Das Theater liegt 52,3° - oder

12. März 2012
Stadttheater, 47051 Duisburg

"52,5° Nord" heißt ein Stück, das gestern im Duisburger Stadttheater zu sehen ist. Charlotte Baumgartund Julia Bihl spielen in der Inszenierung von Annina Roth, Julia Bihl, Charlotte Baumgart und Oliver Kahrs.

"Das Fremde begegnet einem überall. Manchmal beängstigt es, manchmal weckt es Neugierde und die Lust nach etwas Neuem. Ein fremdländischer Geruch von den Nachbarn, die Kriegsgeschichten der Großeltern, eine Begegnung im Zug oder ein Klassenwechsel. Auch Jugendliche treffen täglich auf Fremdes.

52,3° NORD ist der Breitengrad, auf dem Berlin liegt. Welche Bedeutung hat das Fremde in einer Stadt, in der Fremdsein die Regel ist? 52,3° NORD lädt ein, gemeinsam mit den Performerinnen die Facetten des Fremdseins zu erforschen. Die Bühne wird zum Theaterlabor. Die Erfahrungen der Zuschauer werden direkt aufgegriffen und unter die Lupe genommen," stellt das Stadttheater den Inhalt des Stückes vor.

Die Aufführung findet im Foyer III statt, das an diesem Abend rappelvoll besetzt ist. Diese Aussage ist hier schon interessant.

Was bekommt der Besucher geboten? Natürlich das gesprochene Wort. Aber auch Effekte wie Licht, Essen (ja, selbst das), Musik und Videoeinspielungen. Die beiden Schauspielerinnen schaffen es, die Grenze zwischen Bühne und Zuschauer verschwinden zu lassen. So werden beispielsweise zwei Besucher, die erst seit kurzer Zeit bei uns in Duisburg wohnen, zu ihrem Gefühl des Fremdseins befragt - Talkshowatmosphäre mit inbegriffen.

Wo bin ich zuhause, wo fremd? Ist das Fremdsein nur an einen Ort gebunden? Wie kann ich neue Kontakte knüpfen? Dies sind Fragen, die in dem Stück thematisiert werden. Baumgart und Bihl erzählen von einer Mädchen-Freundschaft, die an einer Freundschaft zu einem Jungen zerbricht. Und sie erzählen von einem Mädchen, das von Berlin in die libanesische "Heimat" abgeschoben wird, die sie noch nie gesehen. Die Geschichten werden zwar nur angerissen und nicht komplett erzählt, regen die Zuschauer aber an, miteinander ins Gespräch zu kommen. Interessant dabei: Bihl und Baumgart gelingt eine Direktansprache der Zuschauer, indem Informationen über Duisburg eingeflochten werden. Eine solche Flexibilität von Stück und Schauspielern ist eigentlich ungewöhnlich.

Das Stück greift - auch ohne es ausdrücklich zu nennen - das Akzente-Thema "Mercator" auf. Mercator ist ja auch Migrant, ein Fremder, der bei uns seine neue Heimat findet.

Mir persönlich ist es schon wichtig, bei Stücken, die im Rahmen des Akzente-Theatertreffens gezeigt werden, auch darauf zu achten, ob ein Bezug zu den Akzente-Thema sichtbar ist.

Eine Episode sei hier gezielt erzählt. Ich hatte ja über das Stück "Der Weg zum Glück" berichtet. Das Stück war am Sonntagabend zu sehen. Bei der Veranstaltung zum Fremdsein (siehe oben) kam ich mit zwei Herren - unabhängig voneinander - ins Gespräch. Einer sagte kategorisch, daß ihm das Glücksstück überhaupt nicht gefallen habe. Der andere Herr berichtete, daß ihm das Stück anfangs auch nichts gesagt habe. Erst als er sich einige Zeit später an den Untertitel der Akzente, nämlich "Vom Suchen und Finden" erinnerte, fand er einen Zugang zu dem Stück. Allerdings einen etwas komplizierten Ansatz, für den man schon gründliche Kenntnisse der Psychologie braucht.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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