Nähern wir uns dem Ansatz, den das Theater bietet. Die Figur habe "das einsame und geschäftige Treiben unserer Zeit vollkommen verinnerlicht", wie es auf dem Theaterzettel heißt. Hört man bei der Aufführung genauer hin, wird das Streben nach Liebe, Anerkennung und materiellen Werten schon deutlich. Nimmt man allein diesen Ansatz, bleibt schon die Frage, was - aus inhaltlicher Sicht - neu an diesem Stück ist. Ist es nur die Verpackung, die Rastlosigkeit, das ziellose Herumirren, um das es hier geht? Das Nicht-Innehaltenkönnen? Die Frage nach dem Sinn des Lebens, nachdem Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält, wurde von anderen Autoren (auch Theaterautoren) schon gestellt und auch leichter verständlich beantwortet. Für den unbedarften Theaterbesucher stellt sich bei dieser Vorgabe noch mehr die Frage, was die Aussage des Stückes ist?

"Was will uns der Autor damit sagen?" Diese Frage kennen wir aus dem Deutschunterricht. "Fragen Sie bei einem Theaterbesuch nicht immer nach einem Sinn des Stückes. Vielleicht liegt die Bedeutung ja darin, einfach nur Unterhaltung zu bieten." Wie gesagt: Ich habe mir bei der Nachbereitung des Stückes mal das Programm Von Lausundproduction angesehen. Dort gehört es zum Standardprogramm. Ich möchte nun nicht soweit gehen, es als schlecht zu bezeichnen. Ich gestehe aber auch gerne: Jenseits der Akzente würde mir eine Interpretation leichter fallen.

Eine leere Bühne mit einer grauen hinteren Wand und einem schwarzen Eingangsbereich sind eine Herausforderung an die Sehgewohnheiten der Zuschauer. Ein herumlaufender Schauspieler bietet eben nur wenig optische Abwechslung.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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